Über Jahre wurde Diego Maradona vom FC Barcelona umworben, ehe er 1982 zu den Spaniern wechselte. Und die? Präsentierten ihren Superstar in Meppen.
Diego Maradona? Pah!“ Im Keller seines Ladens tanzt Peter Höfer über den grauen, dünnen Teppichboden. „Diego Maradona?“, fragt er noch einmal, dann trippelt er weiter. „Der hat es in Meppen leicht gehabt.“ Wer in Meppen nach Diego Maradona sucht, muss zu Peter Höfer kommen. Mitten in der rotgekachelten Innenstadt liegt das kleine Sportartikelgeschäft des ehemaligen Manndeckers des SV Meppen. Typ Zuverlässig. Einer, der nie im Rampenlicht stand, außer wenn das Licht großer Spieler auch auf ihn schien.
So wie an diesem 3. August 1982, als Maradona über Meppen kam wie der Heilige Geist über den Gläubigen. Dort, in diesem kargen Landstrich, begann er seine Europakarriere, den Aufstieg zum Weltfußballer. Für ein Testspiel war der FC Barcelona gekommen und hatte Maradona mitgebracht, der zuvor für umgerechnet 19,2 Millionen DM verpflichtet worden war.
„Maradona?“, fragt Höfer ein letztes Mal. „Der hat sich gar nicht angestrengt. Aber wir konnten ihn nicht aufhalten.“ Hacke, Spitze, eins, zwei, drei. Höfer hüpft auf der Stelle und ahmt die schnellen Schritte des Argentiniers nach. Mehr habe Maradona an diesem Sommerabend vor 18 500 Zuschauern nicht gezeigt. Die Menschen saßen gespannt auf der Tribüne. Begeisterung ist eine Emotion, die das Emsland nicht kennt. Wer Höfer nach Maradona fragt, der sieht einen Mann, der in den kleinen Momenten begeistert von einem großen Tag erzählen kann. Aber manches Mal wirkt es so, als seien die Menschen ermüdet von dieser Geschichte, die so viel größer als alles Folgende war. Oder? Höfers Blick wandert die Treppe hinauf, dorthin, wo das Licht herkommt und seine Hand, die gerade noch durch die Luft zischte, als wollte sie die nächste Frage nach Maradona verscheuchen, zeigt auf die Wand. „Schau, da oben. Da oben hängt noch alles.“
Juli 1982. Zwei Herren sitzen auf der Vorderbank ihres Autos, fahren über eine holländische Landstraße und können ihr Glück kaum fassen: „Mensch, Wolfgang, haben wir einen Dusel.“ Gerd van Zoest, der das sagt, und Wolfgang Gersmann haben erst kürzlich die Führung beim SV Meppen übernommen. Und nun ist ihnen ein Goldjunge in den Schoß gefallen: Diego Armando Maradona.
„Mensch, Wolfgang, haben wir einen Dusel.“ – In Meppen haben Gerd van Zoest und Wolfgang Gersmann das Sagen.
Der SV Meppen, das Sinnbild für Dörflichkeit, will im Sommer 1982 das 70-jährige Vereinsbestehen feiern. Und Van Zoest und Gersmann, zwei untersetzte Männer, die Hut und Trenchcoat tragen, wissen, dass die Vereinsmitglieder nicht nur einen Festabend erwarten, sondern auch einen namhaften Testspielgegner. So wie in den vergangenen Jahren. 1972 kam Borussia Mönchengladbach mit Jupp Heynckes zum sechzigsten Geburtstag der Meppener, Ajax Amsterdam gastierte nur ein Jahr später, angeführt von Johan Cruyff und Johan Neeskens. In dieser Kategorie soll es weitergehen. Also nimmt Van Zoest den Telefonhörer ab und ruft ein paar seiner Kontakte in der Fußballbranche an. Viel zu bieten hat er nicht. Den Rasen des Hindenburgstadions würden sie schon mähen, aber ein erneutes Schauspiel wie bei den Holländern vor neun Jahren, die am Vorabend eine Verdoppelung ihrer Gage von 50 000 Mark gefordert hatten, würde es unter Van Zoest und Gersmann nicht geben. Der SV Meppen muss sparen.
