Die dänische Nationalmannschaft hat ihre Trikots für die WM in Katar vorgestellt. Ausrüster Hummel protestiert dabei gegen die Menschenrechtslage in Katar. Was bei den WM-Veranstaltern gar nicht gut ankommt.
Was sofort auffällt: Irgendetwas fehlt. Die neuen Trikots der dänischen Nationalmannschaft sind einfarbig und erst auf den zweiten Blick sind das Logo des Ausrüsters und des DBU, des dänischen Fußballverbands, sowie die so typischen Designelemente von Hummel zu erkennen. In einem Instagram-Post schreibt der dänische Sportartikelhersteller dazu, man wünsche sich während eines Turniers, das tausenden von Menschen das Leben gekostet hat, so wenig sichtbar wie möglich sein. Man unterstütze die dänische Nationalmannschaft, aber nicht Katar als Austragungsort, heißt es weiter.
Außerdem wird es in diesem Jahr auch ein drittes Trikot der Dänen geben. Auf Vereinsebene ganz normal – Stichwort: Ausweichtrikots – auf Nationalmannschaftsebene eher ungewöhnlich. Nun wird es neben dem roten Heim- und dem weißen Auswärtstriktot ein komplett schwarzes Trikot geben. Das Jersey soll als „wandelnder Trauerflor“ ein Zeichen gegen die Ausbeutung von Arbeitern und die Menschenrechtslage in Katar setzen. Da Schwarz die Farbe der Trauer sei, sei sie die „perfekte Farbe“ für das dänische Team bei der WM, heißt es auf Instagram. Jakob Jensen, Geschäftsführer des dänischen Fußballverbandes, sieht in dem Trikot eines von vielen kritischen Zeichen gegenüber der WM in Katar.
Schon in der Vergangenheit setzte sich Hummel für Menschenrechte ein und trat unter dem Motto „Change The World Through Sport“ als sozial engagiertes Unternehmen auf. Zum Beispiel unterstützen sie die afghanische Nationalmannschaft der Frauen, die im letzten Jahr verboten wurde, mit einem inoffiziellen Sponsoring und gestalteten Trikots für das Team. Alle Verkaufserlöse dieser Trikots werden außerdem an das Team gespendet. Mit einem anderen Projekt unterstützten sie die Berlin Bruisers, die als Rugby-Mannschaft für Toleranz in den Bereichen sexuelle Orientierung, Religion und Nationalität kämpft. Nun sollen die Einnahmen aus den neuen Trikots der dänischen Nationalmannschaft an Amnesty International gespendet werden. Und das könnte eine große Summe werden, denn die Trikots sind schon jetzt die meistverkauften in der Historie der dänischen Nationalmannschaft.
Bei den Fans kommt die Aktion also bisher sehr gut an, anders sieht es mit den Veranstaltern der Weltmeisterschaft aus. Der New-York-Times-Journalist Tariq Panja veröffentlichte auf Twitter eine Reaktion aus Katar auf die Trikots. Darin wird bestritten, dass tausende Menschen gestorben wären, stattdessen werden die Reformen im Arbeitssystem Katars betont. Diese Anstrengungen würden von den Dänen so „bagatellisiert“ werden, schreiben die WM-Ausrichter. Katar dreht den Spieß in der Folge sogar um und nimmt die Dänen bezüglich deren Kritikpunkte selbst in die Pflicht: „Die Länder müssen immer mehr tun, um die Rechte der Menschen in der ganzen Welt zu schützen, auch in Dänemark.“ Darüber hinaus wird auf einen Dialog zwischen dem Überwachungsausschuss der WM und dem DBU hingewiesen und gefordert, dass der DBU seinen Partner Hummel über diese Kommunikation informiert.
In welchen Trikots die Dänen bei ihrem ersten Gruppenspiel am 22. November gegen Tunesien antreten, ist noch nicht bekannt. Die Nordafrikaner spielen traditionell in Rot oder Weiß. Das schwarze „Ausweichtrikot“ der Dänen käme als Kontrastfarbe also durchaus in Frage.
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