Eigentlich sollte Luca Toni längst in Rente sein. Aber er trifft immer noch. Und schraubt am Ohr. Der Mann ist ein Phänomen.
Toni verlangt die Rückzahlung der Kirchensteuer, die er 2007 bis 2009 entrichten musste. Er wirft seinen Ex-Steuerberatern falsche Beratung vor, diese schieben den Schwarzen Peter an den FC Bayern, weil eine Sekretärin des Klubs in der Spalte „Religion“ einen Strich gesetzt habe. Die Steuerberater korrigierten auf „rk“, stifteten Verwirrung und erleichterten Toni – mit Versäumniszinsen – um 1,7 Millionen Euro. Kein Konsens, kein Kompromiss, Wiedersehen am 15. Juli. Bürokratie à la Germania. Mamma Mia!
Zweiter oder dritter oder vierter Frühling in Verona
Anstatt römisch-katholisch könnte „rk“ freilich genauso gut für relativ komisch stehen, oder aber, und das würde der sportlichen Lage entsprechen: richtig klasse. Der Altmeister, der in Zeiten von Profis, die mit 23 als Routiniers gelten, zur erlesenen Methusalem-Riege zählt, wird gerühmt und gefeiert. „Wir haben es mit einem Phänomen zu tun“, schwärmt Andrea Mandorlini, der Trainer von Hellas Verona. Dort spielt Luca Toni seit 2013.
Es ist fast wie in einem modernen Fußball-Märchen. Denn in der Frequenz von Christoph Daums Biber hat der Stürmer in den Vorjahren nicht einmal ansatzweise geschraubt. Nach seinem ersten Bayern-Jahr, das er 2008 als Ballermann der Bundesliga krönte, erinnerte die Tor-Produktion eher an ein Fließband mit technischen Störungen und Bediensteten, die für Lohnstreiks die Arbeit niederlegen: fünf Treffer für den AS Rom, drei für Genua, zwei für Juventus (darunter sein 100. Tor in der Serie A), drei beim Intermezzo in Dubai, schließlich acht beim AC Florenz, wo er 2006 den „Goldenen Schuh“ als Europas bester Torjäger ergattert hatte.
Beinahe die Karriere beendet
Als die Fiorentina ihr Heil in Mario Gomez zu finden glaubte, wurde Tonis Vertrag nicht verlängert. Bei Hellas, einem kleinen Aufsteiger, kam er nochmals unter, diesmal aber, dachte man, als letztes Vehikel zur Hinauszögerung des Ausmarschs. Bereits 2012 wäre es beinahe so weit gewesen, aus tragischen privaten Gründen. Tonis Verlobte Marta Cecchetto erlitt eine Totgeburt, und der Fußballer erwog, seinen Sport zu quittieren. Marta überzeugte ihn vom Gegenteil. Im Juni 2013 wurden die beiden Eltern einer gesunden Tochter, sie heißt Bianca.