Gerd van Zoest hat an jenem Abend im Januar großes Glück, denn er wählt auch die Nummer des UEFA-Spielervermittlers Günther Bachmann. „Herr Van Zoest, erst vor fünf Minuten rief mich der FC Barcelona an“, sagt der. „Haben Sie Lust?“ Tatsächlich sucht der von Udo Lattek trainierte amtierende Europapokalsieger aus Spanien einen Testspielgegner für das Sommertrainingslager in den Niederlanden. Lattek, der noch als Aktiver des VfL Osnabrück gegen Meppen gespielt hatte, fürchtet aber die robuste Spielweise der Holländer und ist daher bereit, die zweistündige Fahrt ins Emsland einzugehen. Also setzt Van Zoest einen kleinen Vertrag auf. „Das war ein ganz einfaches Dokument. Barcelona kommt in stärkster Besetzung, drei, vier Sätze, UEFA-Stempel und fertig.“ Als hätte der Meppener einmal in seine Hand gespuckt und sie dem Klub aus Spanien gereicht. Kommt Jungs, Hand drauf. 70 000 Mark kostet das Gastspiel, etwa 225 000 Mark werden die Vereinsbosse einnehmen. Mensch, Wolfgang, haben wir einen Dusel.
Doch nur wenige Tage, nachdem der SV Meppen den Gast ankündigt, wird der Oberligist von den Ereignissen des zaghaft globalisierten Fußballs überrumpelt. Barcelona hat Maradona verpflichtet! In diesem Moment brechen nahe der Ems alle Dämme. Der Verein muss den Vorverkauf stoppen. „Lourdes könnte nicht begehrter sein“, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Was ist schon ein Wallfahrtsort gegen die Möglichkeit, dem Heiland persönlich zu begegnen? Die investierten 70 000 Mark des SV Meppen werden zum Spottpreis, hat doch Barcelonas Präsident José Luis Nunez eben erst angedroht, dass sogar die schwächeren Vereine der spanischen Liga 25 000 Mark zahlen müssen, wenn Maradona gegen sie spielen sollen.
„Wenn er diesen Vereinen die Stadien füllen soll, müssen sie uns dafür auch bezahlen.“ Nunez hat sich ein Prinzip zunutze gemacht, das Maradonas Transfer nach Spanien lange behinderte. Mit 15 Jahren galt der Spieler in Argentinien als ein „Junge mit goldenen Füßen und goldener Zukunft.“ Mit 17 wird er Profi, mit 18 zieht er mit seiner Familie aus den Slums in eine Millionen-Dollar-Villa, mit 19 bietet Barcelona erstmals um Maradona. Doch der argentinische Verband verwehrt den Wechsel. Für Argentinos Juniors’ erste Mannschaft hat er noch als Teenager sagenhafte 136 Tore in 168 Spielen erzielt. Auf einem Platz, der schon zu dieser Zeit mit keiner europäischen Bezirkssportanlage mithalten kann. Doch statt nach Barcelona zu gehen, insistiert die AFA. Verband, Vereine und Berater ahnen, wie viel Geld mit Maradona zu machen ist. Und das Land will mit ihm den WM-Titel von 1978 verteidigen. Mithilfe von Toto-Lotto-Geldern und einer argentinischen Investmentgruppe wird Maradona zu Boca Juniors gelockt, und auch hier spielt er groß auf, er trifft 28 Mal in 40 Partien. Wo Maradona aufläuft, sind die argentinischen Stadien gefüllt.
„Wenn er diesen Vereinen die Stadien füllen soll, müssen sie uns dafür auch bezahlen.“
Am Vorabend des Spiels reisen Gerd van Zoest und Wolfgang Gersmann zur Sicherheit ins niederländische Papendal, dem Trainingsort Barcelonas. Dort verspricht Lattek in der Hotellobby aus seinem gepolsterten Sessel heraus: „Ja, Maradona spielt sein erstes Spiel auf europäischem Boden in Meppen.“ Lattek hatte Angebote aus den Niederlanden, aus Deutschland, aber er will weiterhin nur Meppen. „Weil ich weiß, dass der SV Meppen gegen Profimannschaften immer gut ausgesehen hat.“ Allan Simonsen, Europas Fußballer des Jahres, Spaniens Torschützenkönig Quini, sogar der verletzte Bernd Schuster werden deshalb nach Meppen kommen. Aber sie werden am Rande des Lichts, das Diego Maradona wirft, kaum noch wahrgenommen.
