Er hat noch nie einen Titel gewonnen und gilt trotzdem als einer der besten Trainer der Welt. Tottenhams Mauricio Pochettino ist anders als seine Kollegen. Auch, weil er von einem Verrückten entdeckt wurde.
Inzwischen musste er seine Karriere wegen einer Schädelverletzung beenden. Doch nicht zuletzt dank Pochettino hat er eine neue Aufgabe gefunden – im Trainerteam Tottenhams. Denn auch das ist Pochettino, einer, der sich kümmert. Noch als Trainer in Diensten von Espanyol Barcelona schmiss er nach dem knappen Klassenerhalt eine große Sause.
Für sich, das Trainerteam, die Spieler – und wirklich jeden sonst im Verein. Denen er in einem selbst produzierten Video für ihre Arbeit und Unterstützung während der Saison dankte. Eine Haltung, die er auch mit nach England genommen hat. Dort, wo Angestellte des Klubs sagen: „Er ist der Boss, ja. Aber er ist auch jemand, zu dem ich gehen kann, wenn ich ein Problem habe: er ist ein Freund, er hilft.“ Und weiter: „Es gibt einen Fangesang, ›Mauricio Pochettino, er ist magisch‹, was stimmt, aber noch viel besser als das – er ist real.“
Ebenso real ist, dass er mit Tottenham noch keinen einzigen Titel gewinnen konnte. Seit er an der White Hart Lane das Sagen hat, konnte zwar in Summe nur Manchester City mehr Premier-League-Punkte sammeln. Aber Trophäen? Fehlanzeige. Weshalb die ersten kritischen Stimmen laut werden. Und Pochettino ungehalten wird. Auch wenn ihn nur kümmert, was Leute denken, die ihn tatsächlich kennen. Auch wenn er sagt: „Meine Priorität ist es, das beste Ergebnis zu erzielen, aber warum sollten wir dabei keine gute Arbeitsatmosphäre kreieren?“
Wird Pochettino ungehalten?
Und trotzdem sagte er unlängst auch: „Wenn Daniel (Präsident Daniel Levy, Anm. d. Red.) sagt ›Wir müssen einen Titel gewinnen! Wir müssen die Champions League gewinnen! Wir müssen die Premier League gewinnen!‹, dann muss er sich womöglich einen neuen Magic Guy suchen.“ Und weiter: „Vor fünf Jahren wäre es für den Klub ein Traum gewesen, unter den Top-Vier zu stehen und in der Champions League zu spielen. Außerdem werden wir bald in einem guten Zustand unser neues Stadion beziehen. Das ist mehr wert, als einen Carabao Cup zu gewinnen.“
Ist es auch mehr wert als eine Champions-League-Trophäe? Seit gestern Abend steht Tottenham im Finale. Sie könnten es tatsächlich gewinnen, was würde sich danach ändern? Pochettino sagt: „Vieles kann sich ändern, aber Werte müssen bleiben.“
Er ist eben ein besonderer Trainer. Und das alles weil 1985, mitten in der Nacht, ein Verrückter an die Tür klopfte.