Borussia Dortmund verliert gegen Bayern München. So weit, so vorhersehbar. Doch diesmal scheiterte der BVB nicht am übermächtigen Gegner, sondern am eigenen Stil. Fünf Beobachtungen in der Analyse.
Verzweifelt versuchte der TV-Sender Sky vor dem Spitzenspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund, so etwas wie Vorfreude aufkommen zu lassen. Vom „deutschen Clasico“ war die Rede, vom wichtigsten Duell im deutschen Fußball. Angesichts des großen Leistungsunterschieds der beiden Klubs in dieser Saison klang das aber mehr nach Marktschreierei denn nach Prognose. Der BVB reiste als Tabellenfünfter nach München, die letzten Gastspiele dort gingen allesamt hoch verloren.
Am Ende wurde es spannender als befürchtet. Die Dortmunder gingen früh 2:0 in Führung, erst spät drehten die Bayern das Spiel zum 4:2. Spannend war aber nur das Ergebnis. Das Spiel selbst war eine Machtdemonstration der Münchener, die spätestens ab der 15. Minute die Partie diktierten. Fünf Beobachtungen.
Für den BVB begann das Spiel nach Maß. Von der ersten Minute an rückten die Dortmunder weit vor: Aus einem nominellen 5 – 2‑3-System heraus praktizierten sie ein 3 – 4‑3-Pressing. Die Dortmunder waren in den Anfangsminuten gewillt, den Bayern wehzutun.
Damit machten sich die Dortmunder den großen Schwachpunkt der Bayern zunutze: Diese brauchen Zeit, um zu ihrem Spiel zu finden. Gerade in den Anfangsminuten funktioniert ihr offensives Vorrücken nicht, im Gegenpressing nach Ballverlusten tun sich Lücken auf. Das zeigt sich auch in der Statistik: Kein Team hat in dieser Saison mehr Gegentreffer in der Anfangsviertelstunde hinnehmen müssen (sieben an der Zahl).
Dass Dortmund ideal ins Spiel startete, lag auch an einem gut gewählten Offensivplan. Die Dortmunder wollten die Bayern dort treffen, wo es ihnen wehtut: auf deren rechter Seite. Hier muss mit Niklas Süle ein Innenverteidiger behelfsmäßig als Außenverteidiger agieren.
Das 0:2 war ein Paradebeispiel, wie sich Süles Instinkte als Innenverteidiger ausnutzen lassen: Thorgan Hazard zog Süle mit einem beherzten Sprint ins Zentrum aus seiner Position. Nico Schulz bekam hier den Ball, konnte Meter machen. Süle verpasste, ihn zu attackieren – und Hazard schlich sich hinter ihm davon. Dortmunds Tempo über die linke Seite war zu viel für Süle.