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Seite 2: „Er soll nicht als Kloputzer enden wie Andi Brehme!“

Ill­gner befand sich Ende der Neun­ziger Jahre auf der Ziel­ge­raden seiner Kar­riere, als Iker Cas­illas aus Reals Nach­wuchs zur ersten Mann­schaft stieß. Er war ruhig, aber wiss­be­gierig, er schaute sich alles an und lernte unheim­lich schnell. Seine große Ver­an­la­gung war für jeder­mann sichtbar“, erzählt Ill­gner, der heute in Flo­rida lebt und für das US-Fern­sehen Reals Spiele als Experte begleitet. Es ist traurig zu sehen, wie mit Iker in den letzten Jahren umge­gangen wurde“, sagt er.

Cas­illas kam als Neun­jäh­riger zu Real Madrid. Für einen anderen Verein hat er nie gespielt. Zum Trai­ning reiste er viele Jahre mit der U‑Bahn aus Mos­toles an, seine ein­fache Her­kunft betonte er stets mit Stolz. Ich bin kein Galak­ti­scher, ich bin aus Mos­toles“, sagte er auf dem Höhe­punkt der Galac­ticos, jener Zeit, als Zine­dine Zidane, Luis Figo, David Beckham, Roberto Carlos und Ronaldo das Real-Trikot trugen. Der Wandel unter Perez, der aus Real eine Ver­sion der Harlem Globe Trot­ters des Fuß­balls machte, war für ihn nie nach­voll­ziehbar. Ihr Ver­hältnis blieb stets unter­kühlt.

Das Finale gegen Lever­kusen

Aber irgend­wann war Cas­illas ein­fach zu gut, dass ihn ein Prä­si­dent hätte aus dem Tor ver­treiben können. Fünfmal in Folge wurde er als Welt­tor­hüter aus­ge­zeichnet, seine Paraden sicherten Real Titel und machten Spa­nien zum Welt- und Euro­pa­meister. Wie gut er ist, zeigte Cas­illas der Welt zum ersten Mal, da war er 21 Jahre alt. Im Finale der Cham­pions League 2002 gegen Bayer Lever­kusen wurde er nach etwas mehr als einer Stunde für den ver­letzten Cesar ein­ge­wech­selt. Eine undank­bare Auf­gabe, Lever­kusen drängte auf den Aus­gleich, aber dieser junge Teu­fels­kerl warf sich jedem Ball ent­gegen, selbst aus zwei Meter Ent­fer­nung konnten ihn Bayers Schützen nicht über­winden. Fortan führte an ihm kein Weg mehr vorbei. Zehn Jahre lang war er das Gesicht Real Madrids, die Iden­ti­fi­ka­ti­ons­figur inmitten einer Welt­aus­wahl.

Dann kam Mour­inho.

Der lange Abschied des Iker Cas­illas begann im Mai 2011, auf dem Höhe­punkt der Riva­lität mit dem FC Bar­ce­lona. José Mour­inho hatte damals das Klima zwi­schen beiden Mann­schaften ver­giftet, selbst die spa­ni­schen Natio­nal­spieler gingen auf­ein­ander los.

Mour­inho beschul­digte Cas­illas des Hoch­ver­rats

Nach einem beson­ders hit­zigen Cla­sico war es dann Cas­illas, der zum Wohle der Sel­ección Barças dama­ligen Kapitän Xavi anrief und um Ent­schul­di­gung bat. Mour­inho bekam von dem Frie­dens­gipfel Wind und beschul­digte Cas­illas des Hoch­ver­rats. Und Flo­ren­tino Perez bekam doch noch seinen Anlass, den Tor­wart los­zu­werden.

In einem bit­ter­bösen Inter­view mit der Zei­tung El Mundo“ spra­chen die Eltern von Iker Cas­illas nun über die Rolle des Prä­si­denten beim Abschied ihres Sohnes. Flo­ren­tino Perez trägt große Schuld daran, dass Iker Real Madrid ver­lässt. Er hat es ihm sehr schwer gemacht“, sagte Mutter Maria Carmen. Vater José Luis kann den Wechsel immer noch nicht fassen. Ein Welt­meister kann doch nicht in Porto auf­hören. Für Iker ist das wie dritte Liga. Mein Sohn hätte einen Klub vom Rang des FC Bar­ce­lona ver­dient.“ Bar­ce­lona, der Erz­ri­vale. Das hatte gesessen. José Luis sprach weiter: Ich will nur, dass es ihm gut geht und er nicht als Klo­putzer endet wie der Welt­meister Andreas Brehme oder völlig zer­stört wie Vitor Baia.“ Zer­stört war am Ende vor allem Iker Cas­illas Ansehen.

Es war ein langer, quä­lender Abschied. Unschön und unwürdig. Erst vor wenigen Tagen brüllten hun­derte Fans bei der Vor­stel­lung des neuen Rechts­ver­tei­di­gers Danilo nicht etwa dessen Namen, son­dern de Gea, de Gea, de Gea“.

Gemeint war David de Gea, vor 24 Jahren in Madrid geboren und aktuell noch Tor­hüter von Man­chester United. Wenn alles so läuft wie sich die Ver­ant­wort­li­chen das vor­stellen, wird de Gea Nach­folger von Cas­illas im Tor von Real Madrid. Im Gegenzug könnten Ver­tei­diger Sergio Ramos und Ersatz­tor­wart Keylor Navas nach Man­chester wech­seln.

Auch die Ultras machten Stim­mung gegen Cas­illas

Reals Fans waren bis zuletzt gespalten, die meisten hielten zu Cas­illas, vor allem die Ultras aber hatten sich gegen ihn ver­schworen. Bei Heim­spielen pfiffen sie ihn aus oder pöbelten in seine Rich­tung, wenn er das Hotel ver­ließ. Cas­illas litt unter den Schmä­hungen, er verlor Gewicht, wurde immer unsi­cherer und auch der Mann­schaft machte die schlechte Stim­mung daheim sport­lich zu schaffen. Iker spielte wie einer, dem alles Selbst­ver­trauen abhanden gekommen ist“, sagt Bodo Ill­gner und glaubt des­halb, dass Cas­illas der Wechsel gut tun wird. In Porto hat er in Lope­tegui einen Trainer, der an ihn glaubt.“

Als kleiner Junge hat Iker Cas­illas nur ein anderes Trikot besessen als das von Real Madrid. Sein Vater, der dienst­lich oft in Bilbao war, hatte ihm einmal das rot-weiß-gestreifte von Ath­letic mit­ge­bracht. Es blieb weit­ge­hend unbe­rührt. Iker wollte immer nur das Real-Dress tragen.