Der Mannschaftsbus der Katalanen trifft am Nachmittag hinter der einzigen Sitzplatztribüne des Emslandstadions ein, dort, wo es hineingeht in den Kabinentrakt. Schon auf der Hauptstraße haben die Menschen gestanden, um einen ersten Blick auf Maradona zu erhaschen. Jetzt erst streckt sich der dunkle Lockenkopf durch die Tür des Reisebusses, dann, nachdem ein Polizeibeamter mit seinem Schäferhund eine Gasse gebildet hat, ist Maradona für einen kurzen Moment zu sehen. Im feingestreiften Poloshirt mit zwei Paaren schwarzer Puma-Schuhe in den Händen. Die Schnürbänder seiner offenen weißen Sneaker flattern umher. Meppens Macher Gerd van Zoest schirmt den jungen Maradona vorsichtig ab, doch der Star nimmt den Trubel um seine Person gar nicht ernst. Zwölf Jahre später wird der gleiche Mann zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, weil er mit einem Luftgewehr auf Journalisten geschossen hat.
Dann schreitet er in den Kabinentrakt. Vor dem Spielertunnel geht es nach links, dorthin, wo die Kabine des SV Meppen liegt. Der Gastgeber hat seine große Umkleide bereitwillig geräumt, zieht sich in der Gästekabine um. Alle Augen sind auf Barcelona und ihren Goldjungen gerichtet. Und Maradona ist nicht schüchtern, nicht arrogant, Maradona steht nur unter Zeitdruck. Der Bus hatte den falschen Grenzübergang gewählt. Erst eine halbe Stunde vor Anpfiff ist der Tross eingetroffen. Schon wenige Augenblicke später steht er auf dem Platz. Hermann Eiting ist an diesem Abend der Manndecker von Diego Maradona. Aber was er beim Warmmachen sieht, lässt ihn grinsen und schaudern zugleich. Der Argentinier läuft über den gesamten Platz, hinter ihm hunderte Kinder, die ihn nur einmal anfassen wollen. Für Maradona ist das kein Problem. Nur seinen Ball darf niemand berühren. Also schießt er ihn im Lauf hoch in den Himmel, nimmt ihn mit der Schulter wieder an, lässt den Ball von dort auf seinen Kopf springen und läuft dabei weiter über den Platz. „Die Leute“, sagt Eiting heute, „haben Maradona damals mit Rummenigge verglichen. Aber zwischen denen lagen Welten.“ Und wenn schon Hunderte diesen Mann nicht aufhalten würden, wie soll er, der Berufspolizist aus dem Emsland, Diego Maradona stoppen?
Bei der WM 1994 wird er mit Ephedrin im Blut erwischt. Am Ende seiner Karriere darf Maradona nur noch spielen, weil er nach jedem Spiel einen Dopingtest abgibt. Sein Drogenmissbrauch führt mit 40 Jahren zum ersten Herzinfarkt. Er wird sehr dick, er wird sich mit Fidel Castro anfreunden, wieder abspecken, die Nationalmannschaft trainieren. Und wieder Probleme bereiten. Doch an diesem Tag in Meppen sieht ihn die Welt als dreifachen argentinischen Torschützenkönig, als Meister, als dreifachen Fußballer des Jahres in Südamerika.
Eiting ist mindestens einen Kopf größer als Maradona mit seinen 1,69 Metern. An Eitings Hals hängt ein Silberkettchen, Maradona trägt sein Talent vor sich her. Die Frisur „Was ab ist, ist ab“ gegen den Lockenkopf. Doch wie jemanden verteidigen, der durch das bloße Antäuschen einer Bewegung zwei Meter überbrückt? „Und dir damit drei Meter abnimmt.“ Eiting ist chancenlos, erdrückt von der Wirklichkeit seines Gegenspielers, seiner Klasse und der schwirrenden Luft. 13 000 Zuschauer fasst eigentlich das Stadion, das eher ein Sportgelände ist. 18 500 sind gekommen, jede Ecke wird genutzt. Bänke stehen auf der Laufbahn, vereinzelte Zuschauer sitzen in Birkenwipfeln. Auf Sicherheitspersonal hat man im Emsland verzichtet, man ist ja unter sich. „Gegen Oldenburg, da kamen 8000. Da haben wir auch gewonnen“, will sich Eiting Mut machen. Aber das hier, das ist was anderes. Das ist Weltbühne. Die heute-Nachrichten werden am Abend berichten.
