Hunderttausende im Maracanã, in Wembley und in Nordkorea — legendäre Geschichten aus überfüllten Stadien kennen wir alle. Aber was sind eigentlich die Rekordzuschauerzahlen auf den sieben Kontinenten der Erde?
Der offizielle Zuschauerrekord im Estádio Jornalista Mário Filho zu Rio de Janeiro, auf der ganzen Welt nur als Maracanã bekannt, beträgt 183.513 und datiert vom 21. März 1954 als die brasilianische Nationalelf gegen Paraguay gewann.
Beim »Maracanaço« (Schock von Maracanã), als Brasilien am 16. Juli 1950 das entscheidende Spiel der Finalrunde der Heim-WM gegen Uruguay verlor, waren aber wohl noch mehr Leute vor Ort, auch wenn offiziell nur 173.850 Zuschauer angegeben werden. Andere Zahlen sprechen von 199.854, 203.851 oder gar bis zu 220.000 Anwesenden. Damit gilt es als das meistbesuchte Fußballspiel in Südamerika.
In der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang sollen bis zu 190.000 Zuschauer bei einem Fußballspiel im Stadion Erster Mai gewesen sein — eine Zahl, die aber mit Vorsicht zu genießen ist, offizielle Angaben gibt es dazu nicht. Heute hat die Schüssel »nur« noch ein Fassungsvermögen von 114.000 Plätzen, was sie immerhin zum Fußballstadion mit der gegenwärtig größten Kapazität weltweit macht.
Auch für ein Spiel am 23. Februar 1985 im Stadion Utama Gelora Bung Karno im indonesischen Jakarta gibt es leider keine gesicherte Zuschauerzahl. Die Begegnung zwischen den Rivalen Persib Bandung und PSMS Medan sollen aber gigantische 150.000 Fans gesehen haben.
Den offiziellen Rekord für Asien hält deshalb das Salt Lake Stadium — in Landessprache: Vivekananda Yuba Bharati Krirangan — im indischen Kolkata. 131.781 Menschen sahen am 13. Juli 1997 das legendäre Stadtderby zwischen East Bengal und Mohun Bagan — in einem Pokal-Halbfinale! Fußballfans hierzulande wissen natürlich, dass einst auch Olli Kahn sein Abschiedsspiel hier bestritt.
Der europäische Zuschauerrekord ist eine Überraschung: Nicht im Camp Nou, nicht im Bernabéu, nicht in Wembley, sondern im Glasgower Hampden Park fanden sich einmal 149.547 Schlachtenbummler ein. Es ist allerdings auch schon über 80 Jahre her. Am 17. April 1937 fand ein Länderspiel zwischen Schottland und England vor dieser Kulisse statt.
Zumindest zu Wembley gibt es aber noch eine Legende von einer unfassbar großen Zuschauerzahl. Zum sogenannten »White Horse Final«, dem Finale um den FA-Cup zwischen den Bolton Wanderers und West Ham United, sollen am 28. April 1923 bis zu 300.000 Menschen gekommen sein. Angeblich nicht zuletzt deshalb, weil der König beim ersten Spiel in Wembley höchstpersönlich anwesend war, um den Siegerpokal zu überreichen.
In Mittelamerika kann es natürlich nur ein Rekordstadion geben: Das Aztekenstadion in Mexiko-City. Zum WM-Finale 1986 zwischen Argentinien und Deutschland fanden sich hier wie auch schon zum Gruppenspiel zwischen Mexiko und Paraguay 114.600 Zuschauer im Rund ein.
Der Zuschauerrekord für ein Fußballspiel in Nordamerika wurde kurioserweise bei einem Freundschaftskick in der US-Stadt Ann Arbor aufgestellt. Am 2. August 2014 trafen Real Madrid und Manchester United vor 109.318 Fans im Michigan Stadium, dem heute zweitgrößten Stadion der Welt, aufeinander.
Wie auch das Michigan Stadium ist das Rose Bowl Stadium im kalifornischen Pasadena eigentlich ein American-Football-Stadion. Bei den olympischen Sommerspielen 1984 wurde hier allerdings der Rekord für ein reguläres Spiel auf nordamerikanischem Boden aufgestellt. Das Finale zwischen Frankreich und Brasilien sahen am 11. August 101.799 Personen.
Auch in Australien stammt die größte Zuschauerzahl vom Olympia-Finale. Am 30. September 2000 holte sich Kamerun gegen Spanien vor 104.098 Schaulustigen im ANZ Stadium die Gold-Medaille. Große Sportarenen sind auf den übrigen Inseln im Pazifik rar gesät, sodass dieses Spiel den Rekordbesuch für Australien und Ozeanien aufweist.
Im FNB Stadium im südafrikanischen Johannesburg, ehemals Soccer City, fand das zuschauerreichste Spiel tatsächlich erst einen Monat nach der WM 2010 statt. Im Länderspiel zwischen der heimischen Nationalmannschaft und Neuseeland am 21. August wurden 94.713 Gäste gezählt.
Auch in Afrika gibt es aber mindestens ein Spiel, zu dem weitaus mehr Besucher kamen als offiziell vermerkt wurden. Im Cairo International Stadium sollen zum Finale des Afrika-Cups am 21. März 1986 zwischen Ägypten und Kamerun 120.000 bis 130.000 Fans zugegen gewesen sein, angegeben wurden aber nur rund 95.000.
Schmankerl zum Abschluss: Das Punktspiel mit dem größten Zuschauerzuspruch in Deutschland wurde nicht etwa in Berlin oder Dortmund ausgetragen, sondern im Leipziger Zentralstadion am 9. September 1956. 100.000 Fans sahen die DDR-Oberliga-Partie zwischen SC Rotation und Lokomotive Leipzig.