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Herr Mer­te­sa­cker, wer hat Ihnen das Fuß­ball­spielen bei­gebracht?
Zuerst mal mein Vater, der selbst sehr Fuß­ball- und Sport­be­geis­tert war. Und dann so in meiner Zeit damals, Ende der 50er Jahre, haben wir uns das eigent­lich selbst bei­gebracht, auf der Straße mit den Nach­bar­kin­dern. Wir haben immer zwi­schen den Häu­sern gebolzt oder auf Wie­sen­flä­chen, Stra­ßen­flä­chen.

Ver­einslos?
Nein, 1958, als ich sieben Jahre alt war, bin ich in die Knaben“ der TSG Wil­de­mann, da wo ich geboren bin. Ein ganz kleiner Verein.

Welche Posi­tion?

Das weiß ich noch ganz genau. Damals rechter Ver­tei­diger. Ich war klein und dick und langsam. Und wurde dann immer hinten rechts hin­ge­stellt. Naja, mit sieben Jahren ist das so. Gut genährt. So ist das zustande gekommen.

Und wie ging es dann weiter?
Da ich sehr unbe­weg­lich war, habe ich Fuß­ball nie regel­mäßig betrieben. Ab und zu mal mit den Jungs auf der Straße. So hat sich das wei­ter­ent­wi­ckelt bis zum 14. Lebens­jahr. Von da an habe ich dann im Winter den zweiten Sport betrieben, den man im Harz gerne mal macht, näm­lich Ski­lang­lauf. Durch diese enorme Aus­dauer aus den Win­ter­mo­naten ging es dann auch im Sommer auf dem Rasen unheim­lich bergauf. Durch die läu­fe­ri­sche Leis­tung konnten wir die meisten anderen Mann­schaften schlagen. So wuchs natür­lich die Moti­va­tion für den Fuß­ball­sport.

Spielen Sie immer noch?

Nein. Ich habe sech­zehn Jahre Leis­tungs­fuß­ball gespielt und noch die Vor­jahre dazu, dann muss man das mit 38 nicht mehr haben.

Was heißt Leis­tungs­fuß­ball?

Ich bin mit 20 Jahren in die Ver­bands­liga gegangen nach TuSpo Peters­hütte. Das war damals die viert­höchste Liga. Wir haben viel hier im Kreis Han­nover gespielt. Gegen Sport­freunde Rick­lingen, Sport­freunde Anderten, Stern Mis­burg, Polizei Han­nover. Das war damals so die Ver­bands­liga Süd. Da habe ich 12 Jahre lang gespielt.

Und Geld ver­dient?

Nein. Ein biss­chen Fahr­geld und 15,- DM haben wir gekriegt, pro Punkt. Da wir aber meis­tens um den Abstieg gekämpft haben, ist da nicht viel bei raus gekommen. Dann habe ich noch die letzten vier Jahre hier in Rick­lingen gespielt. Und danach hatte ich – auf Deutsch gesagt – die Schnauze voll. Aber als die Kinder etwas größer waren, habe ich als Trainer wieder ange­fangen. Da habe ich auch wieder einen Sinn drin gesehen. Die eigenen Kinder sollten schon mit dem Sport auf­wachsen. Ich habe ja drei Söhne und habe teil­weise über Jahre drei Mann­schaften trai­niert. Erst in Pat­tensen, da haben wir ganz klein ange­fangen. Wirk­lich ganz klein, mit Per und Dennis, meinem Ältesten. Ohne Zuschüsse mit ein paar Pfen­nigen in der Mann­schafts­kasse. Tri­kots hatten wir 15 Stück.

Wer war Ihr erster Trainer?
Anfangs hat uns mein Vater trai­niert. Es gab natür­lich nicht so viele Leute, die damals ehren­amt­lich was machen wollten. Früher natür­lich noch mehr als heute. Mein Vater hat das Amt über­nommen und wir waren ein­fach froh, dass wir einen hatten, der die Leute zusammen gekarrt hat.

Wie war das mit dem eigenen Vater als Trainer?

Damals hatte man ja Auto­ri­täts­ver­hält­nisse. Nicht so wie heute. Obwohl das bei uns auch man­ches Mal noch relativ auto­ritär ist. Aber damals, da gab es ja kein Pardon. Mein Vater hat mich auch gna­denlos raus genommen. Naja, ich war auch nicht so gut. Der hat gesagt: Du lernst es sowieso nicht.“ Das war halt damals so. Trainer und Vater zu sein ist nicht ein­fach. Wenn meine Kinder ein wenig besser waren, habe ich gesagt, gut, bleib mal draußen und lass den anderen spielen. Das musste man dann natür­lich erklären. Mein jüngster Sohn war ein biss­chen schlechter. Den habe ich dann spielen lassen, damit er es lernt. Das ist dann natür­lich auch nicht immer auf Gegen­liebe gestoßen. Da habe ich bestimmt Fehler gemacht, das muss man deut­lich so sehen. Dann habe ich ihn sehr viel gelobt und meine beiden anderen Kurzen haben gesagt, was ist denn mit dir los? Letztes Jahr hast du ihn nur zusammen geschissen, jetzt lobst du ihn nur. So gut spielt der doch gar nicht. Dieser Zwie­spalt war schon da zwi­schen Vater und Trainer.

In wel­cher Jugend haben Sie Ihre Kinder trai­niert?
Das ging damals mit der G‑Jugend los. Per und Timo habe ich bis cirka C‑Jugend trai­niert. Und den Großen, der eigent­lich ein Anti-Fuß­baller ist, sogar bis zur A‑Jugend.

