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Seite 3: Kurz vor der Katastrophe

Nach einem 0:3 gegen Frank­furt Ende April gab Köppel bekannt, den BVB aus freien Stü­cken zum Sai­son­ende zu ver­lassen, ein Jahr vor Ablauf seines Ver­trages. Am Trainer lag unsere Misere nicht“, sagte Manager Michael Meier, aber die meisten Beob­achter waren sich sicher, dass Köppel seinem Raus­wurf zuvor­ge­kommen war. Seit drei Jahren war er Borus­sias Trainer, so lange hatte es in der Geschichte der Bun­des­liga noch nie­mand in Dort­mund aus­ge­halten. Doch jemand musste schließ­lich die Ver­ant­wor­tung für das über­nehmen, was sich Woche für Woche auf dem Rasen zutrug. Im nächsten Spiel zog sich Mill einen drei­fa­chen Bän­der­riss zu und nur zwei Tore von Jung­star Martin Driller ret­teten ein ent­täu­schendes 2:2 gegen Auf­steiger Wat­ten­scheid 09.

Sie laufen wie die Welt­meister“

Im Mai inter­viewte der Kicker“ halb Dort­mund zur Lage des Ver­eins. Nie­mand konnte das Mys­te­rium auf­klären. Bür­ger­meister Günter Samt­lebe sagte: Die Borussia muss da durch – und zwar aus eigener Kraft.“ Man­fred Buse vom Sponsor Con­ti­nen­tale“ meinte: Ich habe keine rich­tige Erklä­rung dafür, warum es nicht so läuft, wie wir uns das wün­schen.“ Und ein Brat­wurst­ver­käufer namens Paul West­phal erklärte: Man muss der Borussia ja zuge­stehen, dass sie was tut, aber das Tor des Geg­ners müsste oft fünfmal so groß sein.“ Er schloss seine Aus­füh­rungen mit dem zeit­losen Satz: Sie laufen wie die Welt­meister, aber vorne im Sturm klappt nichts.“

Auch ich hatte keine Erklä­rung. Dafür aber eine Lösung. Die Borussia musste ganz ein­fach auf eine Mann­schaft treffen, die einen noch schlech­teren Lauf hatte. Das konnte nur eines der drei letzten Teams sein: die abge­schla­gene Hertha, der 1. FC Nürn­berg oder Bayer Uer­dingen. Gegen Hertha ging der BVB dann auch prompt 2:0 in Füh­rung – am Ende hieß es 2:2. In Nürn­berg gab es nur ein 1:1. Es war unfassbar. Dort­mund hatte seit 167 Tagen kein Fuß­ball­spiel mehr gewonnen und eine Heim­nie­der­lage gegen Uer­dingen am dritt­letzten Spieltag würde die Elf, von der einige dachten, dass sie um den Titel mit­spielen könnte, tat­säch­lich mitten in den Abstiegs­kampf schi­cken.

Die Erlö­sung nach 85 Minuten

Das Spiel fand an einem Frei­tag­abend statt. Ich hatte gehört, dass einer der beiden Uer­dinger Stürmer im Abstiegs­fall nicht zu halten war, also schaute ich ihn mir genau an. Mitte der ersten Hälfte wurde er an der Außen­linie von zwei Dort­munder Ver­tei­di­gern bedrängt. Irgendwie schlug er einen Haken, huschte durch beide hin­durch und hatte die erste von vielen, vielen Uer­dinger Chancen. Wenn das hier gut aus­geht, müssen wir den kaufen“, sagte ich zu meinem Bruder.

Sekunden vor der Pause wurde der besagte Stürmer von Günter Kutowski im Dort­munder Straf­raum gefoult. Der Schieds­richter zeigte auf den Elf­me­ter­punkt. Ich schlug die Hände vors Gesicht. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Diese Pech­strähne wollte ein­fach kein Ende nehmen. Egal, was die Spieler in Schwarz-Gelb anstellten, es ging alles schief. Marcel Witeczek lief an und schoss. Tor­wart Teddy de Beer hielt.

Nach der Pause wurde das Spiel mit jeder Minute schlechter, als es ohnehin schon gewesen war. Trotzdem ging die La Ola durchs Sta­dion. Es dau­erte geschla­gene 85 Minuten, bis Helmer die erste halb­wegs brauch­bare Flanke vors Uer­dinger Tor brachte. Weg­mann ver­wer­tete sie zum ein­zigen Tor des Abends. Ich jubelte nicht, son­dern setzt mich ein­fach nur erschöpft auf die Stufen. Es war end­lich vorbei.

Chappi und Ottmar Hitz­feld

Natür­lich gewann der BVB prompt auch die nächsten beiden Spiele, in Lever­kusen und gegen St. Pauli, um die Saison auf Rang 10 zu beenden. Der Uer­dinger Stürmer, der mir so gut gefallen hatte, war Sté­phane Cha­puisat. Wenige Minuten nach dem Abpfiff des Uer­dingen-Spiels gab der BVB den Namen des neuen Trai­ners bekannt. Er hieß Ottmar Hitz­feld.