Wenn der DFB in diesen Tagen das 50-jährige Jubiläum des deutschen Frauenfußballs feiert, entbehrt das nicht einer gewissen Ironie. War es doch gerade der Verband, der verhindert hat, dass dessen offizielle Geschichte bereits früher beginnt. Wir stellen drei Pionierinnen vor, die schon vor 1970 den Kampf gegen Windmühlen aufnahmen.
Den allerdings die Betonköpfe vom DFB eher als Alptraum empfanden. In einem geharnischten Brief an den Münchner Oberbürgermeister Thomas Wimmer beschwerte sich DFB-Funktionär Dr. Georg Xandry bitterlich über die Genehmigung des Spiels durch die Stadt: „Mit der in Frage stehenden Veranstaltung sind Sie uns in unserem Kampf gegen den Frauenfußball gleichsam in den Rücken gefallen, was dem bisher guten Verhältnis zwischen der Stadt München und uns nicht dienlich sein kann.“
Christa Kleinhans waren solche Scharmützel egal, sie ließ sich von nichts und niemandem aufhalten. Bis Mitte der sechziger Jahre florierten die freundschaftlichen Begegnungen, national wie international. Mit der Auflösung von Fortuna Dortmund – einige Spielerinnen heirateten, andere hörten altersbedingt auf – war es 1965 jedoch auch mit der Nationalelf, die bis dahin über 150 Auswahlspiele absolviert hatte, ziemlich abrupt vorbei.
Eine Entwicklung, die insbesondere Kleinhans bedauerte, hatte sie doch für den Fußball sogar auf ihre Hochzeit verzichtet, weil der zukünftige Gatte verlangte, die Balltreterei zu beenden. „Ich wollte mir ums Verrecken nicht das Fußballspielen verbieten lassen, weder vom DFB noch von meinem Partner“, begründete sie ihre damalige radikale Haltung.
Wenn die sogenannten 68er in Deutschland für einen Kulturwandel sorgten, dann hat davon zumindest ein bisschen auch der Frauenfußball profitiert. Als Maria Breuer einige Jahre zuvor mit den Jungs auf dem Dorfplatz kickte, musste sie sich noch schnell verstecken, wenn zufällig der Pfarrer des Weges kam. Später ließ sie ein Lehrer zwar in der Schulmannschaft mitspielen, allerdings musste sie sich dafür als Junge verkleiden.
Doch die Zeiten änderten sich. Immer mehr Vereine wollten sich vom DFB eine Ächtung der Frauen nicht vorschreiben lassen, zu ihnen gehörte auch der SC Bad Neuenahr. Sein Frauenteam behandelte der Klub fast gleichberechtigt und so fand Maria Breuer dort vieles vor, von dem Christa Kleinhans ein Jahrzehnt zuvor höchstens träumen konnte: Übungsleiter, einen richtigen Platz und ja, sogar Flutlicht.
Im Frühjahr 1970 veranstaltete der SC Bad Neuenahr ein internationales Frauenturnier, und wurde ein paar Monate später zur inoffiziellen Weltmeisterschaft nach Italien eingeladen, veranstaltet vom Spirituosenhersteller „Martini & Rossi“. Weil der immer noch störrische Fußballbund den Damen untersagte, als Nationalteam zu spielen, traten sie als Stadtauswahl an, mit der gerade mal 17-jährigen Maria Breuer im Tor. Noch jünger war die erst 15-jährige Martina Arzdorf, die im Turnierverlauf für die beiden einzigen Tore der Mannschaft sorgte.
Arzdorf wurde danach sogar ins „Aktuelle Sportstudio“ eingeladen und kurz darauf hatte der DFB ein Einsehen und „legalisierte“ den Frauenfußball – weniger aus Überzeugung als aus der Sorge heraus, die Kontrolle über die Entwicklung ein für allemal zu verlieren. Für Maria Breuer fing die Karriere erst richtig an. 1978 wurde sie Bad Neuenahr Deutscher Meister und bestritt 1983, dreizehn Jahre nach ihrem italienischen Abenteuer, sogar noch ein Länderspiel für die neuformierte Nationalelf. Ganz offiziell.