Nach dem 5:0 der Bayern über Dortmund heißt es, vor allem Taktik und Aufstellung von Lucien Favre seien daran Schuld gewesen. Doch was genau ist damit eigentlich gemeint? Hier kommen 4 Gründe.
Robert Lembke sagte: „Eines der Probleme beim Fußball ist, daß die einzigen Leute, die wissen, wie man spielen müßte, auf der Pressetribüne sitzen.“ Tatsächlich lassen sich Ergebnisse in der Retrospektive immer leicht erklären, frei nach dem Motto: „Hätte der Trainer nur diese oder jene Maßnahme getroffen!“
Bayern Münchens 5:0‑Triumph über Borussia Dortmund lädt allerdings geradezu ein, sich in die Fehleranalyse zu stürzen. Wie konnte sich der BVB nur derart abschlachten lassen? Wieso hat es gewirkt, als hätten sie sich gar nicht gewehrt? Hätte Lucien Favre nicht irgendetwas machen können? Doch. Vier Besserwisser-Thesen für Dortmunds Trainer.
1. Weniger Abwarten, mehr Angreifen
Dortmund begann das Spitzenspiel äußerst zurückhaltend. Favre hatte seine Mannschaft im angestammten 4 – 2‑3 – 1‑System aufgestellt. Mahmoud Dahoud bekam eine Doppelaufgabe zugeteilt: Er pendelte zwischen der Rolle als zweiter Angreifer neben Marco Reus und dritter zentraler Mittelfeldspieler. Der BVB wechselte im Spiel gegen den Ball somit zwischen 4−4−1−1 und 4−1−4−1.
Dieses Wechselspiel entpuppte sich schnell als äußerst defensive Maßnahme. Dahoud sollte in erster Linie das Mittelfeld aufstocken, sobald die Bayern in die gegnerische Hälfte kamen – und das gelang ihnen in praktisch jedem Angriff. Dortmund verzichtete fast vollständig darauf, die Münchener in deren Hälfte zu stören.
Wie schon gegen Liverpool ließen sich Thiago und Javi Martinez weit fallen, um eine Überzahl im Spielaufbau zu erzeugen. Während Liverpool-Coach Jürgen Klopp diese Überzahl durch hohe Präsenz weit in der gegnerischen Hälfte konterte, tat der BVB: nichts. Somit konnte speziell Thiago das Spiel an sich reißen. Von der ersten Minute an hatten die Bayern die Dominanz über das Spielgeschehen.
2. Eine andere Staffelung bei ruhenden Bällen
Die Grundidee von Favre war keine falsche: Seine Dortmunder sollten aus einer kompakten Defensive schnelle Konter setzen. Gerade die Flügelräume hatte Favre als Schwachstelle auserkoren, schließlich agieren Bayerns Außenverteidiger recht hoch. So kam der BVB bereits nach sechs Minuten zu einer riesigen Chance, die Dahoud jedoch vergab.
Nur drei Minuten später erzielten die Bayern den Führungstreffer. Sie nutzten die Dortmunder Schwächen bei Standards aus. Diese verteidigten im Raum, den Bereich um den nahen Pfosten sicherten Marco Reus und Lukas Piszczek ab. Beide hatten im Luftduell keine Chance gegen Mats Hummels, Robert Lewandowski und Thomas Müller.
Nicht nur, dass die Bayern per Ecke früh in Führung gingen; sie hatten auch danach beste Chancen durch ruhende Bällen. Das 3:0 erzielten die Bayern nach einem Freistoß. Die Schwächen bei Standards brachte Dortmund früh auf die Verliererstraße.