Trotz der Verletzung von Bastian Schweinsteiger hat Bayern-Trainer Pep Guardiola gleich drei überragende Spielgestalter im defensiven Mittelfeld zur Verfügung. Kann das gegen Porto zum Problem werden?
Dennoch: Die Kombination Alonso, Lahm und Thiago ist potentiell vielversprechend. Vor allem Alonso könnte von seinen beiden Kollegen profitieren. Das Zusammenspiel mit Bastian Schweinsteiger bereitete ihm zuletzt einige Probleme. Sowohl Alonso als auch Schweinsteiger lassen sich gerne fallen. Das ist vor allem im Pressing ein Problem, wo beiden die Dynamik fehlt, um herauszurücken und die Offensivspieler zu unterstützen.
Der Quasi-Quarterback
Lahm und Thiago sind beide wesentlich dynamischer. Gerade Lahm ist berüchtigt für sein starkes Timing beim Herausrücken. Zudem brauchen weder Lahm noch Thiago viel Raum hinter sich. Sie fühlen sich in höheren Bereichen wohl. Zusammen mit Mario Götze könnten die Beiden ein offensives Dreiermittelfeld bilden, das mit seiner hohen Passgenauigkeit und Ballsicherheit in engen Räumen punktet. Alonso könnte sich wieder stärker auf seine Stärken als Quasi-Quarterback konzentrieren und müsste sich den Raum nicht mit einem zweiten Spieler wie Schweinsteiger teilen.
Gegen Eintracht Frankfurt funktionierte das neue Dreigespann. Doch Porto ist eine andere Hausnummer. Die Portugiesen überzeugten in dieser Saison mit einfachen, aber effektiven Angriffen. Die Rollenverteilung im 4−3−3 ist klar: Die wuseligen Außenstürmer dribbeln sich über die Flügel durch, von dort bedienen sie die drei aufrückenden Mittelfeldspieler. Die Mittelfeld-Spieler Héctor Herrera und Casemiro sind zwei der besten Fernschützen, die die Champions League zu bieten hat.
Feingeist Thiago
Pep Guardiola dürfte sich besonders Casemiro genauer angeschaut haben. Die Leihgabe von Real Madrid gestaltet bei Porto das Spiel aus der Tiefe; die spanische Zeitung La Vanguardia beschrieb ihn als jüngere Ausgabe Xabi Alonsos. Im offensiven Mittelfeld brauchen die Bayern Aggressivität, damit Casemiro mit seinen langen Bällen keine Konter einleiten kann. Das spricht potentiell eher gegen Feingeist Thiago, der seine Stärken eher mit als gegen den Ball hat.
Pep Guardiola ist immer für eine Überraschung gut. Das bewies er jüngst erst, als er nach den Verletzungen von Franck Ribery und Arjen Robben auf eine defensiver orientierte Taktik umstellte. Gut möglich, dass er auch in Porto zunächst an die Defensive denken wird. Sebastian Rode ist der Joker, den Guardiola im Mittelfeld aus dem Ärmel ziehen könnte; nicht annähernd so spielstark wie Thiago oder Lahm, dafür aber dynamisch und aggressiv.
Rode könnte in einem 4−3−3 oder in einem 3−5−2 die Mittelfeld-Position neben Philipp Lahm besetzen. Diese Variante ist gar nicht so unwahrscheinlich, vor allem da Guardiola in der Champions League auswärts oftmals darauf setzt, möglichst kein Gegentor einzufangen. Somit hat Guardiola wenigstens ein kleines Luxusproblem im Mittelfeld – und trotz aller Schwierigkeiten dürften ihn die meisten Trainer der Welt noch immer beneiden.