Anschläge, Unterbrechungen und Anklagen: 2016 war für Griechenlands „Super League“ eine Katastrophe. 2017 könnte alles noch viel schlimmer werden.
Schließlich schaltete sich Sportminister Stavros Kontonis ein, der dem mutmaßlich korrupten Verband die Hoheit über den Fußball entziehen wollte. Das jedoch hätte gegen die Statuten der Fifa verstoßen. Deshalb wollte (ausgerechnet) der Weltverband selbst für Ordnung sorgen. Die Fifa setzte ein „Normalisierungskomitee“ ein, übernahm die Tagesgeschäfte bei der EPO.
Doch normal läuft gar nichts in Hellas: Anfang September stürmten 30 vermummte Hooligans ein Athener Restaurant, in dem gerade der Spielplan für die 2. Liga präsentiert werden sollte. Die einen glauben, dass Panathinaikos-Fanatiker hinter dem Anschlag stecken, andere verdächtigen Olympiakos-Hooligans oder die Wettmafia. Die Gewalttäter verletzten vier Menschen, dem Fotografen Stelios Volitakis drohte gar der Verlust des Augenlichtes. Gefasst wurde niemand.
Drohungen und brennende Häuser
Stattdessen drehte sich die Spirale der Gewalt immer weiter. Im Herbst wurde ein Mitglied des nationalen Schiedsrichter-Ausschusses von Unbekannten vor seinem Haus bedroht. Anfang November brannte das Feriendomizil von Georgios Bikas, seines Zeichens Präsident des Schiedsrichter-Ausschusses. Der Verband stoppte daraufhin den Spielbetrieb.
Christos Panagopoulos, CEO von Panathinaikos Athen, wollte sogar die komplette Saison annullieren lassen: „Wir können nicht mehr zusehen wie die Häuser von Menschen brennen. Lasst uns warten und die Liga erst wieder starten, wenn die Gerichte über die Machenschaften dieser Kriminellen entschieden haben. Und wenn sie bis 2020 brauchen.“ So lange dauerte die Pause dann doch nicht. Ende November, nach knapp dreiwöchiger Unterbrechung, rollte der Kugel wieder. Beim nächsten derartigen Vorfall, so glauben Insider, könnte die Saison jedoch abgebrochen werden.
Führung einer kriminellen Organisation, Betrug, Erpressung
Wen Panagopoulos meinte, als er von „Kriminellen“ sprach, ließ er offen. Höchst umstritten ist jedenfalls Olympiakos-Besitzer Evangelos Marinakis. Der steinreiche Reeder muss sich u.a. wegen Führung einer kriminellen Organisation, fortgesetzten Betrugs, fortgesetzter Erpressung und vorsätzlicher Störung von Fußballspielen, um deren Ergebnisse zu verändern, vor Gericht verantworten. Ebenfalls angeklagt sind zahlreiche (Ex-)Verbandsfunktionäre, darunter EPO-Präsident Giorgos Gkirtzikos und sechs Schiedsrichter.