Maradona wuselt über den Platz mit leicht herausgestreckter Zunge, die er zwischen die Zähne klemmt, wann immer der Ball in seiner Nähe ist. Seit vier Jahren kennt ihn die Welt, obwohl Argentiniens Nationaltrainer Cesar Luis Menotti 1978 auf das Wunderkind verzichtete. Dass Maradona bei der WM im eigenen Land nicht nominiert wurde, verzeiht er seinem Trainer nie. Und bei der WM in Spanien, seinem ersten Turnier, ist Maradona im Team des Titelverteidigers nicht gerade positiv aufgefallen. Er schießt zwar zwei Tore, fliegt aber gegen Brasilien vom Platz und in der Zwischenrunde aus dem Turnier. Nachdem das Projekt Titelverteidigung nicht gelingt, gibt ihn der Verband frei.
Doch der Mythos, so scheint es, ist durch den schwachen Auftritt bei der WM nur noch größer geworden. Die „Bild“-Zeitung hatte schon vor zwei Jahren von dem „Slum-Jungen, um den sich die Welt reißt“ berichtet. Von Fallrückziehern, dem Feuer eines Tango-Tänzers und Oberschenkeln, dicker als die von Gerd Müller, wurde geschrieben. Von Bällen, Denkmälern und Sex. Barcelona legt die „Weltrekordsumme“ („Süddeutsche Zeitung“) von 19,2 Millionen Mark hin. Sie müssen, denn auch Juventus Turin bietet um Maradona mit. Barcelona zahlt aber nur ein Viertel selbst, ein weiteres Viertel wird über Freundschaftsspiele in Südamerika abgegolten. Den Rest bringen fünf Firmen auf, die mit der Marke Maradona werben dürfen. Sogar der „Playboy“ fragt beim Anblick des beginnenden Kapitalismus im Fußball empört: „Leder, wohin rollst du?“ Maradona ist 21 Jahre jung, ein Versprechen an die Zukunft, sagen die einen. Aber für die meisten ist er schon ein Fußballgott, ein D10S. Zeigt er in Meppen, wovon bisher nur zu lesen war?
Unter Druck lässt sich Maradona nicht setzen, er trippelt über den Platz, deutet nur an, was möglich ist. Und für immer bleibt ein Foto: Maradona, Zunge zwischen den Zähnen, spitzelt den Ball mit dem linken Außenrist aus der Luft, während er nur auf der Zehenspitze steht und mit dem rechten Arm das Gleichgewicht hält. Neben ihm steht Josef Menke, den sie in Meppen als „Emsland-Netzer“ verehren, staunend mit offenem Mund. Das argentinische Versprechen deutet an, dass es bereit ist, in Europa eingelöst zu werden. Eiting wirkt genervt, wenn er daran erinnert wird. Er zählt zu der stolzen Meppener Generation, die fünf Jahre später in die zweite Bundesliga aufsteigen wird. Er macht dort noch 19 Spiele. Aber gefragt wird er immer nur nach diesem einen Spiel, als er Sparringspartner für einen Weltstar war. „Eins ist klar“, sagt Eiting. „Ich kann noch so dement werden, dieses Spiel werde ich nie vergessen.“ Kommt eh immer einer und ruft es in Erinnerung.
Immerhin am einzigen Tor Maradonas trägt Eiting keine Schuld. In der 15. Minute wird Handelfmeter gepfiffen, Maradona, der sich bis dahin im Hintergrund gehalten hat, läuft wie selbstverständlich zum Ball. Vorbei an Simonsen, an Quini und an Kapitän Victor Munoz. Mit 21 Jahren und einer natürlichen Autorität, die Meppens Torhüter Bernd Kugler beeindruckt. Der hochgewachsene Mann mit dem roten Bart spielt sein letztes Spiel für den Verein. Jetzt, wenn er diesen einen Elfmeter halten würde, könnte er sich doch in die Geschichtsbücher eintragen. „In dem Moment war es nur Sport“, sagt Kugler.
