Sie spielen nie atemberaubend, aber auch nie so richtig beschissen. Sie murren nicht, nur weil sie mal 12 Monate am Stück auf der Bank sitzen. Sie heißen Peter Pekarik oder Philipp Bargfrede. Sie sind da, wenn man sie braucht. Eine Ode an die verlässlichen Jungs.
Höher, schneller, weiter: Müsste man Peter Pekarik mit drei Worten beschreiben, von den eben genannten wäre – wenn überhaupt – nur eines dabei. Nämlich das letzte. Weiter. Allerdings nicht im Sinne von: „Peter Pekarik kann weiter springen als jeder andere Rechtsverteidiger dieser Erde“. Sondern eher im Sinne von: „Weiter geht’s, Peter, die nächste Flanke landet bestimmt vor dem Tor und nicht dahinter!“ Oder: „BELIEBIGEN NAMEN EINES ÜBERTEUERTEN NEUZUGANGES EINSETZEN: Wenn du weiter so eine Scheiße zusammenspielst, dann hol’ ich dich raus. Der Peter sitzt auf der Bank und ist bereit, da habe ich gar keine Sorge, der macht im Gegensatz zu dir BELIEBIGE BELEIDIGUNG EINSETZEN wenigstens seine Seite dicht!“
Das ist nicht despektierlich gemeint, überhaupt nicht. Denn, das wissen auch wir Schreibtisch-Vögel: Peter Pekarik ist ein hervorragender Fußballer. Besser als 99,99 Prozent aller Fußball spielenden Menschen dieser Welt. Er ist Erstliga-Profi, seit über einem Jahrzehnt. Er hat fast 200 Bundesliga-Partien absolviert. Er ist 91-facher slowakischer Nationalspieler. Er hat eine WM und eine EM gespielt. Er würde uns den Hintern versohlen. Er ist, so vom Gesamtpaket her, große Klasse.
Das Problem, vor dem er und seine Artgenossen stehen, stille Arbeiter wie Bremens Philipp Bargfrede, unprätentiöse Fleißbienen wie Gladbachs Tony Jantschke, einfache Angestellte wie der Düsseldorfer Oliver Fink: Als Bundesliga-Profis messen sie sich nicht mit den 99,99 Prozent aller schlechter als sie selbst spielenden Menschen dieser Welt. Sondern mit dem Rest.
Und von diesen 0,01 Prozent (Zahlen an den Haaren herbeigezogen – wie etwas zu flinke Flügelstürmer in Zweikämpfen mit Peter Pekarik!) sind einige eben besser. Was dazu führt, dass die Pekariks und Bargfredes und Jantschkes so gut wie nie im Rampenlicht stehen. Sie schlenzen nicht in den Winkel, sie stecken keine Pässe durch, sie lupfen nie. Sie machen einfach ihren Job. Mal sehr ordentlich, mal nicht ganz so gut. Nie herausragend. Nie total beschissen. Und gerade deswegen hätten sie eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient.
Peter Pekarik stand am Samstag zum ersten Mal seit fast einem Kalenderjahr für die Profis von Hertha BSC auf dem Platz. In den 13 Spielen zuvor hatte er es siebenmal nicht in den Kader geschafft, sechsmal saß er 90 Minuten auf der Bank. Manchmal musste er mit den Nachwuchsspielern in der Regionalliga spielen. Noch in der vorvergangenen Saison hatte er die Profis ab und an als Kapitän aufs Feld geführt. Seine diesjährigen Konkurrenten, bestehend aus Lukas Klünter und Marius Wolf, spielten nie herausragend, im Gegenteil, manchmal spielten sie sogar beschissen. Und trotzdem hat man von Pekarik nicht einen Mucks gehört.