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Seite 2: Warum die Spieler von Solskjaer schwärmen

Nun aber zeigt Sol­skjaer, dass er mehr sein will als nur ein gut­ge­launter Lücken­füller, bis im Sommer ein neuer Boss seinen Job antritt. Seine Mis­sion ist viel­ver­spre­chend gestartet, United greift unter dem ehe­ma­ligen Stürmer so lust­voll an wie lange nicht mehr, und die Fans feiern ihn dafür wie einen Erlöser. Aller­dings warten im neuen Jahr auch wieder schwie­ri­gere Auf­gaben als Hud­ders­field oder Bour­ne­mouth.

Unter anderem am über­nächsten Sonntag beim Spiel gegen Tot­tenham sowie im Früh­jahr das Ach­tel­fi­nale der Cham­pions League, wenn United auf Paris Saint-Ger­main trifft. Dann wird Sol­skjaer zeigen müssen, ob er seiner Auf­gabe auch wirk­lich gewachsen ist. An diesem Mitt­woch wartet mit New­castle United aber erst einmal eine wei­tere ver­gleichs­weise lös­bare Auf­gabe.

Lizenz zum Frei­sein

Was macht seine Mann­schaft jetzt anders als vorher? Und warum funk­tio­niert Pogba plötz­lich wieder? Der Guar­dian“ zitierte dazu zuletzt Jesse Lin­gard, wie er von seinem wie­der­erstarkten Mann­schafts­kol­legen schwärmte. Pogba sei defi­nitiv“ wieder der Alte, sagte der Natio­nal­spieler; Paul genießt seinen Fuß­ball. Er spielt auf der Posi­tion, die er am liebsten mag. Er hat die Frei­heit, Dinge zu bewirken.“ Das sei das Ver­dienst von Ole Gunnar Sol­skjaer: Ole hat ihm zu 100 Pro­zent geholfen. Er hat ihm das Selbst­ver­trauen und die Lizenz gegeben, frei zu sein, sein Spiel zu spielen und zu tun, wovon wir alle wissen, dass er dazu in der Lage ist.“

Ins­ge­samt sei das Spiel der Mann­schaft wieder mehr auf das Erzielen von Toren aus­ge­richtet: Wenn wir ein Tor schießen, wollen wir mehr. Wir wollen Angriffs­fuß­ball mit viel Energie spielen. Frühe Tore sind wichtig für uns, denn dann kommt das Selbst­ver­trauen und wir haben die nötige Men­ta­lität, Gegner vier oder fünf zu null zu besiegen.“

Pogba sendet Spitzen gegen Mour­inho

Sol­skjaer sei groß­artig“ im Umgang mit den Spie­lern, er erlaube ihnen viele Frei­heiten auf dem Platz, gebe aber den­noch die Rich­tung vor, for­dere Pres­sing, wün­sche sich Tore am liebsten in den ersten 15 bis 20 Minuten. Er weiß, wo Man­chester United stehen sollte – und das ist ganz oben.“ Das erin­nert in der Theorie an den Heavy-Metal-Fuß­ball, den Jürgen Klopp in Liver­pool spielen lässt. Und in der Umset­zung sieht das dann eben ganz anders aus als der sture Ergeb­nis­fuß­ball, den die Fans unter Mour­inho häufig zu sehen bekamen.

Pogba selbst schickte nach dem 4:1 gegen Bour­ne­mouth am Sonntag eine Spitze Rich­tung Mour­inho, als er sagte, jemand habe die Mann­schaft offenbar daran erin­nern müssen, dass sie Man­chester United sei. Wir haben auch unter dem alten Trainer einige Spiele gewonnen. Es ist jetzt bloß ein anderer Spiel­stil. Wir sind offen­siver, wir erzeugen mehr Chancen, wir stehen höher. Und das ist es, wie wir spielen wollen. Wir wollen angreifen. Der Trainer will angreifen. Und das machen wir jetzt.“ Einige Tage zuvor hatte Pogba noch ver­söhn­li­cher geklungen, als er Mour­inho öffent­lich dafür gedankt hatte, dass er ihn als Spieler und als Person besser gemacht habe.

Eins nach dem anderen

Mehr Angriff, weniger Zwänge: Das klingt so simpel, dass man kaum glauben mag, dass es einen so großen Unter­schied aus­ma­chen kann. Aber viel­leicht ist es ja genau diese Ein­fach­heit, nach der sich die Spieler unter Mour­inho gesehnt haben – und die Sol­skjaer ihnen nun ermög­licht.

Sol­skjaer selbst schlägt bevor­zugt die leisen Töne an. In Inter­views gibt er sich bescheiden, er lächelt viel, er spricht elo­quent von den besten Fans der Welt“ und von seinem Stolz, für ein paar Monate wieder für Man­chester United zu arbeiten. In ein paar Wochen könne man als Trainer ohnehin wenig ver­än­dern außer der Ein­stel­lung. Er habe aber eine genaue Vor­stel­lung davon, wie United unter seiner Lei­tung spielen soll, nur stehe seine Arbeit eben erst am Anfang. Es wird eine Weile dauern. Ich habe schon ein biss­chen jus­tiert, und es wird sich mit der Zeit weiter ver­bes­sern.“

Par­al­lelen zum Vor­gänger

Wer im Sommer das Trai­neramt im Old Traf­ford über­nehmen wird, steht nicht fest. Mau­ricio Pochet­tino von den Tot­tenham Hot­spur gilt als ein Kan­didat. Aber auch eine Über­nahme Sol­skjaers über das Sai­son­ende hinaus gilt als denkbar, falls er dafür wei­terhin die rich­tigen Argu­mente lie­fert. Der Nor­weger reagiert auf Fragen danach mit den han­dels­üb­li­chen Flos­keln: von Spiel zu Spiel schauen, ein Schritt nach dem anderen, alles zu seiner Zeit. Nur am Rande: Sol­skjaer ist einer von sehr wenigen Trai­nern von Man­chester United, die ihre ersten drei Spiele im Amt gewonnen haben. Vor ihm war das nur Klub­le­gende Sir Matt Busby gelungen – und José Mour­inho.

Der Jour­na­list und Man­chester-United-Fan Michael Golson sagt, der Zeit­punkt von Mour­inhos Ent­las­sung sei eigen­artig gewesen, denn eigent­lich neige der Klub nicht dazu, solche Ent­schei­dungen mitten im lau­fenden Betrieb zu treffen. Es ist seltsam, aber auf eine bemer­kens­werte Weise fühlt es sich auch befreiend an. Ich hatte gar nicht so recht wahr­ge­nommen, wie unglück­lich mich United und seine Art zu spielen gemacht hatten.“

Mour­inho habe ihn immer fas­zi­niert, seit er 2004 als Trainer des FC Porto jubelnd an der Sei­ten­aus­linie des Old Traf­ford ent­lang gesprintet war. Aber die Dinge haben sich in dieser Saison echt schlecht ent­wi­ckelt, und jede Woche kamen neue Pro­bleme dazu“, sagt Golson. Ich bezweifle, dass wir jemals die ganze Geschichte davon erfahren werden, was hinter den Kulissen pas­siert ist. Und ich kann mir nicht helfen, aber ich denke, dass dort der wahre Grund für seine Ent­las­sung liegt.“