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Am 15. April 1989 trat ich durch einen Tunnel im Hills­bo­rough-Sta­dion in Shef­field ins Son­nen­licht und dachte: Wo wärst du an einem Tag wie heute lieber als hier?“ Mein Verein, der FC Liver­pool, spielte gegen Not­tingham Forest, den Klub meines Bru­ders, um den Einzug ins FA-Cup-Finale. Er stand auf dem Hills­bo­rough Kop, ich auf der Tri­büne an der Lep­pings Lane, um Barnes, Beardsley, Aldridge, Nicol, Hansen und Whelan anzu­feuern. Für mein Ticket hatte ich sechs Pfund bezahlt – ein Schnäpp­chen, um dieses Team bei diesem Wetter und in diesem alt­ehr­wür­digen Sta­dion spielen sehen zu dürfen.

Dann wird es seltsam unge­müt­lich

Als ich um kurz nach zwei Uhr in Block 3 komme, direkt hinter dem Tor, scheint die Tri­büne schon so gut wie voll zu sein. Ich lehne mich träge an einen Wel­len­bre­cher und plau­dere mit ein paar Kum­pels, die nach bes­seren Plätzen Aus­schau halten. Wäh­rend die Sonne über die Tri­büne wan­dert, ver­treiben wir uns die Zeit damit, uns unter Olé“-Rufen einen Strand­ball zuzu­werfen. Ich bin sehr froh über meinen Platz, etwa sechs Meter vom blauen Git­ter­zaun ent­fernt.

Gegen 14.35 Uhr wird es seltsam unge­müt­lich. Ein Ruck geht durch die Menge und wir werden nach vorn geschubst, aber federn von dort nicht zurück. Hier sind zu viele Leute drin“, murrt jemand hinter mir. Fast unmerk­lich kippt die zuvor unbe­schwerte Stim­mung. Wir sind die harten Kerle vom legen­dären Liver­pooler Kop, uns kann so schnell nichts erschüt­tern. Aber klamm­heim­lich schauen wir uns um, ob die anderen okay sind und sonst noch jemand beun­ru­higt ist. Viele von uns sind es, mehr noch: Wir haben Angst, hier stimmt was nicht.

Macht das ver­dammte Tor auf!“

Die Menge keucht und wälzt sich. Dann setzt sie sich langsam und wider­stre­bend fest wie sto­ckender Beton. Die Leute rammen Köpfe in Schul­tern und Rücken, um Luft zu bekommen; sie setzen Arme und Knie ein, um sich ein klein wenig Platz zu ver­schaffen. Hände drü­cken gegen meinen Rücken und Füße gegen meine Waden. Ich spüre jemandes heißen Atem in meinem Nacken. Nie­mand hat mehr die Kon­trolle über seine Bewe­gungen, schließ­lich ver­liert hinter mir jemand die Nerven und brüllt: Macht das ver­dammte Tor auf!“