Der KFC Uerdingen steht vor dem Aus. Mikhail Ponomarev wollte seine Anteile verkaufen, gestern verkündete der Russe aber, dass sich kein neuer Investor gefunden habe. Wie reagieren die Fans? Matthias Finken, Vorsitzender „Supporters Club Krefeld e.V.“, im Interview.
Matthias Finken, bis gestern Abend ging der KFC-Anhang fest davon aus, dass Mikhail Ponomarev einen neuen Geldgeber aus dem Hut zaubert. Nun verkündete der Russe tränenreich, dass er keinen gefunden hat. Sind Sie sauer?
Sehr ernüchtert. Meine Hoffnungen waren sehr groß, dass es mit Drittligafußball in Krefeld weitergeht und sich auf dieser Grundlage die Strukturen im Verein weiter entwickeln lassen. Dadurch, dass sich niemand gefunden hat, der in den Klub investiert, ist das nun eher ungewiss.
Ponomarev hat den Verein und seine Mitglieder bis zum Schluss im Unklaren gelassen. Eigentlich wollte er gestern die Pläne des neuen Ankerinvestors präsentieren und die Mitgliederversammlung anschließend innerhalb von drei Tagen über dessen Einstieg abstimmen lassen. Nun steht der Verein mit leeren Händen da. Fühlen Sie sich von Ponomarev verraten?
Hintergangen fühle ich mich nicht! Ponomarev hat schon im Dezember gesagt, dass er sich zum Sommer aus dem Klub zurückziehen will. Das fand ich fair. Und bezüglich der neuen Investoren ist er nie konkret geworden: Einmal war eine armenische Investorengruppe sei beim Auswärtsspiel gegen Türkgücü, dann wurde plötzlich wieder von Japanern gemunkelt. Ich habe das eher emotionslos gesehen. Gerüchte gibt es beim KFC ja immer wieder. Dass es ein Restrisiko gibt und sich kein Geldgeber findet, war mir bewusst.
Wie haben Sie die gestrige Infoveranstaltung erlebt?
Zumindest habe ich Erkenntnisse hinzugewonnen, was das „Was wäre, wenn…?“-Szenario anbetrifft. Sprich: Mit Geldgeber haben wir hier Drittligafußball, ohne lässt sich die gegenwärtige Mannschaft nicht finanzieren und wir müssen in die Regionalliga.
Und damit können Sie leben?
Was bleibt mir übrig? Jetzt hängt es von der Mitgliederversammlung und von Ponomarev ab, der nicht nur Investor ist, sondern auch als Präsident in der Verantwortung steht, wie sie die Situation bestmöglich lösen.
„Nicht nur ein sportlicher Rückschritt, auch ein struktureller“
Wie schlimm wäre es, wieder in der Regionalliga aufzulaufen?
Der KFC und Fußball in Krefeld funktioniert für mich sowohl ligaunabhängig als auch losgelöst von den handelnden Personen. Deswegen wird sich an meiner Liebe zum Verein nichts ändern. Die Hauptsache ist, dass es irgendwie weitergeht. Was aber wehtut, ist, dass der sportliche Weg, der in den letzten vier Jahren beschritten wurde, nun abrupt endet und damit der Verein auch an anderer Stelle, sei es bei einer neuen Geschäftsstelle, beim Mitarbeiterstamm, bei den Trainingsmöglichkeiten oder in der Jugendarbeit, weit zurückgeworfen wird.
Immerhin renoviert die Stadt derzeit aufwändig die Grotenburg.
Stimmt, da sind bereits 10 Millionen Euro investiert worden. Da geht es sicherlich auch weiter, aber an vielen anderen Stelle eben nicht. So gesehen wäre die Regionalliga nicht nur ein sportlicher Rückschritt, sondern auch ein struktureller.
Zieht sich zurück: Investor und Präsident Mikhail Ponomarev.
Die Regionalliga birgt zumindest die Chance, dass der KFC sich vom schlechten Image befreien kann, für das Ponomarev mit seinen polternden Auftritten gesorgt hat, seinen Tweets und den wiederkehrenden Ankündigungen, Spielegehälter nicht zu bezahlen.
Auch da bin ich eher emotionslos. Natürlich kann sich immer alles zum Besseren verändern. Aber auch in der vierten Liga kann ein Investor wie bei uns vor Jahren „Lakis“ (Agissilaos Kourkoudialos, d.Red.) kommen und die Vereinsbelange bestimmen. Und der hat es eher schlechter als Ponomarev gemacht.
Haben Sie noch Hoffnung, dass bis Saisonende vielleicht doch noch ein potenter Geldgeber kommt?
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Der KFC hat als Faustpfand zumindest eine Drittligalizenz und für sportaffine Geldgeber ist vielleicht auch die Renovierung des Stadions von Interesse. Wie sich alles weitere entwickelt, müsste ein Investor dann mit der Stadt besprechen.
Und wenn es doch runter geht?
Dann würde ich mich freuen, wenn wir den Verein konsolidieren, das Stadion fertigbauen und dann noch mal einen Angriff auf die 3. Liga starten. Aber erst einmal hoffe ich, dass sich kurzfristig noch eine andere Möglichkeit auftut.