Wie wichtig war Technik und Aus­dauer im Ver­hältnis in ihrem Trai­ning?
Da haben wir viel Mist gebaut früher. Im Nach­hinein ist man da klüger. Aber so schlecht kann es auch nicht gewesen sein. Wir haben eigent­lich nur was mit dem Ball gemacht. Fast nur Ball­spiele, Ball­technik. Zwi­schen­durch mal Aus­dau­er­läufe, das schon, aber immer viel mit dem Ball. Außer wenn sie schlecht gespielt haben, dann gab es Sank­tionen. Die natür­lich völ­liger Quatsch waren. Würde ich heute nicht mehr machen, aber gut, ist so gewesen.

Wie viel Post bekommt Per in der Woche?
Alle drei Wochen bringt er die mit und dann sind das schon mal 50 bis 60 Briefe.

Wie viele Lie­bes­briefe?
Da sind auch welche dabei. Ich denke, im Schnitt sind das zwei oder drei.

Wie wird damit umge­gangen?

Auto­gramm­karte und eine nette Ant­wort. Muss man so irgendwie mit leben. Du kannst ja nicht jeden Brief beant­worten.

Aber die werden nicht an die Brüder wei­ter­ge­geben?

Nein! (lacht) Das habe ich ja über­haupt noch nie gehört.

Eine Freundin hat er?
Per hat eine Freundin, ja. Im letzten Jahr­gang der Schule kennen gelernt und da ist er auch relativ häufig mit zusammen. Ganz nor­males Ver­hältnis, wie jeder andere 21-jäh­rige auch. Ganz nor­male Geschichte.

Wie lange darf Per noch zu Hause wohnen?
Ist eine gute Frage. An sich müssen wir ihm das letzt­end­lich wohl selbst über­lassen. Wenn er morgen sagen würde, ich will woan­ders hin, dann würde ich ihm nie sagen, du bleibst jetzt. Kein Thema. Wenn er das irgend­wann sagt, dann ist er viel­leicht auch schon ein biss­chen weiter, so dass er aus­wärts selbst­ständig zu Recht kommt. Aber noch fühlt er sich zu Hause wohl mit seinen Brü­dern. Die haben Spaß zusammen. Der braucht das auch. Und ich weiß wirk­lich nicht, wie das ist, wenn er irgendwo außer­halb wohnt. Im Moment bin ich ganz froh, dass er sich noch bei uns aus­heulen kann. Wäre auch schön, wenn er nicht so weit weg wäre, dass man auch immer noch ein biss­chen gucken kann. Die Jungs, naja, die bleiben ja auch, also ich war mit 28, 29… ich weiß ja nicht, wie das bei Euch gewesen ist, aber die kriegen alles gemacht, gebü­gelt, da gibt es was zu essen, da musst du nichts machen. Muss dich um nichts küm­mern. Kannst nur abends weg­gehen und fertig. Gibt sicher­lich auch andere, aber so die typi­schen Jungs…

Was ist in Pat­tensen los? Kann sich Per da noch ganz normal bewegen?

Ja, ganz normal. Er kommt auch mit, wenn sein Bruder Fuß­ball spielt in der 9. oder 10. Liga. Er kennt ja auch die Leute dort, die Leute kennen ihn. Wir haben da über­haupt keine Berüh­rungs­ängste. Wir sind ja ganz nor­male Men­schen. Und wollen auch ganz nor­male Men­schen bleiben. Wir haben noch alle Bekannten. Alles läuft bei uns so normal weiter wie vorher, als wenn es das alles nicht gegeben hätte.

Es ist aber auch erklär­ter­maßen so, dass sie alles wei­ter­laufen lassen wie bisher?

Wir sind ja gar nicht die Typen, die einen raus­kehren und sagen mein Sohn…“. Um Gottes Willen. Über­haupt nicht unsere Art. Ich hoffe auch nicht, dass das so rüber­kommt. Auch wenn wir Samstag, Sonntag Fuß­ball gucken. Da gehe ich zum Bei­spiel nicht in den VIP. Wir sitzen bei unseren Mann­schaften von 96 und da fühlen wir uns wohl. Da kannst du auch mal jubeln und mal flu­chen. Das ist unser Ding. Ich laufe da nicht mit Schlips rum.

Wie ist Ihr Enga­ge­ment bei 96 über­haupt zustande gekommen?

Eigent­lich durch den Über­gang von Per von Pat­tensen zu 96. Das war im Jahr 95. Da sah man in Pat­tensen, dass man nicht in höheren Klassen spielen kann, immer nur Kreis­liga. Wir hatten da Rie­sen­ta­lente, wir haben da auch wirk­lich viele Meis­ter­schaften in Pat­tensen geholt. Wir sind dann zu 96 mit meh­reren rüber. Ein Jahr war ich Trainer bei Per in der D‑Jugend. Nebenbei habe ich noch die A‑Lizenz gemacht. Und nach diesem einen Jahr gab es bei 96 dann keinen Jugend­leiter mehr. Ich hatte mich gar nicht beworben. Die haben gefragt: ja, okay, machen wir. Wir hatten ein Team mit dem Mirko Slomka damals und Markus Olm. Der ist jetzt A‑Ju­gend-Trainer. So hat das ange­fangen. Ein paar Jahre später hatten wir dann keinen Ama­teur­leiter mehr. Da bin ich auch gefragt worden. Und seit 95, jetzt 11 Jahre, bin ich als Funk­tionär bei 96 tätig. Habe also auch alles mit­ge­macht. Höhen, Tiefen, dritte Liga, und war 94 sechs Tage Pro­fi­trainer der Zweit­li­ga­mann­schaft. Der Willi Gra­mann war damals Schatz­meister, die Kinder hatte ich trai­niert, und der sagte, du musst mir helfen, wir müssen den Schaf­stall ent­lassen und der Peter Neururer kommt erst und wir brau­chen jemanden in der Woche, der die Mann­schaft bei Laune hält. Dann habe ich gesagt, okay, mache ich. Das war eine Nacht und Nebel Aktion. Die riefen Mon­tag­morgen an und Mon­tag­mittag stand ich auf dem Platz.

