Gleich startet Young Boys Bern als amtierender Schweizer Meister in die Champions League. Doch das Team war nicht immer so erfolgreich – im Gegenteil. Weil der Verein andauernd versagte, landete er sogar im Sprachgebrauch der Jugend.
Nicht weiter verwunderlich also, dass sich die Fans bei einer Umfrage nach dem erneuten Pokal-Aus als Maßnahme für die Mannschaft empfahlen: „Dieser Mannschaft ist nicht zu helfen“.
Doch „veryoungboysen“ hat längst den fußballerischen Sprachraum verlassen. Es ist der linguistische Gegensatz zum „zlatanisieren“, dem kompromisslosen Dominieren des Gegners. Wenn ein Schweizer Schüler seine Matura verhaut, dann ist er nicht länger durchgefallen, sondern hat die Prüfung schlicht veryoungboyst. Wenn die Band bei ihrer Premiere keinen geraden Ton spielt, haben sie ihren Auftritt böse veryoungboyst. Und wer später im Studium nicht einmal die lallende Blonde am Tresen abgreift, der hat den Abend ziemlich veryoungboyst.
17 Punkte auf Basel
„Das Wort ›Veryoungboysen‹ ist in der Schweiz tatsächlich in aller Munde“, hat auch Herr Natischer festgestellt, „auch seriöse Zeitungen verwenden es, wenn wieder einmal ›irgendwer eine sehr gute Ausgangslage ohne Not verschenkt‹“. Dabei hätten die Fans der Young Boys Bern gerade in dieser Saison frischen Mut geschöpft. Mit einer Mannschaft internationalen Formats und einem fähigen Trainer sollte mehr drin sein. Stattdessen: Pokal-Aus, Tabellenzweiter mit 17 Punkten Rückstand auf Basel und vielleicht auch im nächsten Jahr nur Europa League.
Das ärgert die Fans, die laut dem Blogger Natischer eine feine Ironie in Bezug auf das Image ihren dauererfolglosen Klub entwickelt hätten: „Wir kokettieren natürlich damit und sagen, dass wir am Finaltag eh keine Zeit gehabt hätten oder für eine Meisterfeier gar nichts Passendes anzuziehen hätten.“
Nur noch Mitleid
Die Niederlagen täten dem Zuschauerschnitt sowieso keinen Abbruch. Drei Tage nach dem Pokaldebakel war das Wankdorfstadion gefüllt wie eh und je. „Die Titellosigkeit frustriert uns immer nur vorübergehend“, weiß Natischer und überlegt, „schlimm daran ist eigentlich nur, dass man im Büro nicht mal mehr gehänselt wird, sondern eher Mitleid bekommt.“ Und dann, ist der Arbeitstag nun wirklich veryoungboyst.