Ein russischer Doping-Papst will die Weltmeisterschaft in Putins Reich platzen lassen. Er behauptet, Staatsdoping in Russlands Fußball nachweisen zu können.
Zu diesem Zeitpunkt wusste der Filmemacher vermutlich nicht, dass sein heutiger Freund Rodschenkow 2014 auch den russischen Winter-Olympioniken von Sotchi jede Menge leistungssteigernde Drogen eingetrichtert hatte. Als Rodschenkow bald darauf ins Visier der russischen Regierung geriet, weil diese der Weltöffentlichkeit einen Schuldigen für den Skandal präsentieren wollte, ermöglichte ihm Fogel die Flucht nach Amerika. Von dort aus half Rodeschenkow, Russlands Staatsdoping offenzulegen.
In den USA gilt der Doping-Papst seither als reuiger Aufklärer und als wichtiger Kronzeuge. In Russland hingegen gilt er als Deserteur und Landesverräter, denn Rodschenkow hat wiederholt ausgepackt. Auch dank ihm konnte 2016 im so genannten McLaren-Report festgestellt werden, dass Russland zwischen 2011 und 2016 organisiertes Staatsdoping betrieb. Während der Winterspiele in Sotchi will Rodschenkow laut Anwalt Walden dreimal den russischen Sportminister Witali Mutko getroffen haben, um sich mit diesem über Doping auszutauschen. Mutko, der nebenbei auch OK-Chef der Fußball-WM ist, war laut „Daily Mail“ vollstens in die Systematik des Staatsdopings eingebunden.
„Es gibt viele Beweise und Informationen, die ich vorlegen könnte.“
Gut möglich, dass Russlands politische Führung dem Freitag mit einer gewissen Nervosität entgegenblickt. Zwar wird Rodschenkow todsicher nicht im Saal sitzen, wenn Englands Fußballlegende Gary Lineker die WM-Auslosung moderiert. Doch Rodschenkows Vorwürfe dürften weiter im Raum stehen. Anwalt Jim Walden betont: „Es gibt viele, viele verschiedene Beweise und Informationen, die ich vorlegen könnte.“ So habe Sportminister Mutko während der Winterspiele 2014 gegenüber Rodschenkow erklärt, er wolle das im Olympia-Ort eingerichtete geheime Dopinglabor „nach Sotchi weiter in Betrieb behalten“.
Russlands Nationales Olympisches Komitee und einzelne Sportverbände zahlen bereits einen hohen Preis für den Betrug. So waren etwa die russischen Leichtathleten sowohl bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio als auch bei der jüngsten WM in London zu einem großen Teil ausgeschlossen. Bei den kommenden Olympischen Winterspielen im Februar im südkoreanischen Pyeongchang könnte Russland sogar komplett fehlen. Das Internationale Olympische Komitee muss darüber zeitnah entscheiden.
„Diese Dinge sind außerordentlich kompliziert“
Vielleicht will sich die FIFA erst einmal zurücklehnen und schauen, was andernorts passiert. Schließlich steigt die WM erst einige Monate nach Olympia. Doch Anwalt Jim Walden rechnet nicht mit Sanktionen: „Ich vermute, rein physikalisch können sie Russland das (Turnier) gar nicht wegnehmen. Diese Dinge sind außerordentlich kompliziert und ich bin sicher, dass in Russland einige Leute von ganz oben ein Auge darauf haben.“