Weil Superstar Hao Haidong das chinesische Regime kritisierte, wird sein Name aus allen Verzeichnissen getilgt. Doch die Sache ist komplizierter.
So weit, so von der Meinungsfreiheit gedeckt. Allein dass die in China nicht existiert. Weshalb der Staat mit etwas Verzögerung reagierte. Hatte sich das Sportmagazin „Titan” kurz nach dem Statement noch nur von Hao distanziert, wurde sein Name nach wenigen Stunden nur noch mit H. abgekürzt. Kurz darauf begann die Zensurabteilung alle Einträge mit Verbindung zum einstigen Volkshelden zu löschen. Haos Social-Media-Kanal bei Weibo, der annähernd acht Millionen Follower hatte, wurde kurzerhand vom Netz genommen.
Doch ganz so einfach sind die Verhältnisse nicht gelagert. Denn das Video von Hao und seiner Frau, eine ehemalige Weltklasse-Badmintonspielerin, zu der sich mittlerweile in China auch nichts mehr finden lässt, wurde auf dem Kanal des chinesischen Geschäftsmanns Guo Wengui veröffentlicht. Der hatte sich nach seiner Flucht aus China als Ankläger des Regimes stilisiert. Doch viele der vermeintlichen Geheimnisse, die er anschließend auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht hatte, stellten sich als völlig unbegründet dar, wie die Washington Post enthüllte.
Auf dem Kanal ist auch auch Video zu sehen, das Gao am selben Tag auf einem Boot zeigt. Mit ihm: Steve Bannon, der ehemalige Berater von Donald Trump und rechte Hardliner. Er soll Guo beim Aufbau eines Nachrichtenkanals geholfen haben. Auf See verlasen die beiden vor laufender Kamera ein Manifest, dessen Inhalt nicht weniger als die Gründung eines neuen, chinesischen Staates vorsieht. Im Hintergrund des Videos ist die Freiheitsstatue von New York zu sehen. Zur gleichen Zeit stiegen Flugzeuge hoch, die Banner hinter sich herzogen: „Gratulation an den Bundesstaat von Neu-China!”
Auszüge aus dem Manifest hatte auch Hao, der chinesische Rekordspieler, zitiert. In den chinesischen Medien ist davon nichts zu finden. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, es gebe keinen Anlass für einen Kommentar.
Dabei bleiben einige Fragen offen. Zum Beispiel, warum der serbische Erstligist Radnicki Nis am Dienstag einen jungen Chinesen vor die Tür setzte. Hao Runze, Sohn des 50-jährigen Superstars und neuen Staatsfeindes, hatte vor wenigen Tagen zum ersten Mal für die Serben getroffen. Nun musste er seine Koffer schon wieder packen.
Guo Wengui verdächtigt Peking hinter den Vorgängen. Laut des Vereins sei diese Entscheidung völlig unabhängig von den Geschehnissen um seinen Vater gefallen.