Joao Sacramento war nie Profi und sollte eigentlich Ingenieur werden. Jetzt steht er neben Jose Mourinho an der Seitenlinie und ist der jüngste Co-Trainer der Premier League. Wie hat der Ex-Student das geschafft?
In Treforest traf Sacramento zudem auf David Adams, der damals den Studiengang „Coaching and Performances“ leitete, für den sich Sacramento immatrikuliert hatte. Adams hatte Sacramentos Eltern überzeugt, den erst 18-jährigen nach Wales ziehen zu lassen. „Sie wollten, dass er Ingenieurwesen studiert und nicht in eine Nische geht, in der es schwierig ist, sich durchzusetzen“, erklärte er der BBC. „Ich erinnere mich, wie er gleich zu Beginn seiner Studienzeit zu mir kam und fragte, ob er im Training des Uni-Teams mithelfen könne.“
Als Teil seiner Masterarbeit analysierte Sacramento den Spielstil Mourinhos und die Trainingsidee der „Technical Periodisation“, die physische, taktische und technische Elemente verbindet und für die Mourinho bekannt ist. Zusammen mit Adams sah er sich die Umsetzung dieser Idee in Vereinen wie Swansea City an. Swanseas damaliger Coach war Brendan Rodgers, der die Methode als Jugendtrainer beim FC Chelsea gemeinsam mit Mourinho etabliert hatte. Mourinho selbst hatte die Philosphie, die vordergründig darin besteht, ständig mit dem Ball zu arbeiten, einst so veranschaulicht: „Pianisten sieht man nicht um das Klavier herumlaufen.“
Adams, den Sacramento als seinen „Fussball-Vater und Mentor“ beschreibt, ermutigte ihn schließlich, auch diese Analyse an Mourinho zu schicken. Sacramento verinnerlichte die „Technical Periodisation“ sogar so sehr, dass er sich „nicht vorstellen konnte, mit einem Trainer zusammenzuarbeiten, der diese Trainingsphilosophie nicht annahm“, so Adams.
Schon zu Studienzeiten war Sacramento bekannt für seine akribisch ausgearbeiteten Gegneranalysen, die er für das Uni-Team erstellte. „Er sah das Spiel extrem analytisch – nach seinen Berichten wussten wir genau, woran wir arbeiten müssen und was die Stärken und Schwächen der Gegner sind – auch und vor allem dank ihm, sind wir in drei Saisons dreimal aufgestiegen“, beschrieb Adams die Arbeit des Portugiesen. Die Disziplin gepaart mit der Leidenschaft für taktisches Denken und eine gewisse Detailbesessenheit sind wohl auch die Wesenszüge, die Sacramento den Weg nach ganz oben geebnet haben. „Neben seiner Masterarbeit absolvierte er beim walisichen Verband ein Praktikum, bei dem er 20 Stunden die Woche arbeitete und hinter den Kulissen für Cardiff City und die walisische Nationalmannschaft Analysen erstellte“, so Adams. Seine Berichte schafften es sogar auf den Schreibtisch von Gary Speed, der damals Cheftrainer der Nationalmannschaft war – es war also nur eine Frage der Zeit, bis höherklassige Vereine auf ihn aufmerksam werden würden.