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Michael Müller, Sie sehen sich als Ver­mittler zwi­schen Ama­teur­klubs. Warum brau­chen die Ver­eine Sie?
Selbst Ama­teur­ver­eine werden immer pro­fes­sio­neller. Das ist nötig, um die Erlöse anzu­kur­beln und den heu­tigen Anfor­de­rungen gerecht zu werden.

Was sind das für Anfor­de­rungen?
Ver­eine müssen Mit­glieds­bei­träge niedrig halten, weil der Fuß­ball heute im Jugend­be­reich mit vielen anderen Dingen kon­kur­riert. Außerdem lassen sich immer mehr Leute zum Trainer aus­bilden, das alles kostet die Ver­eine Geld. Den Ehren­amt­li­chen, die für die finan­zi­ellen Aspekte im Verein zuständig sind, fehlt dafür häufig das rich­tige Know-how. Meist ver­steht man unter Spon­so­ring immer noch eine Art Spende der Unter­nehmen – was es nicht ist.

Son­dern?
Dahinter steckt das Prinzip von Leis­tung und Gegen­leis­tung. Das ist bei vielen Klubs noch gar nicht richtig ange­kommen. Die laufen immer noch mit dem Klin­gel­beutel zur nächsten Tank­stelle und fragen sich nicht, warum die Tank­stelle Geld geben sollte. Da braucht es jemanden, der Struktur rein­bringt. Ein Ver­mittler, der den Leuten sagt, das ist Wer­bung, das und das kann man dafür ver­langen.

Was hat sich im Ama­teur­fuß­ball in den ver­gan­genen 20 Jahren getan, dass man sich auf einmal auch als Kreis­li­gist Sorgen um einen Tri­kot­sponsor machen muss?
Der finan­zi­elle Druck auf Ver­eins­seite ist deut­lich gestiegen. Wenn man sich die Sta­tis­tiken anschaut, dann haben sich 2012/13 mehr Mann­schaften abge­meldet als ange­meldet. Das ist zum einen demo­gra­phisch begründet, aber sicher­lich auch ein Geld­pro­blem. Und da sind Klubs natür­lich daran inter­es­siert neue Finan­zie­rungs­quellen zu erschließen, um den Spiel­be­trieb auf­recht zu erhalten.

Der bay­ri­sche Fuß­ball­ver­band hat seinen Ver­einen auf­er­legt, alle Spiele live zu tickern. Wer das nicht tut, muss ein Ent­gelt von 30 Euro bezahlen, damit der Ver­band diese Auf­gabe über­nimmt. Was halten sie davon?
Ins­ge­samt kommt das dem Ama­teur­fuß­ball zu Gute. Wenn man Spiele tickert, ent­steht daraus natür­lich wieder ein Ver­mark­tungs­po­ten­zial für den Ama­teur­fuß­ball und Geld, was den Ver­einen idea­ler­weise wieder zuge­führt wird. Wenn man aller­dings sagt, ihr habt das jetzt zu machen, muss man zumin­dest sicher­stellen, dass den Klubs die tech­ni­schen Mög­lich­keiten gegeben werden. Außerdem muss man sicher­stellen, dass die Ver­eine sich das auch leisten können. Wenn man die Ver­eine finan­ziell sank­tio­niert und unter Druck setzt, finde ich das schwierig.

Ihr Kon­zept ist es, den Ver­einen das wirt­schaft­liche Wissen an die Hand zu geben. Mit wel­chen Mann­schaften arbeiten Sie zusammen?
Uns ist die F‑Jugend genauso wichtig wie die Her­ren­mann­schaft. Wir haben ein ein­heit­li­ches Prinzip und unter­scheiden nicht nach Leis­tung. Uns geht es mehr um das Thema Ziel­gruppe. Für eine Super­markt­kette kann es lukra­tiver sein, einer Kin­der­mann­schaft einen Tri­kotsatz zu spon­sern. Die wissen, die Tri­kots werden meis­tens von den Muttis zuhause gewa­schen. Da kann ich die ein­fach viel emo­tio­naler abholen.

Aber ist es nicht ver­wun­der­lich, dass sich heut­zu­tage auch eine F‑Jugend um einen Tri­kot­sponsor küm­mern muss?
Müssen tut sie das natür­lich nicht. Wenn sie damit ein­ver­standen ist, die Tri­kots zu tragen, die vorher schon durch sämt­liche F‑Ju­gend-Jahr­gänge gegangen ist, ist das ok. Ich habe in der Jugend bei Arminia Bie­le­feld gekickt. Da war der DSC noch weit von der Pro­fes­sio­na­lität ent­fernt. Jeder Fuß­ballfan weiß, dass die Farben der Arminia schwarz-weiß-blau sind. Unsere Tri­kots waren damals rosa-grün. Heute sind die Ansprüche der Kinder ganz ein­fach andere, weil Fuß­baller als Stars wahr­ge­nommen werden. Und wenn ein Verein den Tri­kotsatz dann nicht bezahlen kann, prüfen wir, ob wir nicht was machen können.

Warum sollten sich Unter­nehmen für den Ama­teur­fuß­ball inter­es­sieren?
Die Inter­essen, sich im Ama­teur­fuß­ball zu enga­gieren, sind viel­fältig. Meist geht es nicht um die bloße Bekannt­ma­chung der Marke oder des Unter­neh­mens. Dem Ver­si­che­rungs­ver­treter ist der direkte Kon­takt wich­tiger, um Nach­wuchs für seinen Betrieb her­an­zu­ziehen. Zudem ist im Fuß­ball ein bestimmter Arbeits­ethos vor­handen, der vor allem aus Leis­tungs­be­reit­schaft, Dis­zi­plin und Team­ge­danke besteht. Das sind alles Qua­li­täten, die bei Unter­nehmen gefragt sind.

Vor 20 Jahren war es undenkbar, dass sich Ama­teur­klubs mit sol­chen Themen wie pro­fes­sio­nellem Spon­so­ring aus­ein­ander setzten. Wie wird sich dieser Bereich in Zukunft ent­wi­ckeln? Spon­sert dem­nächst die Piz­zeria von nebenan den nächsten Ein­wurf?
Der Ama­teur­fuß­ball wird immer Ama­teur­fuß­ball bleiben. Das hat allein schon durch das begrenzte öffent­liche Inter­esse seine Grenzen. Aber es ist ein sehr emo­tio­nales Gebiet, was bisher unent­deckt ist. Die Unter­nehmen fangen langsam an, das für sich zu erschließen. Die Leute werden sich immer mehr für Bayern, Schalke und Dort­mund inter­es­sieren als für den kleinen Verein. Aber die, die sich für den kleinen Verein inter­es­sieren, sind auf keinen Fall mit weniger Feuer dabei. Auch sie leben ihren Verein. Des­halb wird es auch für viele Spon­soren immer attrak­tiver.