Welche Erfah­rungen konnten Sie aus Spie­ler­zeiten für ihre spä­tere Trai­ner­funk­tion nutzen?
Durch Fuß­ball kriegt man ja, hoch­tra­bend aus­ge­drückt, so genannte Schlüs­sel­qua­li­fi­ka­tionen wie Dis­zi­plin, Team­geist, Kame­rad­schaft. Gewinnen oder ver­lieren, diesen Auto­ma­tismus nimmt man natür­lich mit in die heu­tige Zeit. Was wir auch noch ver­su­chen bei 96 ist, die ganze Jugend­ar­beit fami­liär zu halten. Und es gibt gewisse Regeln: Guten Tag“ sagen, grüßen, Freund­lich­keit, Auf­ge­schlos­sen­heit. Wir wollen außerdem, dass die Jungs uns kennen lernen und umge­kehrt. Das man sich bei uns so eini­ger­maßen wohl fühlt. Naja, solche Grund­lagen. Natür­lich nicht so streng wie früher. Neben den fuß­bal­le­ri­schen Aspekten natür­lich. Lei­den­schaft, Begeis­te­rung, Ehr­geiz, dass die Jungs auch im Trai­nings­spiel gewinnen wollen. Dieses mit dem Herzen dabei sein, was unheim­lich wichtig ist für einen Fuß­baller. Fuß­ball leben. Das ver­su­chen wir wei­ter­zu­geben. Das wir dabei natür­lich nicht alles richtig machen, ist klar, aber ich sage immer, zwei Sachen sind wichtig: Kon­se­quenz und Zunei­gung. Die Jungs müssen Kon­se­quenzen erfahren, damit sie wissen, da geht’s lang, da geht’s weiter. Und dann müssen sie merken, Mensch, da kann ich auch mal hin­gehen, wenn ich Pro­bleme habe. Der ist nicht so, dass er nur drauf haut, mit dem kann man auch ver­nünftig reden. Der hört sich das an und ver­sucht, unsere Pro­bleme zu lösen.

Scouts von 96 sind ständig unter­wegs. Ab wel­chem Alter kann man erkennen, aus wem etwas werden könnte?
Wir sind in letzter Zeit dazu über­ge­gangen, dass die Kinder, wenn sie noch sehr jung sind, also F‑Jugend, E‑Jugend, bis zum zehnten Jahr, nur zu uns kommen, wenn sie in der Nähe wohnen. Dann spielen wir mit denen Fuß­ball, trai­nieren ordent­lich, basta. Denn man kann nicht einen Elf­jäh­rigen oder Zehn­jäh­rigen schon aus Göt­tingen holen. Das bringt über­haupt nichts. Wir fangen an zu gucken, aber auch dann nur, wenn die Fahrt­zeit nicht zu groß wird, sagen wir mal mit dem zwölften, drei­zehnten Lebens­jahr. Dann sagen wir schon, Mensch, wo wohnst du, Garbsen, das geht, wo wohnst du, Nien­burg, musst noch bis zur B‑Jugend oder älteren C‑Jugend dort bleiben. Da fangen wir an. Denn wir haben die Erfah­rung gemacht, wenn du zu früh anfängst, mit Zwölf­jäh­rigen schon, die jeden Tag zwei Stunden unter­wegs sind, da leidet die Schule, dann geht mög­li­cher­weise noch die Ehe kaputt, weil ständig einer unter­wegs ist. Wir gucken also ab zwölf in der Umge­bung und mit 15, 16 kommen die Jungs aus Nien­burg, aus Göt­tingen mit dem ICE, das geht dann relativ schnell. Oder wir bringen sie hier unter. In Wohn­ge­mein­schaften, wenn sie gereift sind, oder auch bei Pfle­ge­el­tern. Aber ansonsten im klei­neren Bereich nur aus der Umge­bung.

Das heißt, wenn ein 15jähriger Junge gut am Ball ist, bekommt er wegen einer vagen Hoff­nung neue“ Eltern?
Ich habe da ein Bei­spiel: Morton Jensen, der jetzt viel­leicht am Samstag im Tor spielt. Wir haben den damals mit 16 für die B‑Jugend geholt. Aber wir haben ja kein Internat. Da haben wir einen älteren Kol­legen gefragt, der noch ein freies Zimmer hatte. Schule nebenbei haben wir auch besorgt. Wir haben da eine Schul­ko­ope­ra­tion mit der KGS Hem­mingen. Nun hat er sich bombig ent­wi­ckelt. Ist Ama­teur­tor­wart mit 18, könnte noch A‑Jugend spielen. Und saß jetzt sogar bei den Profis schon mit auf der Bank in Glad­bach. So schnell kann das dann gehen.

Stellt der Verein auch Aus­bil­dungs­plätze?
Wir haben ja eine Menge Spon­soren. Über Harald Wendt haben wir bei Daimler Chrysler Leute unter­ge­bracht. Oder bei Conti, auch mal bei VW. Martin Kindt hat Büro­kauf­leute von uns. In unserer Geschäfts­stelle haben wir Prak­tika zur Ver­fü­gung gestellt bekommen. Blade Runner, unser Aus­rüster, hat auch zwei von uns, die da eine Lehre machen. Das ist unheim­lich wichtig. Wenn die kommen und sagen, Mensch ich brauche irgendwas, dann küm­mern wir uns darum. Aber die müssen dann natür­lich nebenbei zur Berufs­schule gehen und das muss klappen. Die können da keinen auf Larry machen. Sie haben feste Arbeits­zeiten und für Sport werden sie frei gestellt.

