Die Expected Goals offenbaren, wem der Fußballgott gerade hold ist. Die Bayern gehören dazu. Das macht Hoffnung auf einen echten Titelkampf.
In dieser Saison haben es die Expected Goals in den Mainstream geschafft – oder zumindest fast. Brav blendet Sky nach den Übertragungen ein, auf welche xG-Werte die an einem Spiel beteiligten Mannschaften gekommen sind. Doch meist merkt man, wie die Kommentatoren halb bockig, halb ratlos damit ringen, was sie dazu sagen sollen. Inzwischen lassen sie es zumeist einfach so stehen, und das ist schade. Denn bekanntlich bekommt man durch die Expected Goals einen ganz guten Eindruck, wo die Ergebnisse besser sind als die Leistung oder wo sich hinter unerfreulichen Ergebnissen eine gar nicht so schlechte Leistung verbirgt. Denn bei jedem Torabschluss wird ermittelt, wie gut die Torchance war.
Vor dem elften Spieltag, also nach 90 absolvierten Bundesligaspielen, ergibt sich zudem eine aussagekräftige Tendenz, wo es signifikante Abweichungen gibt. Dabei benutzen wir die Zahlen der englischen Datenfirma Statsbomb, die ein besonders genaues Modell der Expected Goals entwickelt hat. Die Übersicht zeigt, welche Mannschaften mehr Tore geschossen haben als aufgrund der eigenen Chancen zu erwarten war, und welche Teams weniger Tore kassiert haben als bei den Chancen der Gegner wahrscheinlich gewesen wär. Das ist grün markiert – rot im entgegengesetzten Fall.
Auf den ersten Blick könnte man denken, dass der gebeutelte Tabellenletzte Schalke 04 auch noch vom Pech verfolgt wird. Schalke hätte zwar gut ein Tor mehr und fünf weniger kassieren können, aber allein auf die Gesamtzahlen zu schauen, ist nicht hilfreich. Ein kompletteres Bild liefert der zusätzliche Blick auf einzelne Spiele. Schalkes 0:8 zum Saisonauftakt in München mag angesichts eines Wertes von 5,1 xG für die Bayern zu hoch ausgefallen sein, aber von der Chancenverteilung her ist Schalke mit seinen bislang drei Punkten sogar noch ganz gut weggekommen. Selbst bei den drei Unentschieden gegen Union Berlin, Stuttgart und Mainz hatten die Gegner einen teilweise deutlich höheren xG-Wert. Kurzum: In manchem Spiel hätte Schalke nicht so hoch verlieren müssen, aber in allen zehn Spielen dieser Saison hatte der Tabellenletzte das schlechtere Chancenverhältnis. Deprimierender geht’s kaum.
Anders sieht das bei Mainz und Freiburg aus, den beiden Mannschaften mit der deutlichsten negativen Abweichung. Die Mainzer hatten in vier Spielen einen höheren xG-Wert als der Gegner, in einem war er nahezu ausgleichen. Dennoch reichte es nur für einen Sieg und zwei Unentschieden. Eigentlich also hätte Mainz mehr verdient als letztlich auf dem Punktekonto steht. Das sollte im Abstiegskampf für etwas Zuversicht sorgen, der Vorletzte ist nicht so schlecht, wie der bisherige Saisonverlauf nahelegt.
Etwas verwaschener ist das Bild beim SC Freiburg, der drei Spiele mit besserer Chancenqualität als der Gegner hatte, aber nur einmal siegte. Das aber gegen den VfB Stuttgart mit einem negativen xG-Verhältnis von 2,0:3,1, das Endergebnis jedoch war 3:2. Dennoch ist Streichs Mannschaft nicht vom Spielglück verfolgt, ganz anders als in der Vorsaison. Damals kündigte sich schon früh an, dass es glücklich laufen würde. Letztlich kam Freiburg bis zum Saisonende auf 5,3 Tore mehr als zu erwarten gewesen wäre und kassierte zudem 13,9 Gegentore weniger. Das Unternehmen Understat, das mit einem leicht unterschiedlichen xG-Modell arbeitet, kam auf ähnliche Zahlen und berechnete daraus, dass Freiburg fast neun Punkte mehr holte als zu erwarten. Damit wäre Freiburg in der Endtabelle nicht mehr Achter sondern Dreizehnter gewesen.