Oldenburgs Sicherheitsbeauftragter outet sich als Corona-Verschwörer. Für die Fans des VfB ist klar: Ihr Verein wird gegen die Wand gefahren. Doch die Verantwortlichen machen immer weiter.
In der Regionalliga Nord ruht seit drei Monaten der Ball. Anders als in der West- und Südweststaffel der 4. Liga wurde der Spielbetrieb Anfang November bis auf Weiteres eingestellt. Von verlängerter Winterpause ist allerdings beim Traditionsverein VfB Oldenburg nichts zu merken. Stattdessen liegen Fans und Vereinsführung in einem lange währenden Clinch, der seinen vorläufigen Höhepunkt nun erreicht zu haben scheint.
Auf einem Blog der linken Szene Oldenburgs erschien Mitte Januar ein Beitrag, der den Sicherheitsbeauftragten des VfB, Holger Hoffmann, als renitenten Corona-Leugner darstellt. Zur Illustration dient der Screenshot eines wütenden Kommentars, den Hoffmann auf Facebook abgesetzt hat: „Das Volk wird mürbe gemacht und es funktioniert“, heißt es darin. Und: „Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass die uns von vorne bis hinten verars…“. Außerdem sollen sich laut den Verfassern des Beitrags unter anderem Althooligans und rechtsextreme Kampfsportler in der Freundesliste Hoffmanns befinden.
Was klingt wie eine mittelmäßig spannende Provinzposse, scheint für viele Anhänger des VfB Oldenburg ein ohnehin schon reichlich gefülltes Fass zum Überlaufen gebracht zu haben. Auf einem Spruchband, das zwischenzeitlich am Stadion des Viertligisten angebracht worden war, wird der Rücktritt Hoffmanns gefordert. Unter den Fans rumort es gewaltig. Die Ultra-Gruppe „Entourage“ schreibt in einem Instagram-Post, dass Hoffmann nicht zum ersten Mal mit der mehrheitlich linksgerichteten Fanszene aneinander geraten ist.
Dabei stehen Hoffmanns Ausfälle nur symptomatisch für eine in den Augen der Anhänger seit längerem verfehlte Vereinspolitik. Für überregionale Aufmerksamkeit sorgte im Herbst 2018 das (Nicht-)Verhalten des VfB Oldenburg, als die niedersächsische AfD ihren Landesparteitag in der Huntestadt durchführte. Vertreter der Fanszene regten damals beim Vorstand an, sich wie auch viele andere Sportvereine einem Protestaufruf gegen den Parteitag anzuschließen – und waren enttäuscht, als mit dem Verweis auf die satzungsgemäße politische Neutralität eine Absage kam.
Doch damit nicht genug: Als die Fans daraufhin selbst tätig wurden und beim folgenden Heimspiel des VfB mehrere Spruchbänder gegen die AfD im Stadion aufhingen, schritten Vereinsoffizielle ein und entfernten einige der Plakate. In der Hauptrolle schon damals: Der Sicherheitsbeauftragte Holger Hoffmann. Das Verhalten stellte für viele Fans einen eklatanten Vertrauensbruch dar und wurde auch von außerhalb scharf kritisiert. In einer Stellungnahme erklärten sich gesellschaftliche Initiativen, Parteien und Fußballanhänger anderer Vereine solidarisch mit den „couragierten VfB-Fans“, „die einen wichtigen Beitrag für Menschenrechte und Demokratie leisten“.
Die Führungsriege des VfB nahm die Ereignisse dennoch nicht zum Anlass, den Dialog mit den Fans zu suchen. Vielmehr bekundete sie in einer Erklärung, „dass eine kleine Gruppe hier gezielt den VfB Oldenburg als Bühne nutzt, um politische Standpunkte mitzuteilen“. Offensichtlich schienen sich die Verantwortlichen weder im Klaren über die Tragweite ihrer Entscheidung noch über die breite Gegnerschaft zur AfD unter ihren Anhängern. Für diese allerdings war die nachgeschobene Erklärung der nächste Schlag ins Gesicht