In unserer neuen Rubrik „Held oder Bratwurst“ rücken wir zwei Fußballprotagonisten der Woche ins Rampenlicht. Wer hat sich ins Abseits geschossen? Wem gehört ein Lebkuchenherz der Zuneigung gebacken? Hier erfahrt ihr es.
Bratwurst der Woche: José Mourinho
Dass der selbstverliebte Portugiese zur Theatralik und zur Verschwörungstheorie neigt, ist hinlänglich bekannt. Dass er mitunter seine eigenen Spieler öffentlich anzählt, um sich selbst aus der medialen Schusslinie zu ziehen, hat er bei Real Madrid wöchentlich bewiesen. Doch jetzt ging „The Special One“ einfach den einen Schritt zu weit und machte sich, ganz nebenbei, zum Deppen der Woche. Weil sein medizinischer Stab um die viel besungene Eva Carneiro beim Spiel gegen den FC Swansea seiner Meinung nach zu früh auf das Feld rannte, tobte Mourinho an der Seitenlinie dermaßen peinlich auf und ab, dass man sich an ein verzogenes Blag erinnert sah, dem irgendein anderes Kind den neuen Designer-Plastikschaufelradbagger weggenommen hatte. Der anschließende Blick war zudem dermaßen hasserfüllt, als hätte ihm Caneiro ganz nebenbei noch den schnittigen Designeranzug ruiniert und ihm einen Zettel zugesteckt, auf dem steht: „Ihre Hose steht seit 71 Minuten offen, Chef!“ Hat sie aber nicht. Und Mourinho? „Egal, ob man Trainer oder Physiotherapeut ist, man muss das Spiel einfach verstehen“, ätzte er im Anschluss über die angebliche Unfähigkeit seiner medizinischen Abteilung.
Zur Erklärung: Caneiro war auf das Feld gerannt, um den offensichtlich verletzten Chelsea-Superstar Eden Hazard zu behandeln. Da die Blues sich zu diesem Zeitpunkt nach einer Roten Karte bereits mit zehn Mann zu einem 2:2 gegen Swansea gequält hatten, sah Mourinho seine Mannschaft durch die Behandlung Hazards außerhalb des Platzes in weiterer Unterzahl – und damit in großer Gefahr. Vereinfacht kann man auch sagen, er wollte noch ein bisschen Zeit schinden, den Bus parken und sich am Ende als Schlaufuchs auf die Bühne stellen und dass 2:2 als gelungenen Start präsentieren. Als hart erkämpften Punkt gegen all die Ungerechtigkeiten der Welt (Schiedsrichter, Verbände, Aliens). Was an sich ja schon peinlich genug ist, wurde durch seine Spielchen an der Seitenlinie einfach nur noch grotesk. Deswegen, lieber José Mourinho, lassen sie gerne weiter Dampf vom Kessel und toben herum wie sie wollen, aber halten sie dann wenigstens nach dem Spiel die Klappe und lassen sie andere Menschen einfach ihren Job machen. Das Spiel endete übrigens 2:2.
Wer? Das haben wir uns auch gefragt und uns auf die Suche nach diesem liebenswürdigen Irren gemacht, dessen Beitrag zur Menschheitsgeschichte darin besteht, bei einem virtuellen Fußballmanager die Premier League zu simulieren. Und zwar nicht eine Saison lang. Und auch nicht 50 Saisons, sondern wahnwitzige 1000 Jahre hat der gute Mann die Premier League nachgespielt. Wie viele Tiefkühlpizzen, Liter Cherry Coke, Zigarettenstangen und (nun Ex-)Freundinnen er dabei verschlissen hat, ist unbekannt. Aber in 58 Tagen kann schon einiges zusammen kommen. Nicht dass wir da aus eigener Erfahrung sprechen würden. 58 Tage hat der große Unbekannte also unseren Traum gelebt und reiht sich damit ein neben Niels Bohr, Thomas Alva Edison und Werner Heisenberg, die allesamt die Menschheit mit neuem Wissen bereichtert haben, dessen unschätzbarer Wert erst viel später erkannt wurde.
Und wer weiß, wenn Sheffield United erst einmal 167 Mal englischer Meister und der FC Burnley stolze 42 Mal Champions-League-Sieger geworden ist, wie in Lorf_Yizmos Experiment, dann werden die Kinder unserer Kinder unserer Kinder unserer Kinder unserer Kinder unserer Kinder unserer Kinder unserer Kinder unserer Kinder unserer Kinder unserer Kinder unserer Kinder wissend zuraunen: „Das habe ich schon gewusst. Dank Lorf_Yizmo.“ Nachdem wir von den Heldentaten des größten Simulanten unserer Zeit erfahren hatten, traf die Redaktion spontan zusammen, um diesem stillen Helden ein Lebkuchenherz zu backen und dieses mit Zuneigung und ein bisschen Neid zu garnieren. Lorf_Yimzo ist übrigen Amerikaner und gibt Interviews stilecht nur per Mail. Wir haben ihm das Herz als HTML-Code zugesendet. Nerdstyle. Wir lieben es.