1860 München hat sich nach dem Abschied von Kapitän Sascha Mölders enorm gesteigert und die Restchance auf den Aufstieg erhalten. Hinter den Kulissen ringt Trainer Michael Köllner indes mit seinen Zukunftsplänen. Vieles hängt nun von den beiden letzten Saisonspielen ab.
Nur die Auftritte seit der Trennung von Mölders gerechnet, belegen die Sechzger zwar Platz zwei im Ligaranking. Doch fielen in diese Zeit auch die erfolgreiche Umstellung des Systems von 4−4−2 auf 4−1−4−1 sowie Insolvenz und Ligarückzug von Türkgücü München. Keines der Spitzenteams profitierte derart von der Annullierung aller Türkgücü-Spiele wie 1860 München. Zudem lichtete sich das Lazarett. Aktuell fehlt Michael Köllner lediglich ein Akteur: der 17-jährige Leandro Morgalla.
Sei‚s drum. Außer Frage steht, dass sich die Löwen aus dem Tief gekämpft haben und im dritten aufeinanderfolgenden Jahr oben anklopfen. Eine simple Feststellung des Trainers bringt das Ganze wohl auf den Punkt: „Wir haben in der Saison mehr richtig als falsch gemacht.“ Bleibt es bei guten Entscheidungen in München und schlechten in Kaiserslautern, könnten die Relegationsspiele gegen Zweitligist Dresden also noch Realität werden. „Ich glaube nicht, dass Kaiserslautern in Köln etwas reißt“, sagte 1860-Präsident Robert Reisinger im Fantalk schon einmal voraus. Daneben besteht sogar noch die Minimalchance auf den direkten Aufstieg. Doch dürfte das formstarke Braunschweig in seinen letzten beiden Partien gar nicht mehr punkten – unwahrscheinlich.
Ein anderes, weitaus düstereres Szenario ist das folgende: Sechzig gewinnt am Samstag nicht bei Meister Magdeburg und bringt zum Saisonabschluss gegen Dortmund II auch den vierten Platz nicht ins Ziel. Leere Hände wären die Folge. Schlechte Argumente im Ringen um den Verbleib von Michael Köllner die andere. Dass sich der Trainer seine Gedanken macht, eine Aufstiegsperspektive will, ist kein Geheimnis. Zwar ließ er sich letztens im „Einmal Löwe, immer Löwe“-Shirt ablichten und versicherte seine starke Bindung an die Giesinger stets glaubhaft, doch sagte er vor der Havelse-Partie auch: „Man muss überlegen: Wie schätzen wir 1860 München aktuell ein – und wo wollen wir morgen sein? Der Verein beschäftigt sich ebenfalls mit diesem Morgen, aber ich muss ja dann nach drei, vier Spielen den Kopf hinhalten, wenn es sportlich nicht läuft.“
Heißt: Trotz Vertrages bis 2023 muss in Breite und Qualität des Kaders investiert werden, um Köllner vom Bleiben zu überzeugen. Zumal Bundesliga-Absteiger Fürth anklopfen soll. Allerdings sind die Löwen im finanziellen Segment längst nicht ganz oben anzusiedeln, wodurch sich die Kaderzusammenstellung in Liga 3 von Jahr zu Jahr komplizierter gestaltet. Gehen die letzten beiden Spiele in die Binsen, könnte die Vereinsführung zu Veränderungen gezwungen sein – die Leistungsträger um Marcel Bär erregen schließlich auch bei der finanzstärkeren Konkurrenz Aufsehen. So weit ist es, freilich, noch nicht. Das weiß auch der zuweilen kauzige Trainer. Eine Weisheit Köllners: „Die Saison ist am Ende aus. Und nicht vorher.“ Tritt das bestmögliche Ende ein, wären die Augen jedoch nicht auf ihn, sondern auf einen seiner Angreifer zu richten. Welche Jubelorgie legt Marcel Bär erst hin, wenn er die Löwen nach oben schießen sollte?