Sie spielen nie atemberaubend, aber auch nie so richtig beschissen. Sie murren nicht, nur weil sie mal 12 Monate am Stück auf der Bank sitzen. Sie heißen Peter Pekarik oder Philipp Bargfrede. Sie sind da, wenn man sie braucht. Eine Ode an die verlässlichen Jungs.
Kein Miesepeter-Interview, in dem er sich über die ausbleibenden Einsatzzeiten beschwerte. Kein wütender Instagram-Post mit diskreditierenden Infos über den verrückten Coach. Keine dreckige Wäsche. Nichts. Stattdessen trainierte er einfach weiter. Und wartete auf die nächste Chance. Typen wie er wissen: Sie wird schon kommen. Und als sie kam, am Samstag, als Herthas Mannschaft so sehr unter Druck stand wie seit Jahren nicht, da war er da. Machte seine Seite dicht. Sprintete vor und noch etwas schneller wieder zurück. Spielte unaufgeregte Querpässe und flankte hinters Tor. Gewann wichtige Zweikämpfe und verlor ein paar unwichtige. Nicht herausragend, nicht beschissen. Genau das, was von ihm erwartet worden war. Genau das, was Hertha in dieser Situation brauchte.
Jeder, der schon mal eine komplette Saison über auf dem Platz stand, Woche für Woche, weiß, wie schwer das ist: Immer genau das abzuliefern, was man kann. An jedem verdammten Sonntag konstant zu sein. Das Problem dabei sind nicht die Ausreißer nach oben, die bleiben von ganz alleine aus. Das Problem sind die Sonntage, an denen die Meckerrentner am Seitenrand beim Rentnermeckern auf den eigenen Nachnamen ganz automatisch ein „Totalausfall“ folgen lassen. Die Spiele, nach denen man selber gar nicht genau sagen kann, warum so gar nichts ging. Weshalb selbst die einfachsten Dinge nicht gelingen wollten.
War es die Flasche Metaxa am Vorabend? Fehlte es an Selbstvertrauen nach dem Eigentor in der zweiten Minute? War der 120-Kilo-Ex-Oberliga-Zehner des Gegners das entscheidende My spritziger? Wer weiß das schon. Was wir dagegen wissen: Ein Mann wie Tony Jantschke kennt diese Tage nicht. Ein Philipp Bargfrede steht nicht mit dem falschen Fuß auf. Ein Oliver Fink denkt beim Wort rabenschwarz an einen schwarzen Raben. Und wenn man sie denn lässt, dann spielen diese Typen einfach ihren Stiefel runter. Sie sind, im besten Sinne des Wortes, grundsolide. Ist das nicht, mit Verlaub, ziemlich großartig?
Peter Pekarik hat in 180 Bundesligaspielen ein Tor erzielt. Das bedeutet, statistisch betrachtet, ein Tor alle 180 Spiele. Schon klar, er ist kein Stürmer. Aber auch ganz unabhängig von seiner Torquote ist es nun mal so: Wenn er spielt, dann eine Nebenrolle. Frenetisch geklatscht wird für andere. Und in zehn Jahren, wenn wir über die alten Zeiten reden, werden wir womöglich schmunzeln, wenn sein Name fällt. So wie wir jetzt schmunzeln, wenn jemand „Lars Jungnickel“ sagt. Dabei sollten wir nicht vergessen: Auf einen wie Pekarik kann man sich verlassen. Was man dummerweise erst dann merken wird, wenn es einen wie Pekarik nicht mehr gibt.