Woche für Woche ist es der Job der Trainer, ihre Mannschaften für die kommenden Aufgaben zu motivieren. Gut, wenn man an diese Aufgabe kreativ herangehen kann.
Klar, der Trainerjob ist kein leichter. Tag für Tag sieht man sich konfrontiert mit einer Truppe von Jungs, die extrem viel Kohle dafür bekommen, dass sie einen Ball über den grünen Rasen kicken; mit der Presse, die unnachgiebig nach der nächsten Schwachstelle sucht und mit dem ständigen Damoklesschwert, welches über dem Arbeitsplatz schwebt, der ja doch mehr einem Schleudersitz gleicht.
Da heißt es schon mal ungewohnte Wege gehen, wenn man die Mannschaft erreichen will. Und was empfiehlt der DFB auf seiner „Training online“-Seite? „Kreativität fördern!“ Na also. Der 11Freunde-Lifestylecoach präsentiert: die Top 10 der besten Motivationsideen aller Zeiten.
Jürgen Klopp
Beginnen wir mit Jürgen Klopp, dieser fleischgewordenen Motivationsenergie auf zwei Beinen. Der stellte sich mir nichts, dir nichts vor dem Champions-League-Finale 2018 gegen Real Madrid in Cristiano Ronaldo-Unterwäsche vor die versammelte Mannschaft. Also nicht NUR in Cristiano Ronaldo Unterwäsche. Aber trotzdem. Der niederländische Mittelfeldspieler Georginio Wijnaldum hat kürzlich gegenüber „The Athletic“ berichtet, wie sich der Trainer während seiner Pre-Match-Ansprache das Shirt in besagte Shorts steckte und dann eiskalt in diesem Aufzug das gesamte Meeting abhielt. Und auch welchen Effekt das auf die Mannschaft hatte: „The whole changing room was on the floor laughing their heads off. That really broke the ice.“ Leider hat die Aktion am Ende nicht zum Gewinn des Henkelpokals gereicht, denn Madrid gewann das Finale 3:1. Aber ein Jahr später war es dann soweit. Welchen Trick Kloppo hier vor dem Spiel auspackte, ist allerdings noch nicht bekannt.
Rudi Gutendorf
Dass in drastischen Situationen drastische Maßnahmen notwendig sind, ist freilich keine neue Erkenntnis. Als Rudi Gutendorf in der Winterpause der Saison 1968/69 den FC Schalke 04 übernahm, befand sich das Team auf dem letzten Platz, die Fans waren enttäuscht, das Stadion halbleer. Erste Aktion des neuen Trainers: alle Trikots auf einen Haufen und Streichholz rein. Yepp, richtig gehört. Gutendorf verbrannte erst mal die Trikots der Spieler, denn: „Da steckt die Seuche drin“. Um sicher zu gehen, dass die Botschaft auch wirklich angekommen ist, ließ er seine Jungs morgens um fünf an den Zechen Gelsenkirchens vorbei joggen. Die Kumpels sollten sehen, dass auch die Stars auf dem Rasen malochen konnten. Die Taktik ging am Ende auf. Die „Glückauf Kampfbahn“ war wieder voll und die Königsblauen beendeten die Saison auf dem siebten Tabellenplatz, erreichten das DFB-Pokal-Finale und schließlich auch noch das Halbfinale im Europapokal.
Tomas Oral
In eine ähnliche Kerbe schlug 2015 Tomas Oral, als er eine etwas ungewöhnliche Herangehensweise nutzte, um seine Mannschaft für das entscheidende letzte Saisonspiel herauszuputzen. Er schickte die Jungs vom FSV Frankfurt kurzerhand durch eine Autowaschanlage, um den Schmutz der Saison abzuwaschen. Zitat: „Das, was war, waschen wir von uns.“ Davon kann man nun halten was man will, aber Fakt ist, dass Frankfurt besagtes letztes Spiel 3:2 in Düsseldorf gewann und somit den Klassenerhalt sicherte. Zwei Monate später pachtete Oral mit seiner Frau Marina übrigens zwei Tankstellen. Mit Waschstraße. Kein Witz.
Heinz Höher
Ja, der Abstiegskampf ist schon eine Ausnahmesituation. Nichts für schwache Nerven, eher was für knorrige Typen. So einer wie Heinz Höher. Als der 1972 als Trainer zum VfL Bochum zurückkehrte (er war dort in den 60ern bereits als Spieler aktiv), gab es Zweifel. Daran, ob der VfL den Klassenerhalt schaffen würde. Daran, ob Höher der richtige Mann für den Job war. Schließlich brachte der Trainer das grumpelnde Umfeld zum schweigen – mit einer eher drastischen Methode: er setzt seine gesamten Ersparnisse, immerhin 12.000 DM, als Wetteinsatz auf den Klassenerhalt. Auf die Mannschaft, in der unter anderem Ata Lameck und Hermann Gerland spielten, scheint die Aktion auch entsprechend Eindruck gemacht zu haben – am Ende der Saison stand der Klassenerhalt. Höher blieb übrigens insgesamt sieben Jahre Trainer beim VfL – bis heute die längste Amtsdauer bei den Blau-Weißen.
Niko Kovac
Medieneinsatz ist ja wichtig, hört man immer wieder. Medieneinsatz sorgt für Abwechslung und Aufmerksamkeit bei der Zielgruppe. Egal ob Schulklasse oder Fußballmannschaft. Dachte sich auch Niko Kovac. Als der 2016 bei der Eintracht in Frankfurt als Trainer anheuerte ging es – genau – gegen den Abstieg. Da konnte ein kreativer Impuls nicht schaden. Und so schleppte Kovac die versammelte Truppe vor dem Derby gegen Mainz ins Vereinsmuseum und ließ dort den Film von der wundersamen Rettung im Mai 1999 zeigen. Damals war die Lage ähnlich verzweifelt. Die Mannschaft quasi abgestiegen. 34. Spieltag. Gegner: der 1. FC Kaiserslautern. In buchstäblich der letzten Minute traf Jan-Age Fjørtoft per Übersteiger zum 5:1, was die Eintracht vor dem Abstieg bewahrte und an ihrer Stelle die Nürnberger in Liga 2 schickte. Beeindruckt von dieser kleinen Geschichtsstunde schlugen die Frankfurter am 31. Spieltag Mainz, das immerhin um die Euro-League-Plätze mitspielte mit 2:1 und beendeten die Saison schließlich auf dem Relegationsplatz. Der Rest ist Geschichte.