Eingangssturm, Verletzte und Pyro-Inferno: Union-Fans erfüllen beim BVB das Klischee randalierender Hooligans. Schuld ist aber auch das Sicherheitskonzept vor Ort.
Als die Spieler auf den Wiederanstoß warten, und Schiedsrichter Jochen Drees wartet, bis die Rauchschwaden aus dem Dortmunder Westfalenstadion abgezogen sind, sieht man in einem Kameraschwenk Christian Arbeit auf den Platz treten. Im Hintergrund leuchtet die Nord, und Arbeit verrichtet seinen Job. Der Union Berlin-Pressesprecher fotografiert das Warten der Mannschaften im Scheinwerferlicht.
Hinter Arbeit brennt die Nordtribüne. Wie bereits vorher im Berliner Boulevard angekündigt. Die Union-Fans, auf der Tour ihres Lebens in das größte Stadion des Landes, reisen mit einem Sonderzug voller Pyrotechnik an, hieß es dort. Kostenpunkt: 2.500 Euro. Brennzeit: Mehre Minuten. Ein „einmaliges Pyro-Inferno“ sei da geplant. Doch auf der Nord gibt es nur ein „Infernochen“, wie die Dortmunder Lokalzeitung „Ruhr Nachrichten es später nennen wird.
Am frühen Donnerstagmorgen zieht die Dortmunder Polizei eine erste Bilanz. Dort findet sich ein Verletzter durch Pyrotechnik. Dort finden sich aber auch noch einige andere Dinge. Folgendes steht in der laufenden Nummer 1370:
„Eine vorläufige Bilanz der Polizei stellt sich folgendermaßen dar: 3 Ingewahrsamnahmen, 28 Strafanzeigen, 15 leichtverletzte Fußballanhänger durch den polizeilichen Einsatz von Pfefferspray, 6 leichtverletzte Polizeibeamte (5 durch Böller und einer bei den Einlasskontrollen), 2 unbeteiligte Verletzte (einmal durch Körperverletzung und einmal durch Pyrotechnik).“
Polizisten erleiden Knalltrauma
Das Pyro-Inferno war die große Sorge, der Einlass zum Gästeblock des Westfalenstadions wieder einmal das eigentliche Probleme. Bereits im Vorfeld wurde das Pokalspiel der zweiten Runde als Risikospiel eingestuft. Kleinere Scharmützel zwischen den Fangruppen, dazu eine Armee von bis zu 12.000 Fans aus der Bundeshauptstadt. Das langte. Auch für ein ordentliches Chaos vor dem Einlass.
Am Spieltag reisen die Fans mit drei Sonderzügen an. Der erste erreicht den Dortmunder Hauptbahnhof kurz nach 18 Uhr. Von dort werden die Hauptstädter über den Nordausgang in die U‑Bahn Richtung Stadion geschleust. Auf der Passage zwischen Fern- und Nahverkehr werden fünf Polizisten durch Böllerwürfe verletzt, erleiden ein Knalltrauma, bleiben jedoch dienstfähig.