Was bleibt, wenn die Birne schon ein bissel einrostet? Dass der Hamburger SV den Klassenerhalt schafft. Daran erinnert sich unser Autor gern jedes Jahr aufs Neue.
Was haben sie gespottet – und tun es in der Hinrunde 2017/18 jetzt schon wieder. „Der HSV – wieder mal auf dem gewohnten Relegationsplatz“. Arschlecken zweitausend. Da spielt im Sommer 2017 aber der VfL Wolfsburg. Heribert Bruchhagen dankt im Augenblick des Abpfiffs den Fans und Didi Beiersdorfer. Der Studienrat wirkt zittrig wie selten. Egal. Der HSV, da weiß man, was man hat. Das Urgestein. Der Dino. Unabsteigbar.
Selbst Uwe Seeler macht sich schon keine Sorgen mehr (zumindest öffentlich), weil er ja sonst nie aufhören würde damit. Und den Gefallen abzusteigen, damit seine Sorgen wenigstens mal begründet wären, tun sie dem Alten auch nicht.
This is Hamburg-Stellingen
Der HSV und sein Leben im Unsteten. Der Triumph der Erfolglosigkeit. Ein Klub, so entsetzlich grau, dass es schon wieder blendet. Waldschmidt wird danach nie wieder treffen. Er erlebt gegen Wolfsburg seine hundertstel Sekunde Ruhm. Wenig für einen jungen, hoffnungsvollen Kicker wie ihn. Aber mehr als genug, damit die Droge bei mir wieder volle Wirkung entfaltet. Es heißt, der Junkie schliddert vor allem deshalb so tief in die Sucht, weil er sein ganzes Leben darauf hofft, den wohligen Schauer des allerersten Schusses zu wiederholen.
Mir reichen ein paar Sekunden kurz vor Abpfiff des letzten Saisonspiels, damit die morschen Synapsen die Beine in die Höhe schmeißen: Is alles so schön bunt. Fußball ist unser Leben. Wer wird Deutscher Meister…Hahahahahahahah. Ich bin der lachende Vagabund. Pah. Abstiegskampf. Tomorrow, my friend, tomorrow. Heute ist König Fußball. Der Hamburger SV. Was für ein geiler Verein. Das Billboard in meinem Kopf auf Festtagsbeleuchtung. Von wegen Pampe. Las Vegas. Reno. Atlantic City. Ladies & Gentlemen: This is Hamburg-Stellingen.