Spätestens seit der Weltmeisterschaft steht die DFB-Elf für Inkonstanz, die Außenverteidiger sind schon viel länger eine Problemzone. Wenn Jogi Löw es ernst meint mit dem Umbruch, sollte er Danny Da Costa nominieren.
Wirklich plausible Optionen scheinen aus Sicht des Bundestrainers aber auch rar gesät. Die Gründe dafür können in der fußballerischen Ausbildung gesucht werden. Oder: „Vielleicht ist das Anforderungsprofil für die Position zu weit gestiegen“, wie Da Costa mutmaßt. So oder so, die Realität lautet: Im DFB-Kader für die Spiele gegen Russland und die Niederlande stehen zwei gelernte Außenverteidiger, Jonas Hector und Nico Schulz. Beide sind mit ihrem rechten Fuß eigentlich auf der linken Seite zu Hause. Hector verletzte sich auch noch im ersten Spiel, Schulz kam für ihn rein.
Löw experimentiert seit der misslungenen WM, um der DFB-Elf wieder ein aufregendes, schnelles und effizientes Spiel beizubringen. Gegen Russland ließ er im 3−4−3 spielen, also ohne klassische Außenverteidiger. Auf den rechten Flügel stand Thilo Kehrer, eigentlich Innenverteidiger. Taktische Flexibilität heißt das Gebot der Stunde in der Nationalmannschaft – und bei Eintracht Frankfurt. Unter Adi Hütter spielt Da Costa in verschiedenen Systemen, als Rechtsaußen und ‑verteidiger, einen schnellen und effizienten Fußball, der situativ an den Gegner angepasst wird. Eben das, was Löw sich für sein Team nach dem Umbruch vorstellt.
Hundert Debütanten – einmal Frankfurt
Um Teil dessen zu sein, ist Da Costa keinesfalls zu alt. Die Erneuerung der Nationalmannschaft fällt unter Löw bislang sowieso eher verhalten als radikal aus. Der Bundestrainer sollte mit alten Traditionen brechen. Zum Beispiel, dass Spieler von Eintracht Frankfurt bei ihm keine Chance bekommen. 100 Debütanten gab Löw schon Einsatzzeit. Nur einer von ihnen kam aus Frankfurt: Sebastian Jung, ebenfalls Rechtsverteidiger.
Der DFB und sein Vorzeigeprodukt „Die Mannschaft“ haben sich im Erfolg und der zweifelsohne riesigen spielerischen Klasse der Generation Lahm gesonnt, die mittlerweile alt geworden oder zurückgetreten ist. Das kann zum Zustand der Arroganz führen, der spätestens bei der Weltmeisterschaft erstmals erreicht worden war, wie auch Löw selbst feststellte. Es ist Zeit, dass die Nationalmannschaft einen Charakterwandel vollzieht. Mit seiner Entscheidung zum Weitermachen hat Löw sich selbst die Verantwortung auferlegt, ihn anzuleiten.
„Habe ich mich gefreut über den Anruf des Bundestrainers?“
Wenn er es ernst meint mit dem Umbruch, sollte er Danny Da Costa nominieren. Auch wenn Adi Hütter die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde aus Sorge um den Unersetzlichen.
Und wie würde Da Costa auf eine Nominierung reagieren? Das kann man sich selbst beantworten: „Habe ich mich gefreut über den Anruf des Bundestrainers? Klar, habe ich mich sehr gefreut, wer würde das nicht. Ich kann mein Debüt kaum erwarten. Habe ich mit der Nominierung gerechnet? Nein, seit der U21 sind ja einige Jahre vergangen. Hatte ich sie verdient? Zu 100 Prozent.“