Was kein Geringerer als Rainer Bonhof da stolz in die hanseatische Dämmerung reckt, das ist der Supercup. Der echte. Also keine der Billigkopien, die DFB oder DFL seit 32 Jahren den Leuten unterjubeln.
Der Meister aus Gladbach war sogar noch früher ausgeschieden als Hamburg, womit die beiden amtierenden nationalen Titelträger unfreiwillig einen freien Termin in ihrem Kalender hatten. Im Herbst 1976 forderte Krohn die Fohlen zu einem Spiel um den „Nationalen Supercup“ heraus. Das Vorbild für den Namen lieferte wohl der europäische Supercup, der seit einigen Jahren von einer holländischen Zeitung organisiert wurde. Die Idee, Meister und Pokalsieger eines Landes gegeneinander spielen zu lassen, war aber natürlich viel älter. In England hatte das schon seit einem halben Jahrhundert Tradition.
Trotzdem war der DFB nicht begeistert. Er untersagte eine offizielle Austragung des Wettbewerbs, fügte in seinem Statement aber an: „Ein normales Freundschaftsspiel wird der DFB dagegen nicht verbieten.“ Krohn zeigte sich nur mäßig beeindruckt. Er ließ einen mehr als 50 Zentimeter hohen Pokal herstellen, in den das Wort „Supercup“ graviert wurde. Und, vielleicht um auf Nummer sicher zu gehen, der Zusatz: „90 Jahre HSV“. Journalisten nannten ihn spöttisch den „Peter-Krohn-Becher“, der Volksmund taufte ihn „Peters Pott“.
Der Trick funktionierte. Alle Fans und auch die Zeitungen bezeichneten die Partie wie selbstverständlich als „Supercup“. Nur der anvisierte Gegner aus Gladbach war etwas vorsichtig und sprach im Vorfeld der Partie stets nur von einem „Freundschaftsspiel“.
Gladbachs höchste Gage
Bis es so weit war, musste Krohn noch ein weiteres Problem lösen. Gladbach hatte nämlich einen Manager, der zwar leiser und seriöser als sein Gegenpart beim HSV war, aber nicht minder geschäftstüchtig: Helmut Grashoff lehnte eine Beteiligung an den Zuschauereinnahmen als Antrittsprämie ab, sondern forderte eine Garantiesumme. Es war die Rede von unglaublichen 200.000 Mark. Krohn handelte die Fohlen zwar noch auf 150.000 Mark herunter, doch selbst das stellte die höchste Gage dar, die Gladbach bis dahin jemals kassiert hatte.
Seine eigenen Kicker lockte Krohn mit einer Siegprämie von 1.500 Mark, dreimal so viel wie üblich. (Bei mehr als 50.000 Zuschauern wären sogar 2.000 Mark pro Nase ausgezahlt worden.) Kurz vor Weihnachten war der Deal in trockenen Tüchern: Am 8. Januar 1977 um 15:30 Uhr würde im Volksparkstadion um den Supercup gespielt werden. Zur selben Zeit, zu der das Achtelfinale im DFB-Pokal stattfand.