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Es ist spürbar, dass wir ganz anders agieren als in der ver­gan­genen Saison“, sagte Horst Heldt jüngst. Da saß er beim Schalker Trai­nings­lager am Wör­thersee und beob­achtet stolz seinen neuen Trainer, dessen Ver­pflich­tung offenbar einen Men­ta­li­täts­wechsel im Klub her­bei­ge­zau­bert hatte. Das ist gerade mal 14 Tage her. Blickt man heute auf die Gescheh­nisse im Klub, muss man kon­sta­tieren: Der radi­kale Kurs­wandel ist selbst für Schalker Ver­hält­nisse rekord­ver­dächtig schnell Geschichte geworden. Längst herrscht wieder das königs­blaue Chaos. Und zwar an allen Fronten.

Drax­lers Ablöse ent­spricht nicht mehr seinem sport­li­chen Wert

Da ist einer­seits das Trans­fer­wirr­warr um Julian Draxler, der offenbar heftig von Juventus Turin umgarnt wird. Nun ist es so, dass Drax­lers kol­por­tierte Ablö­se­summen, seine öffent­liche Wahr­neh­mung und sein wahrer sport­li­cher Wert für die Mann­schaft in den ver­gan­genen zwei Jahren selten in Ein­klang zu bringen waren. Bei den Fans ist das Jahr­hun­dert­ta­lent wegen seiner all­som­mer­li­chen Flirts mit anderen Klubs nicht mehr unbe­dingt die Iden­ti­täts­figur, als die er gerne vom Klub sti­li­siert wird. Ein Ver­kauf, so mun­kelt man sich in der Nord­kurve schon länger zu, würde nicht unbe­dingt für Mas­sen­pro­teste und Ner­ven­zu­sam­men­brüche sorgen – wenn denn das Geld stimmt. Dass jedes Detail der Ver­hand­lungen zwi­schen Draxler und dem Cham­pions-League-Fina­listen an die Öffent­lich­keit gelangte, ist ohnehin Teil der Schalker Folk­lore.

Dass Juve den Schal­kern aber gar eine Leih­ge­schäft bis zum Sai­son­ende mit Kauf­op­tion ange­boten haben soll, deutet an, mit wel­cher Ernst­haf­tig­keit man der Partei Schalke 04 offenbar auf dem Trans­fer­markt gegen­über­tritt. Draxler selbst hält sich bedeckt, was wie­derum als eiserne Kon­zen­tra­tion auf seine sport­liche Leis­tung aus­ge­legt werden kann. Oder eben als stiller Abgang. Dass um ihn die neue junge, hung­rige S04-Mann­schaft der Zukunft auf­ge­baut werden soll, scheint ein stiller Wunsch­traum der Ver­eins­füh­rung zu sein. 

Hört nie­mand die Signale?

Da ist aber auch das Hick­hack um eines der größten Talente, das der Klub in den letzten Jahren aus­ge­bildet hat: U19-Kapitän Thilo Kehrer. Der Junio­ren­na­tio­nal­spieler ist näm­lich nicht zum Dienst aus der Som­mer­pause erschienen. Statt­dessen ließ sein Berater über die Medien erklären, dass Kehrer mitt­ler­weile bereits einen Ver­trag bei Inter Mai­land unter­schrieben habe. Was wie­derum bemer­kens­wert ist, weil Kehrer nach Mei­nung der Schalker einen gül­tigen Ver­trag mit S04 besitzt. Dass ein Jugend­spieler zwei Ver­träge bei zwei Klubs unter­schreibt, wirft natür­lich ein schlechtes Licht auf Spieler und Berater, lässt aber auch die Frage zu, wie so etwas über­haupt pas­sieren konnte? Offenbar scheint man sich beim Ruhr­ge­biets­klub noch immer nicht bewusst zu sein, dass in der eigenen Knap­pen­schmiede ein Gold­schatz schlum­mert, den man gefäl­ligst hegen und pflegen sollte, statt sich auf dem Trans­fer­markt nach zweit­klas­sigen Backups für Stamm­spieler umzu­sehen.

Nach 18 Jahren im Nach­wuchs­be­reich brauche ich jetzt erstmal eine län­gere Pause, viel­leicht sogar eine Kur“, ächzte U19-Mas­ter­mind Nor­bert Elgert nach der gewonnen Deut­schen Meis­ter­schaft seiner Junioren im ver­gan­genen Mai in die Mikros und deu­tete damit einmal mehr an, dass das Zusam­men­spiel der Pro­fi­ab­tei­lung mit dem Nach­wuchs alles andere als har­mo­nisch abläuft. Dass Elgert sich regel­mäßig mit den Por­fi­trai­nern um die Abstel­lung seiner Nach­wuchs­spieler für das Pro­fi­trai­ning streiten muss und zuneh­mend ver­zwei­felt wirkt, ist ein offenes Geheimnis. Dieses Alarm­si­gnal scheint jedoch noch nicht bei allen im Verein ange­kommen zu sein.