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Seite 2: „Er hat die Eintracht-Familie mehrfach verraten“

Ent­spre­chend kernig fiel die Replik des Anhangs aus. Ein Spre­cher der aktive Fan­szene ver­kün­dete Möller Anwe­sen­heit sein ein Schlag ins Gesicht“ für die Fans: Er hat die Ein­tracht-Familie mehr­fach ver­raten.“ Es waren mar­kige Worte aus beiden Lagern und doch drängte sich der Ein­druck auf, die Ver­samm­lung habe ihren urei­genen Zweck in dieser höchst sen­si­blen Frage erfüllt: Men­schen, die sich in Unfrieden gegen­über stehen, zusammen und ins Gespräch zu bringen.

Schließ­lich geht es in dieser mora­li­schen Dis­kus­sion vor allem um die Frage: Was ist gerecht? Nach dem Grund­ge­setz ver­jährt bis auf Mord jede Straftat irgend­wann. Im Pro­fi­fuß­ball aber kann eine vor­sätz­liche Unwahr­heit – das beweist der Fall Möller – eine lebens­läng­liche Buße nach sich ziehen. Die wirk­lich schwer­wie­genden Ver­gehen des Andreas Möller liegen mehr als ein Vier­tel­jahr­hun­dert zurück. Peter Fischer hat daran erin­nert, dass jeder Mensch das Recht auf einen neuen Anfang hat. Die Chance ver­dient, zu beweisen, dass er sich ändern kann. 

Stellen wir uns vor, Andy Möller hätte die Zeit seit er das letzte Mal der Ein­tracht Treue heu­chelte, im Gefängnis ver­bracht. Wer würde ihm nicht glauben, dass er in der Über­zeu­gung vor die Knasttür tritt, von nun an ein recht­schaf­fenes Leben zu führen? Dass viele Fans Zweifel daran haben, ist nur ver­ständ­lich und nach­voll­ziehbar. Dass aber die Ent­scheider sich dieses Kon­flikts und damit der Gefahren eines Rück­falls bewusst sind und sie den­noch aus Über­zeu­gung für die Per­so­nalie ein­treten, ver­dient eben­falls Respekt.

Mei­nungs­viel­falt im direkten Dialog

Denn unzwei­fel­haft ist: Möl­lers Leis­tungen als Nach­wuchs­chef werden wie unter dem Brenn­glas ana­ly­siert. Bleiben die erhofften Erfolge aus, wird sich die Kritik nicht allein auf ihn kapri­zieren, son­dern auch auf die, die für seine Anstel­lung ver­ant­wort­lich zeichnen. Dass beide Lager nun noch­mals unmiss­ver­ständ­lich ihre Posi­tionen deut­lich gemacht haben, beweist, wie aus­ge­prägt das Demo­kra­tie­ver­ständnis bei Ein­tracht Frank­furt ist. Dass hier Mei­nungs­viel­falt auch im direkten Dialog – so kon­tro­vers dieser sein mag – gelebt wird.

Peter Fischer sagt: Wir grenzen nie­manden aus.“ Ein pathe­ti­scher Satz, aber gerade in heu­tigen Zeiten ein hehres Anliegen. Und dass der Prä­si­dent sich mit diesen Worten aus­ge­rechnet an Andreas Möller richtet, zeugt zu aller­erst von großer Tole­ranz und Mensch­lich­keit.