Was im umfangreichen Konzept der DFL zur Saisonfortsetzung fehlt, ist ein Plan zum Videobeweis. Dürfen sich 24 Personen dicht gedrängt in den Kölner Keller hocken? Oder finden ausgerechnet die Geisterspiele ohne VAR statt?
Etwa 100 Quadratmeter misst der ominöse Keller in Köln, in dem das Video Assist Center der DFL stationiert ist. In dem fensterlosen, abgedunkelten Raum sind sechs Arbeitsstationen eingerichtet, an denen die angesetzten Schiedsrichter-Teams zeitgleich arbeiten. Pro Spiel arbeitet jeweils ein vierköpfiges Team. Zur Prime Time am Samstagnachmittag befinden sich demnach bei maximal sechs 15:30-Spielen 24 Personen auf den 100 Quadratmetern. Muckelig. Oder in Zeiten von Corona: Gefährlich.
Mark Clattenburg, ehemaliger Premier-League-Schiedsrichter, glaubt nicht, dass der VAR, so wie wir ihn kennen, irgendwo zum Einsatz kommen kann, wenn das Social Distancing gewahrt werden soll. „In der Realität sehe ich keine Chance wie der Fußball überhaupt wieder anfangen kann, solange eine Kontaktvermeidung gilt“, sagte er der Daily Mail.
Ein DFL-Sprecher ließ dahingehend auf Anfrage verlauten: „Unter den selben Prämissen wie bei der Erstellung des Konzepts zur Saisonfortsetzung, werden wir ein Konzept zur Durchführung des Videobeweises bei Geisterspielen erstellen.“ Noch gäbe es allerdings keins. Hygienemaßnahmen wie Mundschutz für alle Akteure und Plexiglasscheiben zwischen den Arbeitsplätzen seien jedoch geplant.
Den Videobeweis in Vans vor den Stadiontoren oder gar aus dem Homeoffice heraus zu steuern, sieht die DFL nicht als Option. Die Verbindung sei dafür zu störungsanfällig, außerdem laufen die Glasfasernetze aus den deutschen Stadien im Kölner Video Assist Center zusammen.
Das britische Pendant zum Kölner Keller ist der Bunker im Stockley Park, einem Gewerbegebiet im Londoner Stadtteil Hillingdon. Bei jedem Premier-League-Spiel besetzt ein dreiköpfiges Team bestehend aus einem VAR-Hauptschiedsrichter, einem Assistenten und einem Zuständigen für die Hawk-Eye-Technik die Monitore. Ein Mindestabstand sei schlicht nicht möglich, so Clattenburg.
„Vor allem nicht, wenn mehrere Spiele zeitgleich stattfinden.“ Was jedoch in keiner der europäischen Ligen zu vermeiden ist, wenn man die Saison bis zum 30. Juni beenden will. Und von Pokalspielen und europäischen Wettbewerben ist da noch gar keine Rede.