Am Sonntag startet der Afrika Cup in Kamerun. Mit großen Favoriten, aufgeregten Frischlingen und einigen Nebenschauplätzen. Was uns beim Turnier erwartet.
Der Gastgeber
Bereits 2019 hätte Kamerun den Afrika Cup austragen sollen. Das Turnier wurde dem Land schlussendlich allerdings entzogen, da die Vorbereitungen nicht pünktlich abgeschlossen werden konnten. Nun also der zweite Versuch. Und der steht unter keinem allzu guten Stern. Noch immer befindet sich das Land in einem Bürgerkrieg. Eine englischsprachige Minderheit aus dem Westen des Landes kämpft um ihre Unabhängigkeit, die Zentralregierung schlägt mit Waffengewalt zurück. Und dann ist da eben noch das Corona-Thema.
Welche Rolle spielt Corona?
Kurz vor Turnierstart passte der afrikanische Fußballverband die Auflagen für Stadionbesucher an. So dürfen bei Spielen des Gastgeberlandes Kameruns die Stadien nur zu 80 Prozent ausgelastet sein, bei allen weiteren Partien gibt es eine Kapazitätsgrenze von 60 Prozent. Dass die Stadien voll werden, ist aber auch deshalb eher unwahrscheinlich, weil Fans geimpft sein und ein tagesaktuelles negatives Testergebnis vorweisen müssen. In Kamerun sind allerdings weniger als drei Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
Gut möglich ist es außerdem, dass das Virus auch Einfluss auf den Turnierablauf haben wird. Etliche Teams haben vor dem Start mit Infektionen zu kämpfen. Gambia, das erstmals beim Afrika Cup an den Start geht, meldete zuletzt 16 positive Fälle im Kader. Auch der Favorit Senegal vermeldete drei positive Fälle, Folgeinfektionen nicht ausgeschlossen. Gabuns Pierre-Emerick Aubameyang (Arsenal) wurde bei seiner Ankunft in Kamerun ebenfalls positiv getestet. Wie groß der zeitliche Toleranzrahmen für das Absetzen und Wiederholen von Spielen ist, ist mit Hinblick auf die nationalen Ligen und Klubs, die ihre Spieler abstellen, noch unklar.
Die ewige Diskussion
Apropos Spieler abstellen: Das ewige Leiden und Murren der europäischen Klubs, die ihre Spieler mitten in der Saison ziehen lassen müssen, blieb auch vor diesem Afrika Cup nicht aus. Speziell Jürgen Klopp geriet in die Kritik, weil er auf einer Pressekonferenz sagte, dass für seine Spieler Salah, Mané und Naby Keita (Guinea) im Winter ein „kleines Turnier“ anstehe. Später präzisierte Klopp, dass er generell ansprechen wollte, das noch ein Turnier anstehe und seine Äußerung ironisch gemeint war. Senegals Nationaltrainer Aliou Cissé bemängelte, dass Klopp das Turnier „erniedrigen“ würde.
Und generell forderten Trainer, Spieler und Experten im Vorlauf mehr Respekt für den Wettbewerb ein. In einem Interview mit der BBC sagte beispielsweise Ian Wright, dass die Berichterstattung „völlig von Rassismus“ geprägt sei: „Es werden Spieler gefragt, ob sie der Berufung ins Team der Nationalmannschaften überhaupt nachkommen werden. Stellen Sie sich vor, das wäre ein englischer Spieler, der die ‚Three Lions‘ vertritt. Können Sie sich die Aufregung vorstellen?“. Auch Sebastien Haller kritisierte mangelnden Respekt. Natürlich würde der Ajax-Stürmer für die Elfenbeinküste auflaufen. „Würde diese Frage jemals einem europäischen Spieler vor den Europameisterschaften gestellt werden?“, frage er in einem Interview mit dem „Telegraaf“.
Die meisten Spieler stellt übrigens die Ligue1 ab, insgesamt sind es 54. Aus der Bundesliga reisen dagegen nur 12 Spieler zum Turnier.
Debütanten
Neben Gambia ist auch die Inselgruppe der Komoren zum ersten Mal dabei. In der Qualifikation schaltete das Team von Nationaltrainer Amir Abdou Kenia und den Kongo aus. Abdou schaute sich nach seinem Amtsantritt 2014 schnell in ganz Europa um, um Spieler mit komorischen Wurzeln aufzuspüren. Dabei stieß er tatsächlich auf einige Kicker, die meisten kommen aus Frankreichs zweiter und dritter Liga. Der wertvollste Spieler des Teams ist Faïz Selemani, der für KV Kortrijk in der ersten belgischen Liga kickt.
Alte Hasen und Frischlinge
Das erfahrenste Team des Turniers sind die Black Stars aus Ghana. Auf 122 Einsätze bringt es der Kader insgesamt. Das deutliche Gegenteil sind Gambia, Sierra Leone, Malawi, Sudan und die Komoren. Kein einziger Spieler dieser fünf Teams hat laut transfermarkt.de je ein Spiel beim Afrika Cup bestritten. Der Spieler mit der größten Afrika-Cup-Erfahrung ist übrigens Ghanas André Ayew. 31 Mal statt er innerhalb des Turniers auf dem Rasen.