Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 2: „Du bist tot, wenn du in Rumänien kein Geld hast“

In der lau­fenden Saison haben in der ersten Liga fünf von vier­zehn Teams Punkte abge­zogen bekommen, weil sie gegen Lizenz­auf­lagen ver­stießen. Rumä­nien hat große Spieler wie Ghe­orghe Hagi und Ghe­orghe Popescu her­vor­ge­bracht. Doch heute befindet sich der rumä­ni­sche Fuß­ball im freien Fall. Die Zuschau­er­zahlen sinken, Spiele vor Geis­ter­ku­lissen sind keine Sel­ten­heit. Gleich­zeitig begehrt das Volk gegen die poli­ti­schen Macht­zirkel auf.

Durch das Land schwappte Anfang Februar eine Pro­test­welle, die vor dem Par­la­ment in Buka­rest bran­dete. Es sind die größten Demons­tra­tionen seit dem Ende des Kom­mu­nismus. Eine umstrit­tene Eil­ver­ord­nung sahen viele Rumänen als Frei­fahrt­schein für Poli­tiker an, sich ohne Strafe selbst zu berei­chern. Obwohl die Regie­rung das Vor­haben vor­über­ge­hend stoppte, gingen die Men­schen weiter mit ihren blau-gelb-roten Fahnen auf die Straßen, um gegen die Kor­rup­tion zu pro­tes­tieren.

Mit dem Bus an den Kai­ser­stuhl

Viel Zeit für Politik hat Petean nicht. Seine Mutter leidet an Brust­krebs. Einen Teil der Behand­lung über­nimmt der Staat. Doch auf den meisten Kosten bleibt die Familie sitzen. Du bist tot, wenn du in Rumä­nien kein Geld hast“, sagt der Sohn. Darum setzte er sich Anfang des Jahres in den Bus und reiste zum Vulkan. Im Ober­rhein­graben, keine zwanzig Kilo­meter von Frei­burg ent­fernt, drang vor etli­chen Mil­lionen Jahren Magma an die Ober­fläche, erkal­tete und bil­dete einen Berg, der heute für seine Weine bekannt ist: den Kai­ser­stuhl.

An seinem Fuß liegt Sas­bach-Jech­tingen, wo Petean bei seinem Freund Ionel Tabara Unter­schlupf gefunden hat. Der ist auch Ex-Profi und hat aus den glei­chen Gründen wie Petean den Fuß­ball auf­ge­geben. Tabara besorgte seinem Kumpel den Job im Colombi-Hotel. Wenn Petean sich mit dem Schlag­bohrer gut anstelle, könne er bald in der Küche arbeiten – an der Spüle. Tabara weiß das, weil er dort schon selbst Reste von den Tel­lern kratzte.

Schlafen, arbeiten, schlafen

Die Ent­schei­dung, seine Kar­riere so früh zu beenden, war schwer für Petean: Wenn ich Fuß­ball gespielt habe, konnte ich alles ver­gessen. Den Krebs meiner Mutter und die Tat­sache, dass ich kein Geld bekommen habe.“ Jetzt dröhnt von Montag bis Freitag der Bohrer in seinem Kopf. Schlafen, arbeiten, schlafen, arbeiten: Das ist mein neuer Rhythmus.“

Petean wartet auf einen Spie­ler­pass für den SV Jech­tingen. Kreis­liga B statt Cham­pions League. Ganz ohne Fuß­ball geht es nicht: Ich will ja nicht fett werden“, sagt er. Ange­sichts der Stein­säcke, die er aus den Hotel­zim­mern schleppen muss, sollte er sich dar­über eigent­lich keine Sorgen machen.