Carlo Ancelotti schreibt Geschichte, er gehört zu den erfolgreichsten Trainern der Welt. Doch noch mehr als seine Titel und Trophäen zeichnen ihn seine Menschlichkeit und Wärme aus.
Darauf legt der 62-Jährige wert. Als nach dem Gewinn der Meisterschaft Fotos von Spielern und ihm mit Zigarre im Mund auftauchten, sagte er: „Es ist ein Foto mit meinen Freunden. Die Spieler sind meine Freunde.“
Unter Ancelotti kommt es nicht vor, dass nach einer Taktik-Ansprache die Köpfe rauchen und gestandene Profis nicht mehr wissen, wann sie als abkippender Sechser zum herauskippenden Sechser werden müssen, er lässt die Spieler machen. „Manchmal sind Freiheiten auf dem Platz noch wichtiger, als alles im kleinsten taktischen Detail zu planen“, unterstreicht Toni Kroos.
Wo auch immer man einen „Königlichen“ vor einem Mikrofon sieht, es ergießen sich Lobeshymnen über Don Carlo. Auch Torwart Thibault Courtois stimmt mit ein: „Er ist wie ein Vater, der auch streng sein kann, aber herzlich, scherzend, freundlich ist“. Und Papa Carlo? Nach dem Sieg im Champions-League-Finale tanzte er mit seinen 62 Jahren über den Rasen des Stade de France, Seite an Seiten mit seinen Schützlingen.
Aber nicht nur die hat er überzeugt. Carlo Ancelotti hat Alphabosse auf seine Seite gezogen wie kein Zweiter. Die obersten Vorgesetzten seiner fünf Meistertitel: Silvio Berlusconi, Roman Abramowitsch, Tamim bin Hamad Al Thani (Staatsoberhaupt des Emirats Katar), Uli Hoeneß und Florentino Pérez. Und in einem Geschäft, das sich selber oft ein bisschen zu ernst nimmt, tritt der „Maestro“ mit einer Gelassenheit auf, die sich nicht nur im Sieg sondern vor allem in Niederlagen zeigt. Das bestätigt Karl-Heinz Rummenigge in einem Interview: Als dieser Ancelotti davon unterrichtete, dass seine Zeit beim FC Bayern zu Ende gehen würde, habe Ancelotti den Bayern-Boss mit den folgenden Worten in den Arm genommen: „Du bist nicht mehr mein Chef, aber du bleibst mein Freund“. Da flossen sogar beim erfahrenen Rummenigge die Tränen.
Carlo Ancelotti ist eine große Persönlichkeit, vielleicht die größte Persönlichkeit im aktuellen Weltfußball. Das zeigt sich auch in seinem letzten Triumph, als er für einen Moment der einsamste Mann im Stade de France war. Als er als erster die Medaille überreicht bekam und sich auf dem blauen Siegerpodest niederließ. Bis sich ausgerechnet Dan Ceballos zu ihm gesellte. Ancelotti und Ceballos – das passt nicht so richtig, dachte man, vor allem nach dem Auftritt in der Copa del Rey, als Ceballos Einwechselung sich verzögert und dieser genervt in Richtung Ancelotti abgewunken hatte. Mit solchen Nichtigkeiten hält sich Ancelotti jedoch nicht auf, zu wichtig sind ihm Menschlichkeit und Nähe. Und so saß er da, ganz offensichtlich zufrieden, zufrieden mit sich, zufrieden mit der Welt, zufrieden mit der Mannschaft, aus der er eine Einheit gemacht hatte.
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