Stuttgart, Frankfurt, Werder – über das große Glück, wenn die eigene Mannschaft falsche Hoffnungen erfüllt.
Und gleichzeitig ist das Glücksgefühl ein ganz besonderes, wenn wir in unserer Illusion bestätigt werden. Wenn der VfB Stuttgart 3:1 gegen Köln gewinnt. Wenn A‑Punkt Meier gegen Wolfsburg drei Tore schießt, das entscheidende gar in der Nachspielzeit. Dann gehört dieser Mann in die Nationalmannschaft, ist Armin Veh ein Genie und die Eintracht doch ein Kandidat für die Europa League. Oder wenn Werder Bremen 3:1 auf Schalke gewinnt, Claudio Pizarro es natürlich noch drauf hat und wir ja eigentlich immer an Clemens Fritz geglaubt haben. Also damals, kurz vor seinem Debüt vor zehn Jahren. Aber hat sich unser Vertrauen (das möglicherweise zwischenzeitlich etwas gelitten hat) nicht voll und ganz gelohnt, wenn dieser 35-Jährige gegen Schalke ein Traumtor schießt und zwei weitere Treffer wunderbar leichtfüßig vorbereitet? Viereinhalb Jahre und 115 Spiele nach seinem letzten Torerfolg? (5:3 gegen den SC Freiburg, wer das wissen möchte.)
Fritz! Welch ein Ausnahmekönner!
Dieser Clemens Fritz wird übrigens seine Karriere nach dieser Saison beenden. Noch am letzten Spieltag der Hinrunde hätten wir das vielleicht mit einem grimmigen Nicken gutgeheißen. Dann kam die Winterpause und wusch unser Gehirn. Fritz machte das beste Spiel seines Lebens. Und wir weinen heiße Tränen, wenn wir nur daran denken, dass dieser Ausnahmekönner bald nicht mehr für Werder spielen wird.
Auch das ist Fußball. Dass wir uns selber bescheißen. Und auf diese seltenen Tage hoffen, an denen wir dafür noch belohnt werden. Eine knappe Woche haben wir jetzt Zeit, dieses Gefühl auszukosten. Bis Stuttgart gegen Hamburg abstinkt. Bis A‑Punkt Meier gegen Augsburg das Kunststück gelingt, 90 Minuten unsichtbar zu bleiben. Bis Clemens Fritz wieder wie Clemens Fritz spielt. Wir sollten diese Woche genießen.