Dieter Hecking wird neuer Trainer des Hamburger SV. Wieso er vor dem Trikot Uniform trug und neun weitere Fakten über den „King“.
1.
Vorneweg müssen wir mit einem Mythos aufräumen. Dieter Hecking heißt eigentlich gar nicht so. Beziehungsweise ist das nur die halbe Wahrheit. Oder eben der halbe Vorname. In voller Pracht lautet der nämlich: Dieter-Klaus. Dieter-Klaus aus Castrop-Rauxel. Dat klingt, woll?
2.
Heckings Frau, das passt wiederum weniger nach Castrop-Rauxel, ist Yoga-Lehrerin. Zu Beginn machte er auch manchmal mit. Jetzt stellen wir uns alle mal vor, wie ein langhaariger Dieter Hecking in Yogapants und Batik-Shirt ein Aschram betritt. Allerdings, so sagte er im Interview mit der Zeit, habe er schnell feststellen müssen, dass er sich nicht allzu gerne korrigieren lasse. Grummelte also vermutlich Sätze wie „Mein Yoga heißt Bier“ in den nichtvorhandenen Bart, während seine Frau ihn bei der Hüfte griff, um ihn in den korrekt ausgeführten herabschauenden Hund zu zwingen. Schade eigentlich.
3.
Bevor Hecking seinen ersten Profivertrag unterschrieb – übrigens ebenfalls bei Borussia Mönchengladbach – war er drei Jahre lang Polizist, zuletzt als Polizeimeister. Hecking in Uniform, die Vorstellung verlangt deutlich weniger Gehirnakrobatik. Vom ehemaligen Beruf hat er sich seine Leidenschaft für Krimis erhalten. Der schleichende Abschied in Gladbach gleicht hingegen eher einem Melodram.
4.
Apropos Abschied: Die Entscheidung über selbigen lag in der Vergangenheit meistens bei Hecking selbst. Bei vier seiner bislang sieben Trainerstationen (SC Verl, VfB Lübeck, Alemannia Aachen, Hannover 96, 1. FC Nürnberg, VfL Wolfsburg und eben Borussia Mönchengladbach – in dieser Reihenfolge) nahm Hecking freiwillig seinen Hut. Eigentlich machte erst in Wolfsburg zum ersten Mal nicht er selbst Schluss, denn die Beurlaubung in Verl folgte erst auf Heckings Ankündigung, den Verein verlassen zu wollen.
5.
In Wolfsburg hatte Hecking seinen Vertrag im vergangenen November erst um ein Jahr bis 2020 verlängert. Die langen Laufzeiten brauche er nicht mehr. Und er wolle „auch bei einem Dreijahresvertrag nicht auf eine mögliche Abfindung schielen“. Klingt erstmal fair. Bis sich jetzt herausstellte: Muss er auch gar nicht.
6.
Mit Aachen trainierte Hecking in der Saison 2004/2005 einen Zweitligisten, der gleichzeitig im UEFA-Cup antrat. Alemannia hatte in der Vorsaison das DFB-Pokalfinale erreicht, der Sieger Bremen sich zugleich für die Champions League qualifiziert. Im Europapokal schrieb Hecking mit Aachen Geschichte: Als erster Zweitligist zog man ins Sechzehntelfinale ein. Erik Meijer traf Im letzten Gruppenspiel gegen AEK Athen, Willi Landgraf spielte in der Viererkette. Erotischer wird es heute nicht mehr.
7.
Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte blieb das auch lange in Heckings Trainerlaufbahn. Bis er 2015 mit Wolfsburg DFB-Pokal-Sieger wurde. Legendär die Aufnahmen, wie Hecking, gerötetes Gesicht, Hemd und Sakko von Bierduschen durchnässt und mit „KING“-Kappe auf dem Kopf die Pressekonferenz bestritt. Weniger bekannt hingegen ist die Geschichte hinter der Kopfbedeckung: Hecking hat fünf Kinder, vor dem Finale kam die Familie im Hotel zusammen. Seine beiden Söhne trugen die gleiche Kappe, einer hatte „ne dumme Idee“ (Hecking), gab ihm seine und sagte, er solle sie aufsetzen, würde er den Pokal gewinnen. Der Rest ist Geschichte.
8.
Während der aktiven Karriere schaffte Hecking es nie zu königlichen Erfolgen. In 17 Jahren kam er auf nur 36 Bundesligaspiele. In der zweiten, Regional- und Oberliga hingegen stand er insgesamt 405 Mal auf dem Platz. Und bei Hessen Kassel, seiner längsten Station, betreute er 1990/91 nebenbei noch das Marketing und Sponsoren als erster Spielermanager Deutschlands. Revolutionär.
9.
Als Spieler machte Hecking übrigens auch zwölf Spiele für die deutsche U18-Nationalmannschaft, wobei er acht Tore schoss. Verglichen mit der Statistik der Rekordtorschützen der Mannschaft auf transfermarkt.de würde er diese mit Abstand anführen. Danach war es das aber mit der DFB-Karriere.
10.
Wobei sich das vielleicht doch noch mal ändert: In der Vergangenheit hat Hecking mehrfach betont, dass er sich auch ein Engagement als Bundestrainer vorstellen könne. Jetzt kommt es in Gladbach und beim DFB zeitgleich zu großen Umbrüchen. Wer da noch an Zufälle glaubt, lässt sich auch bedenkenlos 6000-Euro-Uhren schenken.