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Ich bin der glück­lichste Mensch der Welt“, jubelt Fran­zisco Ojala ins Mikrofon des perua­ni­schen Fern­se­hens. Der Taxi-Fahrer aus Lima gehört zu den knapp 50.000 Ticket­be­sit­zern, die heute Nacht live im Estadio Nacional“ dabei sein dürfen, wenn Peru erst­mals nach 35 Jahren wieder nach den Sternen greift. Es geht darum, der einen Hälfte der 31 Mil­lionen Ein­wohner das zu ermög­li­chen, was die andere Hälfte noch nicht erlebt hat. Ein WM-Spiel mit perua­ni­scher Betei­li­gung. Wie groß die Party werden könnte, sollte es klappen, lässt eine Nach­richt des perua­ni­schen Arbeits­mi­nis­ters erahnen: Der erklärte für den Fall einer WM-Qua­li­fi­ka­tion den Don­nerstag zum Fei­ertag.

Die letzte WM-Partie Perus endete am 22. Juni 1982 um 19:03 Uhr im spa­ni­schen La Coruna mit einer bit­teren 1:5‑Niederlage gegen Polen. Bei den Sie­gern spielten so klang­volle Namen wie Lato oder Boniek mit. All jene Peruaner, die unter 40 Jahre alt sind, kennen das nur aus den Erzäh­lungen der Eltern und Groß­el­tern. In den letzten 35 Jahren ist viel pas­siert in Peru. Ein Sieg würde helfen, die tiefen Wunden zu heilen oder zumin­dest die Ver­gan­gen­heit ein wenig zu ver­gessen.

Der Papst soll helfen

Die Ver­gan­gen­heit sitzt näm­lich im Gefängnis: Alberto Fuji­mori, Prä­si­dent von 1990 bis 2000, schickte wäh­rend seiner Amts­zeit Todes­schwa­dronen los, um seine Gegner ermorden zu lassen. Ein ultra­rechter Hard­liner, der schwere Men­schen­rechts­ver­let­zungen auf dem Gewissen hat. Seine Tochter Keiko greift selbst nach der Macht. Viele in Peru haben Angst vor einer Rück­kehr der unheim­li­chen Familie, andere sehnen sie dagegen herbei. Auf der gegen­über­lie­genden Seite des poli­ti­schen Spek­trums lauert der Leuch­tende Pfad“.

Die kom­mu­nis­ti­sche Gue­rilla-Orga­ni­sa­tion war betei­ligt an den blu­tigen Gemet­zeln, die unter anderem viele Todes­opfer unter der quechua-spra­chigen Land­be­völ­ke­rung for­derten. Bis heute geht ein tiefer Graben durch die perua­ni­sche Gesell­schaft. Schuld, so heißt es, hat der jeweils andere. Zwar ist der Bür­ger­krieg schon längst vorbei und das Land gilt aus wirt­schaft­li­cher Sicht als einer der Auf­steiger Süd­ame­rikas, doch ver­gessen ist all das Leid der Ver­gan­gen­heit nicht. In der Seele des perua­ni­schen Volkes ist der Schmerz, der jünger ist als das letzte WM-Spiel des Landes, noch immer fest ver­an­kert. Im Januar kommt Papst Fran­ziskus nach Peru, er wird ver­su­chen bei dem lang­wie­rigen Ver­söh­nungs­pro­zess zu helfen.