Das ist ein sehr großer Auf­wand, der dort im älteren Jugend­be­reich betrieben wird. Lohnt sich das denn wirk­lich?
Der Auf­wand wird betrieben, klar. WG oder Fahr­geld und Ver­trag, das sie hier leben können, das wird schon gemacht. Nur, du kriegst nicht alle hoch. Wenn du einen hoch kriegst pro Jahr­gang, dann hast du schon alles erreicht. Einen pro Jahr­gang in den Pro­fi­be­reich ein­führen, das ist unsere Ziel­set­zung.

Aber die Jugend­ar­beit ist schon so ange­legt, das es prin­zi­piell jeder Spieler bis in den Pro­fi­be­reich schaffen soll?
Sagen wir mal ganz deut­lich: Es inter­es­siert, ich über­treibe mal, absolut nie­manden, ob die Meister werden oder nicht. Wäre ein schönes Neben­pro­dukt, wenn die A‑Junioren jetzt Bun­des­liga-Meister werden würden. Oder die B‑Junioren, D‑Junioren Kreis­meister. Die Kinder freuen sich und der Trainer auch. Aber ent­schei­dend ist: Was kommt oben an? Der Verein sagt ganz klar: dafür ist Jugend­ar­beit da. Des­wegen spielen ja ein Morton Jensen oder Sören Halfar, die beide noch A‑Jugend spielen könnten, schon höher, damit sie ran­ge­führt werden. Wir könnten die auch alle in den gleich­alt­rigen Klassen spielen lassen, weil wir sagen, wir wollen Meister werden. Wollen wir aber nicht. Wir wollen indi­vi­duell die Jungs nach oben bringen. Das ist das Ent­schei­dende.

Warum ist dann nicht die Ziel­set­zung höher als ein Spieler pro Jahr­gang?
Das ist eine gute Frage. Nor­ma­ler­weise müssten wir selbst sagen, wir müssten vier oder fünf nach oben bekommen. Kriegst du nicht hin. Aus ver­schie­denen Gründen. A wird von oben viel­leicht auch nicht genug geför­dert. Im Moment haben wir Pro­bleme, dass auch gute Ama­teur­spieler oben nicht trai­nieren, weil der Bereich abge­schlossen ist. Ein wei­terer Grund ist, dass die ein­fach bis zum Ende nicht durch­kommen, weil sie es von sich aus, vom Cha­rakter her, von der Ein­stel­lung her nicht packen. Irgend­etwas pas­siert, dann gehen sie nicht mehr zum Trai­ning, sind ver­letzt und melden sich nicht ab. Ein­fach mensch­liche Schwä­chen. Wir sagen immer drei Dinge sind ent­schei­dend: F‑K-K. Fuß­ball –Kopf – Körper. Ein guter Fuß­baller, ein guter Körper, aber wenn der Kopf fehlt, die fal­sche Ein­stel­lung da ist, geht es irgend­wann nicht mehr weiter. Und da hoch zu kommen ist auch nicht so ganz ein­fach. Da müssen die drei Dinge da sein. Und du musst Glück haben, dass du von oben auch gesichtet wirst und rein­ge­führt wirst. Und wenn du dann da oben spielst, musst du auch noch ordent­lich spielen, damit du oben bleibst.

Spielt man bei 96 erstmal in der A‑Jugend, steigen auch die Chancen, von oben ent­deckt zu werden. Die jungen Spieler sind kurz davor’. Wie geht man in der Jugend­ab­tei­lung psy­cho­lo­gisch mit diesen Aus­sichten um?
Wir sagen den Jungs immer, auch den Klei­neren schon, ganz klar und deut­lich: du musst davon aus­gehen, dass du kein Profi wirst. Punkt, Ende, Aus. Denn die Eltern sind ja wie die Ver­rückten. Mein Junge muss Bun­des­liga spielen!“ Wir sagen denen, du musst immer vom Schlech­testen aus­gehen, das ist Ansage. Du kannst nie mit Fuß­ball Geld ver­dienen. Aber wenn die genau wissen, es kommt einer hoch, oder zwei, leben die natür­lich trotzdem immer mit einem wahn­sin­nigen Druck. Schaffe ich es oder schaffe ich es nicht? Für uns ist es ganz wichtig, dass wir darauf achten, was die nebenbei machen? Wir achten auf die Schule, haben einen ehren­amt­li­chen Lauf­bahn­be­rater der guckt, was ist da los. Müssen wir im Zeugnis nach­helfen? Können wir für dich eine Lehr­stelle finden? Damit die, die es mal nicht schaffen, auf­ge­fangen werden. Und das sind nicht wenige. Es ist ja nicht ganz ein­fach, Profi zu werden. Das ganze Land spielt Fuß­ball. Zuletzt bleibt dann oft nur die Ent­täu­schung. Da machen wir auch noch viel falsch. Wir wollen ja auf alle Fälle ver­hin­dern, dass die Jungs dann geschä­digt“ nach Hause gehen. Das sie einen Knacks kriegen. Weil sie irgend­wann merken, Mensch, es kommt nur einer hoch und ich schaffe es ein­fach nicht. Das ist ein Rie­sen­pro­blem, aber nicht nur bei uns, son­dern überall. Und die Jungs haben ja nur eins im Kopf in der A‑Jugend: Alle 20 wollen hoch. Die stehen direkt vor der Tür. Manche schaffen es, manche sacken irgendwo ab. Da gibt es unter­schied­liche Wege und Typen. Wir haben super Talente gehabt, die dann zum Bei­spiel aus Kopf­gründen ste­cken geblieben sind. Und dann hatten wir in der A‑Jugend einen jungen Spieler wie den Hannes Winzer, der hat sich bei den Ama­teuren mit dem Trainer so ein biss­chen gek­ab­belt und dann ist er nach Havelse und da spielt er jetzt 5. Liga und macht Bom­ben­spiele. Viel­leicht schafft der es ja auch noch mal. Man kann auch mit 24 noch Profi werden.

