Heute wird Samuel Eto’o 40 Jahre alt. Der Kameruner war nicht nur ein fantastischer Fußballer, sondern auch immer für einen kleinen (oder größeren) Skandal gut. Ein Rückblick auf die schönsten Eskapaden.
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Apropos Alter: Heute wird Eto’o 40 Jahre alt. Seine Ex-Freundin Anna Barranca behauptete einst indes, dass Eto’o wesentlich älter sei, nach ihrer Rechnung würde er heute bereits 47 Jahre alt sein. Wenige Wochen vor der WM 2014 sagte sie: „Für mich ist es bewiesen, dass Samuel sich jünger gemacht hat, als er nach Europa kam. Ich denke, Samuel wurde 1974 geboren.“ Zuvor hatte bereits sein damaliger Trainer José Mourinho Zweifel an dem Alter seines Schützlings geäußert: „Das Problem ist, dass Chelsea ein Stürmer fehlt. Ich habe mit Eto’o einen Einzigen und der ist 32 Jahre alt. Vielleicht 35.“ Eto’o nannte ihn daraufhin einen „Dummkopf“ und irgendwo dachte Otto Pfister: „Da hilft nur: Bein aufsägen und Jahressringe zählen.“ So weit kam es aber nicht. Eto’o insistierte noch mehrmals auf sein Alter, und als er wenige Monate später mit Everton an die Stamford Bridge zurückkehrte, war der Streit offenbar aus der Welt geschafft: „Ich habe kein Problem mit José und werde ihm am Wochenende die Hand schütteln.“
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„Immer werde ich aufs Geld reduziert. Das mag ich nicht“, sagte Samuel Eto’o einmal. Das Zitat muss aus dem Zusammenhang gerissen sein, denn eigentlich ging es in Eto’os Karriere immer nur um eines: Geld. 2008/09 soll sich Eto’o nahezu jedem Fußball liebenden Ölmilliardär der Welt angeboten habe. Der Verein sei egal, hieß es damals, Hauptsache, es klingele in der Kasse. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete damals von einem Klub aus Usbekistan, der 40 Millionen Euro für eine Saison geboten haben soll. Eto’o blieb zunächst in Europa, weil er auch bei Inter Mailand ganz ordentlich verdiente: Mit 10,5 Millionen Euro Jahresgehalt wurde er der Top-Verdiener der Serie A. Gleichzeitig besaß er einen vorzeigbaren Fuhrpark, allerdings war die Sache mit dem Autofahren komplizierter als die mit dem Toreschießen – in den kommenden Monaten mussten ein Hummer, ein Jaguar und ein Ferrari an der Leitplanke dran glauben. 2011 kam endlich der ersehnte Wechsel zu einem Oligarchenverein zustande, Eto’o heuerte bei Anschi Machatschkala im Nordkaukasus an. Dort trainierten die Spieler hinter Stacheldrahtzaun auf einem Gelände mit gelben Palmen aus phosphoreszierendem Plastik. Eto’o kassierte für diesen Standortnachteil 20 Millionen Euro. Im Jahr. Netto. Natürlich.
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Für den FC Barcelona schoss Samuel Eto’o sagenhafte 108 Tore in 145 Spielen. Dennoch verband ihn und den Klub eine Art Hassliebe, denn im sensiblen Star-Gefüge um Lionel Messi und Ronaldinho gab es immer wieder Reibereien. So auch im Februar 2007, als er während der Champions-League-Partie auf der Bank schmorte. Trainer Frank Rijkaard war der Ansicht, dass der Stürmer noch nicht fit sei für die Startelf, denn er hatte zu dem Zeitpunkt gerade eine dreimonatige Verletzungspause hinter sich. Der Kameruner sah das naturgemäß anders und setzte sich schlecht gelaunt zu den Ersatzspielern. Als Rijkaard ihn nach 85 Minuten einsetzen wollte, wurde die gesamte Fußballwelt Zeuge, wie ein Spieler die Autorität eines Barca-Trainers untergräbt: Eto’o rührte sich nämlich nicht vom Fleck und verweigerte die Einwechslung. Als er dafür am nächsten Tag von verschiedenen Journalisten kritisiert wurde, platzte ihm die Hutschnur. Er lästerte über Ronaldinho, der angeblich nur an sich denke, und über Frank Rijkaard, der ein schlechter Mensch sei.
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Es war natürlich nicht das einzige Mal, dass Eto’o sich mit einem Trainer überwarf. Als Javier Clemente, Kameruns Nationalcoach von 2010 bis 2011, Samuel Eto’o bei einem Spiel gegen den Senegal auswechseln wollte, reagierte der Stürmer einfach nicht. Auch Pep Guardiola bekam später mal die wilde Eto’o‑Mixtur aus Egoismus, Ehrgeiz und Größenwahn ab. Nach seinem Weggang bezeichnete Eto’o den heutigen Bayern-Trainer als „Feigling“, weil er ihn angeblich nicht respektierte und das Spiel nicht verstehe. Nach einem Wiedersehen im Rahmen eines Champions-League-Spiels zwischen Inter Mailand und dem FC Barcelona sagte Eto’o: „Guardiola war kein großartiger Spieler, und als Trainer hat er nichts bewiesen.“ Vor dem Spiel habe er ihn nur widerwillig per Handschlag begrüßt.
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Zum Schluss noch unser persönliches Highlight: Samuel Eto’o verschwand natürlich nicht nur klammheimlich von Trainingseinheiten wie einst in Genua, sondern sagte auch mehrmals Länder- oder Ligaspiele ab. Manchmal gab er vor, über Nacht erkrankt zu sein, zweimal allerdings versicherte er, eine Audienz beim Staatspräsidenten zu haben. In Barcelona foppte er so Frank Rijkaard, in Kamerun redete er sich so bei Winnie Schäfer raus. Blöd nur, dass er am Tag der angeblichen Audienz einen Autounfall in Malaga hatte – und mit seinem zerlegten Luxuswagen die Titelseiten der spanischen Presse schmückte.