Wer ist Maradona? Für die Beantwortung dieser Frage steigt mancher in Meppen auf den Baum.
Er konzentriert sich auf Maradona und den Ball, der zwischen ihnen am Elfmeterpunkt liegt. Maradona läuft an, mit geschmeidigem Schritt, trotz seiner leichten O‑Beine, die den muskulösen Oberschenkeln geschuldet sind. Ein letztes Mal zuckt Kugler mit seinen Fingern, als wolle er Maradona herausfordern: Komm her, lass uns sehen, ob du dein Geld wert bist. Dann muss er sich entscheiden. Links! Im Moment des Absprungs ist alles schon vorbei. Maradona hat sich den Amateurtorwart ausgeguckt und im letzten Augenblick die Schussrichtung geändert. Kugler springt nicht einmal mehr ab, sondern stützt sich im Fallen mit dem Unterarm ab, während der Ball auf der anderen Seite einschlägt. „Hat er schon clever gemacht, der Maradona.“ Eine Minute später ist Kuglers Karriere zu Ende. Er wird ausgewechselt. Nach dem Spiel spricht ihn ein Lokalreporter an, ob er nicht ein Foto mit Maradona machen wolle. „Ne, lass mal“, sagt Kugler. Es ist ihm zu blöd. „Hätte ich wohl besser mal machen sollen“, sagt Kugler heute. Auch Maradona wird nach einer Halbzeit ausgewechselt.
Maradona lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er deutet nur an, was möglich ist.
Die Presse spart am nächsten Tag nicht mit Superlativen. „Superstar Maradona zaubert 45 Minuten“, „Superspiel“, „Beifall für Diego“. Und die Lokalzeitung fasst zusammen: „Als Chef im Mittelfeld des CFB sofort anerkannt, wurde er von den Mannschaftskameraden ständig gesucht und zog hervorragend die Fäden im offensiven Mittelfeld.“ Tatsächlich zeigen die raren Videoaufnahmen, wie Maradona vor dem Strafraum mühelos den Ball mit der Sohle mitzieht, um ihn im letzten Moment, bevor Manndecker Eiting am Ball gewesen wäre, mit der Hacke seitwärts weiterzuleiten. Kleine, wirkungsvolle Bewegungen. Es reicht in Meppen aus.
„Pah, Maradona“, ruft Peter Höfer in seinem Keller. Eine tolle Erfahrung war das, klar, aber angestrengt habe sich „El Dios“ ja nun wirklich nicht. Am Ende der Treppe, das Licht fällt genau in diese Ecke, hat Höfer trotzdem seine Erinnerungen gesammelt. Ein Zeitungsausschnitt, der davon erzählt, ein gerahmtes Trikot des FC Barcelona. Klebt hinter dieser Scheibe etwa der Schweiß des Maradona? „Nein“, sagt Höfer. Das Leibchen des Superstars habe niemand ergattern können. Dabei hatte Meppens kluger Zeugwart Bodo Venske vorgesorgt: Um den Spaniern beim Tausch nicht den neuen Trikotsatz zu überlassen, hatte er die Hemden aus dem letzten Spieljahr herausgelegt. „Bodo, was ist denn das?“, hatten seine Spieler gestammelt und die rotverwaschenen Trikots hochgehalten. Sollten sie damit etwa an Meppens größtem Tag auflaufen? Sie sollten. Dabei hatten die Spanier sowieso kein Interesse am emsländischen Stoff. „Nach dem Abpfiff wurde uns die Kabinentür geöffnet“, sagt Höfer, „und in der Mitte unserer eigenen Umkleide lagen die rot-blauen Trikots. Jeder durfte sich eins greifen.“
Maradonas Trikot war ohne Spur verschwunden, genauso wie der talentierte Junge, der es zuvor getragen hatte. Ein Geist, der für 45 Minuten in der Stadt war. Dort erzählen sie sich von der Begegnung. Vergessen können sie es eh nicht mehr. Kommt immer einer und ruft es in Erinnerung.