Was muss sich auf Seiten des Pro­fi­trai­ners ver­än­dern? Wäre ein hung­riger Mon­ta­bell nicht besser als ein Brdaric, der 10 Spiele das Tor nicht trifft? Müsste der Trainer nicht mutiger sein?
Es ist ja häufig so, dass unsere Bun­des­liga-Trainer natür­lich mehr Ver­trauen in ihre fer­tigen Spieler haben. Ein­fach das Ver­trauen, so einen jungen Spieler mal durch­spielen zu lassen, ist nicht da. Das liegt natür­lich auch daran, dass der Druck auf den Trainer unheim­lich groß ist. Das ist ja das Pro­blem im heu­tigen Fuß­ball. Wenn du zwei, drei Spiele ver­lierst, dann fragen die Spon­soren schon, was ist denn mit euch los? Dann hast du ein leeres Sta­dion und so weiter. Das ist ja heute das Schlimme“ am Fuß­ball. Da hängt sehr viel am Geld. Wenn du keinen Erfolg hast als Trainer, dann dauert das zehn Spiele und dann bist du weg. Und des­wegen ist es so schwierig für einen Trainer, junge Leute zu bringen. Es sei denn, du musst, weil du kein Geld hast. Siehe Kai­sers­lau­tern, siehe damals Stutt­gart. Und dann sieht man mit einem Mal, die sind ja gar nicht so schlecht. Die spielen ja wie die anderen auch. Oder viel­leicht sogar besser. Und es ist ja Gott sei Dank im deut­schen Fuß­ball inzwi­schen so, dass wieder viele Junge spielen. Die U17 ist jetzt im Halb­fi­nale der Euro­pa­meis­ter­schaft, die U21 spielt oben mit. Da sind viele Spieler, die jetzt auch Stamm­spieler in der Bun­des­liga sind. Des­wegen sind die ja so gut. Das ist in den letzten Jahren ja Gott sei Dank wie­der­ge­kommen. Und warum haben wir eine junge Abwehr? Weil es von 25 – 30 immer nur Aus­länder in der Bun­des­liga gab, die dann die Posten über­nommen haben. Damals hat man die Jungs halt nicht geför­dert. Und jetzt sind wir wieder dabei und des­wegen haben wir so eine junge Mann­schaft. Die viel­leicht jetzt im Jahr 2006 ein­fach über­for­dert ist. Durchaus mög­lich.

Wie ist das Kon­zept der Jugend­ar­beit bei Han­nover 96?
Damals, so 96, als ich ange­fangen habe als Jugend­leiter, haben wir uns hin­ge­setzt und uns gefragt, wie wollen wir das denn anfangen? Dann habe ich mit dem Mirko Slomka gesagt, wir müssen unser Kon­zept auf vier T’s stellen. Ers­tens: Trainer. Wir brau­chen gute Trainer. Trainer sind das Wich­tigste. Fuß­ball ist Dienst­leis­tung. Und bei Dienst­leis­tungen brauchst du gute Leute, keine Maschinen und keine Gebäude. Zwei­tens: Trai­ner­fort­bil­dung. Wir machen inzwi­schen einmal im Monat eine große Trai­ner­fort­bil­dung mit allen Trai­nern. Dazu kommt natür­lich drit­tens noch Talent­sich­tung, was inzwi­schen auch ein biss­chen besser wird bei uns. Das vierte T ist Talent­för­de­rung. Da machen wir auch eine ganze Menge. Aller­dings, das ganz große Pro­blem ist, dass die 10, 11, 12jährigen in aller Regel ganz oben nicht ankommen. Es kommen mit 15, 16 immer wieder neue Spieler dazu, die wei­tere Anfahrts­wege haben. Die sind noch nicht so aus­ge­reizt. Die haben früher mehr so aus Spaß Fuß­ball gespielt, auf der Straße, und die sagen jetzt: ich will. Und unsere, die von klein auf dabei sind – manchmal haben wir da zu viel gemacht. Wir haben schon über­legt, fahren wir nicht zuviel zu Tur­nieren? Wollen wir nicht mal ein biss­chen kürzer treten? Wir können ja auch ein biss­chen weniger machen, dass die noch ein biss­chen Dampf nach oben haben.

Das ist inter­es­sant. Also die von klein auf geför­derten Talente ver­brau­chen sich mit der Zeit?
Genau. Zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Fuß­ball. Wir waren am Montag in Bremen bei einer Trai­ner­fort­bil­dung und bei Werder genau das gleiche. Der Chris­tian Schulz, der bei Bremen Profi ist, der war in der C‑Jugend schon dabei, aber alles andere kam später erst dazu. Aus den genannten Gründen. Das ist leider so. Die von klein auf sind satt, dann kommen die Aus­wahl­maß­nahmen noch dazu. Der DFB hat jetzt eine Sta­tistik gemacht: Die mit 14, 15, 16, 17 in allen Aus­wahl­mann­schaften gespielt haben, in Lan­des­aus­wahlen, in DFB-Aus­wahlen, die sind mit 18 alle. Da pas­siert nichts mehr.

