Robert Lewandowski ist Weltfußballer. Die Wahl erfolgt genau zu dem Zeitpunkt, an dem es ihm zum ersten Mal in seiner Karriere nicht mehr nur um ihn selbst geht.
Bekanntlich wurde daraus nichts. Lewandowski verlängerte 2019 seinen Kontrakt in München bis 2023, wo er dann 35 Jahre alt sein und vermutlich das Ende seiner Karriere erreicht haben wird. Erstaunlicher Weise veränderte er sich danach und vermutlich auch dadurch. Seine Mannschaftskameraden stellten verblüfft fest, dass Lewandowski, zuvor noch egozentrischer als Arjen Robben, sich nun plötzlich für die Mannschaft interessierte – nach immerhin schon sechs Spielzeiten bei den Bayern. Dass er im September 2019 Philippe Coutinho, der sich in München schwer tat, einen Elfmeter schießen ließ, wäre vorher unvorstellbar gewesen. Angeblich nahm er sich auch des Nachwuchsstürmers Jan-Fiete Arp an und machte mit ihm Zusatztraining.
Auch auf dem Platz wurde aus dem Einzel- zunehmend ein Mannschaftssportler. Thomas Müller lobte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung: „Robert Lewandowski hat nicht nur mit Toren geglänzt, sondern richtig gut mitgearbeitet. Früher gab es ja immer mal Phasen, da haben wir Mittelfeldspieler gesagt: Heute hätten wir uns da vorne noch ein bisschen mehr Laufleistung gewünscht – immer dann, wenn wir wieder mit rotem Kopf das Spielfeld verlassen haben, nach 13 gelaufenen Kilometern.“ Es gehört sicherlich auch zu den großen Leistungen von Hansi Flick, der bei der Wahl zum Welttrainer Jürgen Klopp den Vortritt lassen musste, dass er den neuen Teamgeist von Lewandowski auch strategisch nutzte. Denn all die Erfolge der Bayern in diesem Jahr basierten auf einem Pressing, das eben nicht funktioniert, wenn ein auf seine Torquote fixierter Mittelstürmer dabei nur halbherzig mitmacht.
Der Post-Ego-Lewandowski hat trotzdem oder vielleicht auch deshalb in der letzten Bundesligasaison so viele Tore geschossen wie nie zuvor (34), für die 15 Treffer in der Champions League gilt das gleiche. Er gewann endlich die Champions League, er wurde Europas Fußballer des Jahres und nun auch Weltfußballer. Das alles führt zu der tröstlichen Pointe, dass der beste und erfolgreichste Lewandowski genau der Lewandowski ist, der nicht mehr nur darauf geschaut hat, dass er der beste und erfolgreichste ist. Der also verstanden hat, dass es dem Ich in einer Mannschaft am besten geht, wenn das Wir am stärksten ist.