Eingleisige Bundesliga, Schiedsrichterinnen und Fantasie-Angebote aus Japan: In den Neunzigern professionalisierte sich der Frauenfußball in Deutschland. Hier kommen die besten Geschichten.
Im Herbst 1970 hob der DFB das Verbot des Frauenfußballs in Deutschland auf. Für 11FREUNDE #228 haben wir daher 50 Geschichten aus 50 Jahren Frauenfußball in Deutschland gesammelt. Das Heft gibt es bei uns im Shop. Die Geschichten 21 – 30 jetzt hier.
1990 — Endlich haben auch die Frauen ihre Bundesliga und lange gilt Iris Taaken vom SV Wilhelmshaven als Schützin des ersten Tores. Bis jemandem auffällt, dass die Spiele des ersten Spieltages zu unterschiedlichen Zeiten angepfiffen wurden. Und derweil Taakens Tor zwar in der zweiten Minute, aber erst um 14.02 Uhr fällt, trifft Katja Bornschein vom FSV Frankfurt in der fünften Minute, jedoch bereits um 11.05 Uhr. Glückwunsch.
1991 — Heute kaum noch vorstellbar, dass es bis in die neunziger Jahre dauert, dass eine Frau ein Frauen-Länderspiel leitet. Gertrud Regus heißt die Pionierin, die vier Jahre später sogar als Linienrichterin in der Männer-Bundesliga zum Einsatz kommt. Die Aufregung ist groß! Zuvor wird Frauen oftmals schon die Teilnahme an Schiedsrichter-Lehrgängen verweigert, beliebte Begründung: „Es gibt leider nur Doppelzimmer.“
1992 — Ein gewisser Stefan Prinz schreibt an den Bundesligisten FSV Frankfurt, dass er ein brauchbarer Jugendtrainer sei, außerdem könne seine minderjährige Tochter Birgit ganz prima kicken. Beide wechseln gemeinsam zum Bornheimer Hang, der Rest ist Geschichte.
1993 — Das große Duell der Siebziger hieß Bad Neuenahr gegen Wörrstadt, manche sprachen damals gar von Feindschaft. Nun kehren die beiden längst abgehängten Klubs noch mal gemeinsam in die Bundesliga zurück. Am Saisonende liegen sie – wie in alten Zeiten – nur einen Punkt auseinander, und doch ist alles anders als früher: Während Wörrstadt mit Ach und Krach die Klasse hält, steigt Bad Neuenahr gleich wieder ab.
1994 — Die Nationalspielerinnen Heidi Mohr, Maren Meinert, Doris Fitschen und Silvia Neid erhalten aus der japanischen Profiliga ein Angebot, das sie eigentlich nicht ablehnen können. Die für deutsche Verhältnisse unfassbare Summe von 10 000 Dollar im Monat sollen sie mit dem Kicken verdienen und sagen dennoch Nein. Lieber wollen sie zwei Jahre später zu den Olympischen Spielen in Atlanta. Dabeisein ist alles.