Inwie­weit ist Peter Neururer an der Jugend­ar­beit aktiv inter­es­siert?
Bis jetzt guckt er Ama­teure. Leider haben wir ihn bei den A‑Junioren noch nicht gesehen, obwohl die ja in letzter Zeit auch sehr, sehr gut gespielt haben. Bremen geschlagen, den Tabel­len­führer Cottbus geschlagen. Das tut uns im Moment ein biss­chen weh, das wir da von oben nicht die rich­tige Reso­nanz kriegen. Das war bei Ewald Lienen anders. Der hat zwar auch nicht die A‑Jugend geguckt, aber da kam dann doch schon mal der Co-Trainer und hat geschaut, sich unter­halten. Wäre ja schön, wenn mal der Chef­trainer zur A‑Jugend kommen würde und sagt, Mensch, hast ein super Spiel gemacht. Dem leuchten die Augen. Oder man sagt, hier komm, nächste Woche kannst du mal zum Trai­ning kommen, dann erzählen wir dir mal, was du viel­leicht noch machen kannst. Und wenn das die anderen sehen, dann sagen die doch auch, Mensch, jetzt gebe ich noch mal Gas. Eigent­lich eine ganz ein­fache Geschichte. Aber leider tut sich da nichts. Kann ich auch offen drüber reden. Ich habe da kein Pro­blem mit. Würde ihm das auch selbst sagen. Ist ja offen zu sehen und das tut uns im Moment ein biss­chen weh. Da haben wir auch schon viele Gespräche geführt, aber das ist nun einmal so. Die eine Phi­lo­so­phie ist so, die andere so.

Ist das ein gene­relles Pro­blem in der Bun­des­liga, diese Igno­ranz gegen­über den eigenen Talenten?
Nein. Gut, als Außen­ste­hender kann man sich immer nicht so ein Urteil über andere Ver­eine erlauben, aber wenn man jetzt im Kicker liest, Glad­bach 6,7 junge Spieler, die der Köppel da hoch geholt hat. Und in Bremen war der Thomas Schaaf sonn­tags bei der A‑Jugend. Oder in Kai­ser­lau­tern oder wo auch immer. Ich denke mal, das ist sicher unter­schied­lich zu sehen, aber die Ten­denz geht eher dahin, das man den eigenen Nach­wuchs richtig begut­achtet. Auch aus finan­zi­ellen Gründen ist das wichtig. Aber das Fuß­ball­ge­schäft ist ja heut­zu­tage leider so, dass man aus Nach­wuchs­spie­lern über den Berater nicht soviel ver­dienen kann. Man holt dann Spieler, die viel­leicht ein biss­chen teurer sind und dann halten viele Leute die Hände auf. Das bringt mög­li­cher­weise mehr. Ich will da keinem etwas unter­stellen, aber so ist das. Wie gesagt, so ist das Geschäft.

Die Pro­bleme scheinen bekannt. Was wird unter­nommen, um die Grenze zwi­schen Ama­teur- und Pro­fi­be­reich auf­zu­wei­chen?
Also das wäre für uns wirk­lich Gold wert und wir sind da auch dran. Im nächsten Jahr soll der Kader mit 20% aus dem eigenen Nach­wuchs bestehen. Es soll ein Inte­gra­ti­ons­trai­ning statt­finden mit Nach­be­spre­chung durch die Co-Trainer. Wir hatten letzte Woche ein Gespräch mit Herrn Veh­ling und mit Carsten Linke, da haben wir das auch gesagt. Warum laden sie nicht mal die Leis­tungs­trainer zum Spiel ein? Haben eine gewisse Wert­schät­zung für die übrig? Die machen ja auch sehr viel ehren­amt­liche Arbeit und reißen sich auf Deutsch gesagt den Hin­tern auf. Da sollte man doch ein­fach mal sagen: Mensch Leute kommt doch mal vorbei, wir reden mal mit­ein­ander. Wie stellt ihr euch das vor? Was müssen wir noch machen?

Eigent­lich ganz ein­fach.
Es ist alles so ein­fach (lacht). Bei uns im NLZ (Nie­der­säch­si­sches Leis­tungs­zen­trum) da haben wir offene Türen, da reden wir mit­ein­ander, da redet der Ama­teur-Trainer mit dem A‑Ju­gend-Trainer. Der Jens Rehagel (NLZ-Chef) und ich haben jeden Tag tele­fo­ni­schen Kon­takt. Das läuft. Und dann macht das auch Spaß.

Es wäre ja wahr­schein­lich auch ein großer Zuschau­er­ma­gnet, wenn in der Pro­fi­mann­schaft plötz­lich der eigene Nach­wuchs begeis­tert.
Wenn ich Prä­si­dent wäre oder was zu sagen hätte, dann würde ich die Leute halten, die hier groß geworden sind. Ich würde den Dabrowski nicht gehen lassen, ich würde den Mer­te­sa­cker nicht gehen lassen. Das sind Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­guren. Der Enke muss gehalten werden, den Stendel würde ich hier in die Nach­wuchs­ar­beit ein­ar­beiten. Aber leider, nichts gegen die Jungs, kommt dann wieder einer aus Schweden, einer aus Island, einer aus Däne­mark dazu. Da kannst du am Anfang viel­leicht nicht so viel mit anfangen, wenn sie gut Fuß­ball spielen ja, aber die Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­guren darf man des­wegen nicht gehen lassen. Da muss man sich drum küm­mern. Eigent­lich ist es bitter und schade. Aber die Phi­lo­so­phie des Ver­eins scheint ja eine andere zu sein: Die Fluk­tua­tion hoch zu halten, den Abstand zu haben zu den Spie­lern. Und dann sagen die Spieler irgend­wann, gut, wenn das hier so ist, dann gehen wir halt. Wie es Dabrowski gemacht hat. Keine Wert­schät­zung, also weg.

