Der TSV 1860 München ist seit Jahren an Kuriosität kaum zu überbieten. Vor dem heutigen Derby mit dem FC Bayern II ist mit dem freiwilligen Abgang von Klubikone Daniel Bierofka das Chaos zurück.
Wildmoser holte Werner Lorant, stieg mit ihm in die Bundesliga auf, wollte aus den Löwen eine internationale Marke formen und baute gemeinsam mit dem Rivalen FC Bayern die pompöse Allianz Arena. Das Stadion war zu groß und zu teuer für den TSV 1860, der Klub stieg ab, verkaufte seine Anteile an der Arena, zum Ende hin wurden die oberen Ränge abgehängt, weil die Zuschauer ausblieben, damit auch das Geld.
2011 stand der Verein vor der Insolvenz, Ismaik kaufte erste Anteile, sprach davon, ein neues Stadion mitsamt Zoo zu errichten und aus den Löwen einen Champions-League-Klub zu machen. 2017 stieg der Verein sportlich in die dritte und aus Lizenzgründen in die vierte Liga ab. „Fußball“, sagt Karsten Wettberg, „ist das Leben im Zeitraffer.“
Fußballfachleute unerwünscht?
Wettberg, 78, saß beim TSV 1860 München während seiner langen Karriere schon auf vielen Stühlen: In den Neunzigern war er Trainer, 2007 und 2008 Vize-Präsident, er war Mitglied im Aufsichtsrat, dann Talentscout. „Die Krux bei Sechzig ist“, sagt Wettberg, „dass sich Leute ins Tagesgeschäft einmischen, die keine Ahnung vom Fußball haben.“ Fußballfachleute seien bei Sechzig nicht erwünscht.
Kontinuität scheinbar auch nicht: Seit dem Einstieg Ismaiks im Mai 2011 wechselte der Verein 17 Mal den Trainer. In diesen acht Jahren gab es drei Geschäftsführer Sport, einen sportlichen Leiter, fünf Sportdirektoren, die Aufgaben überschnitten sich. Die Zahl der Geschäftsführer konnte der Verein auf Anfrage nicht beantworten. Einer der Geschäftsführer war Noor Basha, Cousin von Ismaik. Bevor er ging, sagte er: „Am Ende des Tages macht er (Ismaik, d. Red.), was er will.“ Ein anderer war der ehemalige Liverpooler Geschäftsführer Ian Ayre. Der floh nach 96 Tagen.
Dazu kommt, dass die Fanszene seit dem Einstieg Ismaiks gespalten ist. Da ist die eine Seite, die Fanorganisation Arge, der Dachverband der über 450 Fanclubs. Der Arge unterstützt offen Investor Ismaik. Dem gegenüber steht die Gruppe Pro1860, früher Kritiker von Wildmosers Träumereien, heute von Ismaiks Wirken in München. Pro1860 wird eine Nähe zu den Ultras nachgesagt.