Wir sprachen mit dem Aufsichtsratvorsitzenden des Bonner SC, Michael Pieck, über Insolvenzen, die Abhängigkeit von Mäzenen und den Traum vom Profifußball.
Michael Pieck, Bonn war einst Hauptstadt der BRD und zählt zu den 20 größten deutschen Städten. Warum konnte der Bonner SC trotzdem nie einen bleibenden Fußabdruck im Profifußball hinterlassen?
Da gibt es verschiedene Gründe, die in der Historie des Vereins liegen. In den letzten Jahrzehnten hat der Verein einige Krisen durchgemacht. Aus heutiger Sicht war man lange Zeit kein richtiger Fußballverein, da sich immer alles um die Abhängigkeit von einem Sponsor drehte.
Was steckte denn hinter dem Sponsoring?
Der Mineralienhändler Hans Viol war ab 1996 für fast 15 Jahre als Mäzen des Klubs tätig. Er hat den Verein über Jahre hinweg geprägt – war gleichzeitig Fluch und Segen. Ohne Viol hätte es den Klub nicht mehr gegeben. Auf der anderen Seite hat es der Bonner SC nie geschafft, sich in der Stadt zu etablieren. Auch die Vereinsstrukturen wurden nicht ausgebaut. Wegen unseres Mäzens wurden auch keinerlei Kontakte in die Wirtschaft aufgebaut. Wir mussten hinsichtlich der Sponsorensuche quasi bei null anfangen. Als Viol 2010 ging, hat er dem Klub einen Schuldenberg hinterlassen und wir mussten in die Insolvenz gehen. Für uns war es eine Bürde danach neu anzufangen.
Mit den Telekom Baskets spielt ein sehr erfolgreicher Basketballklub in Bonn. Ist Bonn keine Fußballstadt?
Ich denke nicht, dass die Bonner fußballmüde sind. In unserer Stadt mit über 300.000 Einwohnern steckt neben dem Basketballklub sicher auch das Potential für einen erfolgreichen Fußballverein. In den vergangenen Jahren ist viel falsch gemacht worden. Wir sind zu arrogant rüber gekommen. Mittlerweile liegen wir bei einem Zuschauerschnitt von 1.300, das ist weit mehr als wir einkalkuliert haben. Jetzt brauchen wir einen langen Atem. Es ist nicht so einfach den nächsten Schritt zu machen.
Ein Blick zurück: In der einzigen Zweitliga-Saison 1976/77 schaffte der Bonner SC sportlich den Klassenerhalt, spielte aber dennoch in der darauffolgenden Spielzeit in der Verbandsliga. Was war passiert?
Finanziell lief einiges aus dem Ruder. Wir konnten Gehälter nicht mehr zahlen und waren der erste Verein im deutschen Fußball, dem die Lizenz entzogen wurde. Nichts auf das man stolz sein kann. Wir müssen uns der Geschichte stellen, blicken aber nicht länger darauf zurück. Die heutige Vereinsführung hat ein langfristiges Konzept und will die finanzielle Last auf mehreren Schultern verteilen.