Wie haben Sie per­sön­lich die Ent­wick­lung ihres Sohnes mit­er­lebt?
Eigent­lich ist es Wahn­sinn. Wenn man so zurück­denkt, vor zwei Jahren, da hat er noch Ober­liga gespielt. Ich frage mich auch immer, wie kommt so etwas zustande? Fuß­ball ist ja meis­tens nicht erklärbar und in diesem Fall muss man sagen, gut, er hatte die drei Vor­rau­set­zungen gehabt. Fuß­ball, Kopf, Körper. Vor allem der Kopf war eini­ger­maßen klar. Wir haben nie zu ihm gesagt: Du musst Bun­des­li­ga­spieler werden. Son­dern: Geh hin, mach mit, gib dein Bestes. In der Schule hat er Gott sei Dank auch noch Fuß­ball gehabt. Zu Hause haben wir sehr viel gemacht. In jedem Urlaub ins Schwimmbad und dann Kopf­ball, hin und her. Wie so eine kleine Meis­ter­schaft, schafft der eine 100, macht der Andere 120. So haben wir immer wieder mit Fuß­ball zu tun gehabt.

Die Trai­nings­ein­heiten im Urlaub gingen von ihm aus?
Natür­lich. Die haben nie Nein gesagt. Manchmal habe ich auch Druck gemacht, aber im Großen und Ganzen haben sie nie Nein gesagt. Und dann kommt viel­leicht so eine Ent­wick­lung zustande. Natür­lich kam auch Ewald Lienen, der auf ihn gesetzt hat. Er wurde dann relativ bald Stamm­spieler. Und dann ging es schnell. Dann kam die U21 und dann hat er sich da wohl auch ver­nünftig ver­halten. Das ist ja auch wichtig, dass du da nicht gleich auf­trittst als wenn du der Größte bist. Und dann ist er ja über Klins­mann zur Natio­nal­mann­schaft gekommen. Und klar ist man da stolz drauf. Das zeigt man nach Außen nicht so, aber inner­lich denke ich schon, das ist ja Wahn­sinn, was da pas­siert ist. Und dann sitzt du am Fern­seher – vor vier Jahren haben wir die Welt­meis­ter­schaft zusammen geguckt – und jetzt spielt er mit den Jungs zusammen. Davor habe ich diese Liste auf seinem Schreib­tisch gesehen, da standen dann die Namen: Bal­lack, Kahn, etc.

Wie ist Ihr Kon­takt zu Jürgen Klins­mann als Eltern? Per ist ja noch relativ jung.
Das ist sen­sa­tio­nell gewesen, dass ein Bun­des­trainer sich mit den Eltern beschäf­tigt. Der hat uns ein­ge­laden zum Eltern­ge­spräch. Das ist mir noch nie pas­siert. Das machen wir ja selbst bei 96 im Bereich der ganz Kleinen sehr selten. Da war ein Län­der­spiel in Bremen und da hat der Jürgen uns ange­rufen und gesagt, Mensch, das ist doch nicht so weit weg, kommt doch mal hoch. Der Jogi Löw, Bier­hoff war dabei, Per, meine Frau und ich. Und dann hat er mit uns geredet und hat uns gesagt, wenn es Pro­bleme gibt, ihr könnt uns jeder­zeit anrufen, gerade zur Welt­meis­ter­schaft. Fand ich klasse. Sehr positiv. Man merkt das ja schon, wie der Druck unheim­lich groß wird und das jetzt so langsam los­geht.

Durch ihren Sohn sind sie ja ein Stück näher an der Natio­nal­mann­schaft. Teilen Sie die öffent­liche Kritik an Jürgen Klins­mann?
Wenn einer kommt und macht viel Neues, steht der in Deutsch­land immer in der Kritik. Aber er hat viel Neues gemacht, hat viel Gutes gemacht, hat viele junge Spieler rein gebracht, vier von 96 Asa­moah, Ernst, Kehl, Mer­te­sa­cker – was willst du mehr? Haben wir also so schlechte Arbeit in den letzten zehn Jahren nicht gemacht. Das ist irgendwie eine Bestä­ti­gung. Und des­wegen, hört sich viel­leicht lächer­lich an, aber manchmal ist es wie im Traum.

Was hat Per erzählt von seinem ersten Auf­ent­halt bei der Natio­nal­mann­schaft?
Der redet ja nicht viel. Also er spricht dann mal einen Satz, sagt, dass es gut war. Er fährt unheim­lich gerne zur Natio­nal­mann­schaft, das weiß ich. Die kommen mensch­lich unter­ein­ander wohl ganz prima aus. Diese posi­tive Grund­stim­mung, die von den Trai­nern ver­breitet wird, nehmen die Spieler sehr gut an. Die haben ja auch richtig an die Mütze gekriegt, in der Türkei und Süd­afrika. Aber Per kam immer wieder und hat gesagt hat Spaß gemacht, war in Ord­nung“. Olli und Leh­mann, sagt er, sind super Typen. Der eine schreit ein biss­chen mehr, der andere weniger. Und auch von Bal­lack sagt er: klasse Typ. Dann gehen sie nach einem gewonnen Spiel auch mal länger weg. Das hat alles ordent­lich geklappt. Das da eine gewisse Hier­ar­chie besteht, ist logisch. Das der dem Bal­lack nicht erzählt, wo er lang laufen muss, ist klar. Das scheint zu laufen. Er ist ja auch nach allein Seiten hin offen. Das er mit einem so zusammen hängt, da ist er nicht so der Typ für. Mit der Bremer Riege kommt er sehr gut aus. Mit Borowski und Frings, Owo­moyela, das sind so seine. Aber ich muss auch sagen, dass hier in Han­nover momentan eine gute Stim­mung in der Mann­schaft ist. Der Hanno Balitsch, Dabrowski, Stendel, Schröter – das sind klasse Typen, mit denen kann man gut reden und das macht ihm auch Spaß.

