Was ist Bayerns 4:1‑Erfolg gegen Chelsea wert im Hinblick auf das Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Barcelona? Fünf Beobachtungen.
Wenn renommierte Vereine wie der FC Chelsea im August nach München reisen, gehen sie damit normalerweise Sponsorenverpflichtungen nach. In diesem Jahr ist jedoch alles anders. Kein vollkommen unbedeutendes Vorbereitungsturnier zwang die Londoner nach Deutschland – sondern das verspätet ausgetragene Achtelfinale der Champions League.
Dass die Partie dennoch eher an einen lauen Sommerkick als an ein K.O.-Rundenspiel der Königsklasse erinnerte, lag an der Ausgangslage: Nach dem 3:0‑Erfolg im Hinspiel waren die Bayern praktisch weiter, nach dem frühen Elfmeter-Tor durch Robert Lewandowski war die Partie endgültig entschieden. Lässt sich aus diesem Spiel trotzdem etwas ableiten für das Viertelfinale gegen den FC Barcelona? Wie steht es um die Münchener Chancen, den Triple-Triumph aus dem Jahr 2013 zu wiederholen? Fünf Beobachtungen.
1. Münchener, gierige Münchener
Zu den wenigen Vorzügen von Geisterspielen gehört die Tatsache, dass der Zuschauer die Spieler auf dem Feld belauschen kann. Chelsea-Fans dürfte das wenig gebracht haben. Zu hören waren nämlich nur die Münchener Spieler.
„Weiter!“, „Thomas, vor!“, „Serge, rüber!“ – es verging keine Sekunde, in der sich die Bayern-Akteure nicht gegenseitig anstachelten. Die Spieler forderten sich gegenseitig auf, ins Pressing zu gehen, wiesen sich die taktisch besten Positionen zu oder bestätigten sich einfach gegenseitig, wie „geil“ das geglückte Tackling war.
Am Lautesten brüllten die Rädelsführer Thomas Müller, Joshua Kimmich und David Alaba. Es war laut und deutlich zu vernehmen, wie ernst die Bayern das Spiel genommen haben – und wie gierig sie auf diesen Champions-League-Triumph sind.
2. Das Pressing bleibt die Hauptstärke der Bayern
Besonders heftig feuerten sich die Bayern an, sobald die gegnerischen Verteidiger den Ball hatten. Bundesliga-Teams kennen (und fürchten) bereits, was die Londoner am Samstagabend erleben mussten: Die Bayern lassen ihrem Gegner keine Ruhe am Ball, rücken weit vor und stören schon am gegnerischen Strafraum.
Erneut überzeugten die Bayern nicht nur mit Willenskraft und Tempo, sondern auch mit taktischer Finesse: Ihr nominelles 4 – 2‑3 – 1‑System formten sie im Spiel gegen den Ball so passgenau um, dass sie stets sämtliche Anspielstationen für den Gegner am Ball zustellen konnten. Müller pendelte dabei von links nach rechts und wieder zurück. So verhalf er seiner Mannschaft stets zu einer Überzahl im Spiel gegen den Ball. Das hohe Pressing bleibt das Herzstück von Hansi Flicks Bayern.