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Inzwi­schen kann ich die Uhr danach stellen, oder wenigs­tens den Kalender. Am Tag nach einem Spiel des BVB ruft jemand bei mir an und bittet um a.) eine Stel­lung­nahme, b.) eine Erklä­rung oder c.) am besten beides zusammen. So habe ich im Laufe dieser Saison schon mit ame­ri­ka­ni­schen Radio­sen­dern die Ver­letz­ten­mi­sere erör­tert, auf indi­schen Web­sites die Taktik seziert, für deut­sche Maga­zine was über die Neu­zu­gänge geschrieben und für eng­li­sche Publi­ka­tionen die Stim­mung unter den Fans ein­ge­schätzt. Jetzt habe ich a.) keine Lust und b.) keine Ideen mehr, des­wegen gehe ich nicht mehr ans Telefon, wenn eine mir unbe­kannte Nummer im Dis­play erscheint.

Eine Eigen­dy­namik – wie damals

Aber natür­lich kenne ich die Nummer von Alex Raack, also nahm ich am Morgen nach dem 0:2 in Frank­furt seinen Anruf ent­gegen. Aha, 11Freunde online. Lass mich raten, worum es geht, Alex. Ja, habe ich gesehen. Nein, weiß ich nicht. Um ehr­lich zu sein, Alex, glaube ich das gar nicht. Nein, das auch nicht. Tut mir leid, ich will dar­über nicht mehr schreiben, ich habe auch keine Ahnung, was. Das habe ich schließ­lich alles schon mal erlebt. Das Ganze hat genau wie damals ein­fach eine Eigen­dy­namik ange­nommen, aber das klingt zu simpel.
 
Was damals war? Na ja, im Grunde war es so wie jetzt. Du hast dir das Spiel ange­sehen und wuss­test, dass irgendwas schief­gehen würde. Was soll ich tun? Das auf­schreiben? Na gut, das werde ich ja wohl noch hin­kriegen.

Die Saison, an die ich bei fast jedem aktu­ellen Auf­tritt der Borussia denken muss, ist nicht 2006/07, als das Team fünf Spiel­tage vor Schluss nur zwei Punkte Vor­sprung auf den 16. Platz hatte, und auch nicht die Hor­ror­spiel­zeit 1999/2000, in der Udo Lattek den Abstieg ver­hin­dern sollte und es auch tat.

Helmer war der Beste, Rum­me­nigge spielte toll

Statt­dessen denke ich an Weih­nachten 1990. Der BVB lag nach der Hin­runde auf dem fünften Platz (weil Lever­kusen noch ein Nach­hol­spiel hatte) und war die stärkste Aus­wärts­mann­schaft der Bun­des­liga. Thomas Helmer galt als bester deut­scher Libero, Michael Rum­me­nigge spielte eine tolle Saison und obwohl keiner der Stürmer so richtig abräumte, ver­teilten sich die Tore schön gleich­mäßig auf Frank Mill, Flem­ming Povlsen und Jürgen Weg­mann. Prä­si­dent Gerd Nie­baum sagte: Unser Sai­son­ziel bleibt unver­än­dert der UEFA-Pokal.“ (Noch gab es keine Cham­pions League.) Trainer Horst Köppel meinte völlig zurecht: Jetzt können wir beru­higt in den Urlaub fahren.“