Wie viel dreht sich um Per in den eigenen vier Wänden?
Man muss ja nicht jeden Tag über Fuß­ball reden. Ihn nervt das ja auch. Wenn er Pro­bleme hat, soll er kommen. Wir dürfen es ja nicht über­treiben, die anderen beiden sind ja auch noch da. Der Große inter­es­siert sich ja auch nicht für Fuß­ball, der guckt auch keine Län­der­spiele. Ist Dort­mund-Fan und wenn 96 gegen Dort­mund spielt, dann schreit der für Dort­mund, also das ist sen­sa­tio­nell. Und der Kleine, da gibt es auch nie Neid. Per ist ja sehr groß­zügig. Der hat dem Großen seine Aus­bil­dung bezahlt, gibt dem Kleinen immer Geld, wenn er Fahrten macht. Da ist der schon sehr kulant. Tritt auch zu Hause nicht auf wie ein Affe.

Väter sind die größten Kri­tiker. Ist das so?
Manchmal ja. Aber im Großen und Ganzen, weil ich in diesen Regionen nie gespielt habe, kann ich mir eigent­lich kein Urteil erlauben. Ich bin ja auch sehr emo­tional. Und man­ches Mal, wie jetzt neu­lich als er von Kai­sers­lau­tern nach Hause kam, als er dieses Kopf­ball­duell gegen diesen kleinen Halfar da ver­loren hat, da habe ich ihn auch… also wie kannst du gegen den ein Kopf­ball­duell ver­lieren, das ist ja unglaub­lich, was du dir da für einen Mist zusammen gespielt hast! Das gibt manchmal Ärger. Das hat ihn so ein biss­chen ange­nervt. Aber wir haben uns dann so langsam wieder gefunden. Kommt aber sehr selten vor. Wenn ich mich ärgere, dass 96 ver­liert. Das ist dann wieder nach­teilig für den ganzen Bereich.

Wie viel Fan steckt noch im Profi Per Mer­te­sa­cker?
Er ist unheim­lich Fan. Er lebt also noch den Sport. Natür­lich auf seine Art. Also inso­fern, dass wir jedes Spiel gucken zu Hause. Wenn er dann zum Bei­spiel Spieler sieht wie Ronald­inho und wenn die klasse Tore schießen, dann ist er begeis­tert. Der lebt das richtig. Und das halte ich auch für sehr wichtig. Auch für junge Spieler, die müssen nicht nur Fuß­ball spielen können, son­dern die müssen sich mit der Sportart richtig begeis­tert iden­ti­fi­zieren. Sonst kommen die nicht weiter. Die musst du nachts wecken und fragen: Fuß­ball?“ Ant­wort: Jawoll, gehen wir hin.“

Wie kann er sich gegen Ronald­inho auf das Fuß­ball spielen kon­zen­trieren? Wir würden nur große Augen machen.
Das schätze ich an ihm. Da hat er auch die nötige Kalt­schnäu­zig­keit, das er dann sagt, gut, jetzt stehe ich auf dem Platz, jetzt muss ich da durch. Wenn du dann Angst hast, geht das nicht. Und das ist eigent­lich das, was die jungen Spieler haben müssen, die den Sprung so früh nach oben schaffen. Wenn du sagst, Mensch, im Fern­sehen hat der so ein Tor gemacht und jetzt kommt er auf mich zu, ich meine, da habe ich ja man­ches Mal mehr Angst als Per. Sein erstes Bun­des­li­ga­spiel gegen Kai­sers­lau­tern, da spielten Klose und der Hristov noch, meine Güte. Und als sie in Frank­reich gespielt haben gegen Henry – was wird das bloß? Aber es muss gehen dann, wenn du auf dem Platz stehst.

Wie ver­su­chen Sie als Eltern ihrem Sohn den großen Druck zu nehmen, Welt­meister werden zu müssen?
Ein junger Spieler geht auf den Platz und will. Per sagt sich, Con­fedCup, da waren wir gut. Mann­schaft­liche Geschlos­sen­heit. Wenn wir uns nur schön zusam­men­pa­cken, machen Sar­di­nien, machen das Trai­nings­lager. Bun­des­liga ist weit weg. Wir sind abge­schottet, jetzt spielen wir Fuß­ball. Jetzt haben wir eine Mann­schaft und jetzt wollen wir jedes Spiel gewinnen. Wir haben es gegen Argen­ti­nien gesehen, die konnten wir schlagen, und gegen Bra­si­lien haben wir auch ein gutes Spiel gemacht. Ich glaube schon, dass die denken, sie können. Sollten sie auch. Opti­mis­tisch sein und alles geben. Und das machen sie auch. Da wird der Klins­mann die zu peit­schen. Die sehen, die Zuschauer stehen hinter uns. Der Schiri viel­leicht noch ein biss­chen. Und jetzt geht’s los. Ich bin da auch nicht so skep­tisch wie viele. Wir sagen ihm immer: Geh dahin und lern was! Du hast im Prinzip nichts zu ver­lieren. Du kannst Fehler machen, aber reiß dir den Hin­tern auf. Was kann dir pas­sieren, wenn du mit dieser Ein­stel­lung zum Trai­ning und zum Spiel gehst? Wenn du dann wirk­lich schlecht spielst, dann ver­zeiht dir das jeder. Das Leben ist ja ganz ein­fach. Du musst nur was dafür tun. Und das ver­su­chen wir von Außen ihm anzu­tragen. Mit den anderen Sachen muss er selber fertig werden. Aber mit 21 hat der jetzt schon 20 Län­der­spiele, knapp 70 Bun­des­li­ga­spiele, da ist die Grund­lage da.

Wie nervös sind Sie so kurz vor der Welt­meis­ter­schaft?
Ich bin schon sehr ange­spannt, das muss ich ehr­lich sagen. Da fie­bere ich mit. Wenn 96 spielt, ist es natür­lich noch extremer als bei der Natio­nal­mann­schaft, weil da noch mehr dran hängt für den Verein ins­ge­samt. Aber das ist schon der Hammer, wenn man dann zuguckt. Und hof­fent­lich macht er dann keinen Scheiß, auf Deutsch gesagt.