Nach dem sensationellen Titelgewinn 2016 schickt sich Leicester City erneut an, die englische Top Sechs zu ärgern. Aktuell stehen die „Foxes“ sogar noch besser da als in der Meistersaison. Wie Trainer Brendan Rodgers die Fans erneut träumen lässt.
Die hervorragenden Rahmenbedingungen, die Rodgers in Leicester vorfand, sind vor allem das Werk von Vichai Srivaddhanaprabha, der als Teil eines Konsortiums 2010 den damaligen Zweitligisten für 39 Millionen Pfund übernahm. Im Oktober 2018 kam der allseits beliebte Thailänder mit zwei Mitarbeitern und zwei Piloten bei einem tragischen Hubschrauberabsturz ums Leben.
„Vichai kam und hatte eine Vision für den Klub und hat dazu noch so viel für die Stadt durch wohltätige Arbeit geleistet. Was letztes Jahr passierte, war absolut niederschmetternd“, blickt Leigh Herbert auf den Mann zurück, der liebevoll „The Boss“ genannt wurde. Vichais Sohn Aiyawatt trat bei Leicester City in seine Fußstapfen und machte es sich zur Aufgabe, das Vermächtnis seines Vaters fortzusetzen. Im Stadionheft zum Abschluss der letzten Saison schrieb er: „Wir wollen alle Aspekte des Klubs verbessern, um den Klub nachhaltig und für viele Generationen erfolgreich zu machen. Wir werden immer dort Unterstützung bereitstellen, wo es der Klub braucht, ob im Kader, dem Trainingsgelände, dem Stadion, der Belegschaft oder Infrastruktur. Wir sind immer bereit, Fortschritt und Verbesserung zu unterstützen.“
Rodgers als fehlendes Puzzlestück
Verbesserungen hinsichtlich des Kaders benötigte es für Rodgers gar nicht. Dieser war nämlich deutlich besser aufgestellt, als die Platzierungen der letzten Jahre vermuten ließen. Es brauchte scheinbar nur den passenden Trainer.
Dass Rodgers dieser sein könnte, demonstrierte er in den letzten zehn Spielen der Saison 2018/2019, als er im Vergleich zu Vorgänger Claude Puel den Punkteschnitt von 1,19 auf 1,7 verbesserte und von Rang zwölf auf Rang neun kletterte. Mittlerweile, so Herbert, „lieben die Leicester-Fans das Team unter Rodgers.“ Der neue Trainer hat es nämlich geschafft, aus den Spielern, die er bei seinem neuen Arbeitgeber vorfand, eine ausbalancierte Truppe zu formen, die derzeit regelrecht durch die Premier League marschiert.
Kompakte Defensive und effizienter Angriff
Lediglich drei neue Gesichter zog er seit seiner Ankunft an Land, nur einer spielt in der ersten Elf. Und dennoch steht in dieser Saison gefühlt eine komplett andere Mannschaft auf dem Platz als noch 2018/2019. Kassierte die Defensive in der Vorsaison unter Puel im Schnitt noch 1,4 Gegentore pro Spiel, ist sie 2019/2020 mit lediglich 0,72 plötzlich die beste der Liga. Und das obwohl die vermeintlich unverzichtbare Abwehrsäule Harry Maguire für die Rekordablösesumme von 80 Millionen Euro zu Manchester United wechselte. Rodgers verzichtete auf einen Ersatz und schenkte Çağlar Söyüncü das Vertrauen. Der 23-jährige Türke, dessen Spiel beim SC Freiburg noch so wild schien wie seine Mähne, ist binnen eines Jahres vom Ergänzungsspieler zu einem der formstärksten Innenverteidiger der Liga avanciert. Der Rest der Viererkette, die angriffslustigen Außenverteidiger Ricardo Perreira und Ben Chillwell, Abwehrorganisator Jonny Evans sowie Meister-Keeper Kasper Schmeichel ist identisch zum Vorjahr.
Auch Wilfried Ndidi wütet als defensiver Staubsauger weiterhin vor der Abwehr. Der schlaksige Nigerianer mit der Pferdelunge hat einen gewaltigen Sprung gemacht, antizipiert blitzschnell gegnerische Angriffe, deckt Unmengen an Raum ab und gewinnt dank seiner Größe zahlreiche Zweikämpfe auf dem Boden sowie in der Luft. Darüber hinaus hält er dem Herzstück der Rodgers-Offensive den Rücken frei.