Fünf Jahre, fünf Aufstiege: Basara Mainz mischt den Amateurfußball auf. Dank eines prominenten Paten und vieler Talente aus Japan. Was ist da los?
Weit über 200 Spieler hat er in den vergangenen Jahren nach Deutschland gelotst. Lange bevor es den Verein Basara Mainz gab, gründete Taka eine Spielervermittlung mit Büros in Spanien, Italien, England und Montenegro. Zweimal im Jahr fliegt er nach Japan, um in einem offenen Probetraining Jugendspieler seiner Heimatprovinz zu scouten und die talentiertesten Nachwuchshoffnungen nach Europa zu vermitteln. Die meisten von ihnen unternehmen ihre ersten Gehversuche bei ambitionierten Amateurvereinen im Großraum Mainz, in der Nähe von Taka, der hier für seine Firma Europlus arbeitet.
Mit seiner Agentur bietet er den fußballerischen Austausch im Komplettpaket, mietet Wohnungen an, organisiert Sprachkurse und Aufenthaltsgenehmigungen. In all den Jahren, in denen er auf den Sportplätzen zwischen Koblenz, Worms, Offenbach und Mainz umhersprang, um sich von Teammanagern und Trainern über die Entwicklung seiner Spieler zu erkundigen, merkte er, dass die Integration zusehends auf der Strecke blieb. Manche Jungs waren desillusioniert nach 14 Tagen wieder abgereist. Die Sprachbarriere, Probleme mit der deutschen Mülltrennung. Auch hochveranlagte Kicker konnten ihr Potenzial nicht komplett abrufen.
„Basara ist auch mit der Idee entstanden, junge Spieler schrittweise an die höchsten deutschen Spielklassen heranzuführen. Wir wollen sie fördern und fordern, aber nicht überfordern“, sagt Taka, der für seine jungen Landsleute Trainer, Berater und Lehrer in einem ist. Ob er auch Ersatzpapa für seine Spieler… „Nein!“, unterbricht der zweifache Familienvater energisch. Alle Spieler müssten lernen, ihren Einkauf eigenständig zu regeln und alleine ein Busticket zu lösen. Auch deshalb redet er in der Kabine deutsch und schiebt die Spielsteine gestenreich an der Magnettafel umher, um alle mitzunehmen. Nur in Vier-Augen-Gesprächen weicht Taka auf seine Muttersprache aus.
Basara Mainz ist ein Verein der Gegensätze. Japanische Fernsehsender reisten schon nach Mainz, um auf dem schmucklosen Sportplatz, der außer zwei Parkbänken keine Sitzgelegenheit für Zuschauer bietet, eine Kurzdokumentation zu drehen. Alle Partien, auch Testspiele, werden im Netz gestreamt. Zu jedem Training gibt es einen Instagrampost auf japanisch für die über 2.000 Follower. Das entscheidende Relegationsspiel zum Aufstieg in die Verbandsliga sahen mehrere tausende Fans vor ihren Bildschirmen, am Spielfeld jubelten nur eine Hand voll Anhänger. Die Schiedsrichter ziehen sich im Kabuff des Platzwarts um und huschen nach dem Spiel zum Duschen in die Heimkabine. Die Kluft zwischen sportlichem Erfolg und der Infrastruktur wird mit jedem Aufstieg größer.
Auch das Heimspiel gegen Waldalgesheim legt dieses Manko offen. Am Bierstand sind die Auswärtsfans in der Überzahl. Den Ausschank organisiert heute Stephan Bröker, der verletzte Mittelfeldmotor des Teams. Wenn sich genug japanische Spieler aus der zweiten Mannschaft zusammenfinden, dann wird aus dem Bierwagen auch Sake, japanischer Reiswein, ausgeschenkt. Um mehr Zuschauer anzulocken, wurde bereits traditionelle japanische Tänze auf dem Kunstrasen vorgeführt.